Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Komm-Festival droht das Aus
Weingartens Zuschüsse für Soziokultur sind fragwürdiger denn je.
WEINGARTEN - Dem Kulturzentrum Linse in Weingarten droht wieder einmal die Kürzung der städtischen Zuschüsse. Zumindest konnte sich der Gemeinderat auf keine gemeinsame Lösung einigen, die der Linse die Zuschüsse für Soziokultur der beiden vergangenen Jahre garantiert. Sollte sich diese Tendenz nach den Haushaltsberatungen im Spätsommer bewahrheiten, würde es das Ende des Komm-Festivals bedeuten. Doch nun bekommt die Linse prominente Unterstützung. Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha hat sich in die Diskussion eingeschaltet und fordert ein Umdenken bei den Gemeinderäten. „Ich kann ja nur appellieren, aber das mache ich gerne“, sagt Lucha. „Für so wenig Zuschüsse bekommt man 365 Tage so viel Kultur. Das ist unbezahlbar.“
Denn Lucha ist sich der Bedeutung und Wirkung der Linse bewusst. Kaum eine andere kulturelle Institution in Weingarten habe solch eine Strahlkraft und wirke so weit in die Region hinaus. Das Kulturzentrum stehe für eine etwas andere, aber ebenso bedeutsame Kultur. „Das ist eine kulturelle und soziale Daseinsvorsorge“, sagt Lucha. „Da wo man Potenziale hat, sollte man sie auch fördern.“
Unwürdiges Geschachere Doch genau das scheinen die Weingartener Stadträte aktuell nicht im Sinn zu haben. In der vorletzten Gemeinderatssitzung wurde wieder einmal um jeden Euro an sogenannten soziokulturellen Zuschüssen geschachert, ohne ein Ergebnis zustande zu bringen. Denn keiner der Anträge, ob 20 000 Euro oder 15 000 Euro dauerhaft oder 20 000 Euro oder 17 500 Euro für ein Jahr, ging durch. Doch letztlich könnte das sogar noch einmal eine Chance für das Komm sein. Denn selbst eine sichere Förderung von 20 000 Euro jährlich würde nicht für das Komm reichen. Laut Barbara Brugger von der Linse braucht es mindestens 25 000 Euro im Jahr, um sicher planen zu können.
Denn alleine um den Status des soziokultururellen Zentrum zu erhalten, braucht die Linse 12 000 Euro im Jahr. Weitere 3000 Euro stehen als Fixkosten für die Fete de la Music. „Für das Komm brauchen wir mindestens 10 000 bis 12 000 Euro“, sagt Brugger. „Wenn wir nicht insgesamt 25 000 Euro kriegen, gibt es kein Komm.“
Verwirrung um Sitzungsvorlage In diesem Zusammenhang lief auch im Vorfeld der Gemeinderatssitzung einiges in der Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Linse schief. In der Sitzungsvorlage für die Gemeinderäte war eine Summe von 20 000 Euro eingeplant gewesen. Laut Stadtverwaltung wären damit die Fete de la Music und das Komm gesichert gewesen. Doch hatte Brugger nach eigener Aussage Fachbereichsleiter Rainer Beck schon vor der Sitzung darauf hingewiesen, dass das Geld nicht reiche. „Herr Beck wollte nicht verstehen, dass wir für 20 000 Euro kein Komm machen können“, sagt Brugger.
Das sieht Beck etwas anders. Er sei davon ausgegangen, dass das Geld reiche. „Ich hatte das als Hinweis verstanden, aber nicht so gelesen, dass es nicht geht“, sagt Beck. „Ich bin davon ausgegangen, dass es so funktioniert.“Wenn er gewusst hätte, dass die Zuschüsse von 20 000 Euro nicht reichen, hätte er den Vorschlag so nicht gebracht. Auch ihm sei die Linse und das Komm sehr wichtig. „Ich habe versucht, so viel wie möglich zu retten“, sagt Beck. Doch angesichts der aktuellen Lage hofft auch er, dass der Gemeinderat noch einmal in sich geht und der Linse bei den Haushaltsberatungen für das kommende Jahr einen entsprechenden Zuschuss gewährt.
Kaum ein Stadtrat in Linse Denn an diesem hängt noch weitere finanzielle Unterstützung. Das weiß natürlich auch Manne Lucha. „Die städtischen Zuschüsse sind so wichtig, weil davon auch der Landeszuschuss mit dem Faktor 2 zu 1 abhängt. Das Land legt also noch einmal 50 Prozent der städtischen Zuschüsse oben drauf“, sagt der Sozialminister, der in den vergangenen Jahren selbst häufig zu Gast im Kulturzentrum war.