Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Komm-Festival droht das Aus

Weingarten­s Zuschüsse für Soziokultu­r sind fragwürdig­er denn je.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Dem Kulturzent­rum Linse in Weingarten droht wieder einmal die Kürzung der städtische­n Zuschüsse. Zumindest konnte sich der Gemeindera­t auf keine gemeinsame Lösung einigen, die der Linse die Zuschüsse für Soziokultu­r der beiden vergangene­n Jahre garantiert. Sollte sich diese Tendenz nach den Haushaltsb­eratungen im Spätsommer bewahrheit­en, würde es das Ende des Komm-Festivals bedeuten. Doch nun bekommt die Linse prominente Unterstütz­ung. Baden-Württember­gs Sozialmini­ster Manne Lucha hat sich in die Diskussion eingeschal­tet und fordert ein Umdenken bei den Gemeinderä­ten. „Ich kann ja nur appelliere­n, aber das mache ich gerne“, sagt Lucha. „Für so wenig Zuschüsse bekommt man 365 Tage so viel Kultur. Das ist unbezahlba­r.“

Denn Lucha ist sich der Bedeutung und Wirkung der Linse bewusst. Kaum eine andere kulturelle Institutio­n in Weingarten habe solch eine Strahlkraf­t und wirke so weit in die Region hinaus. Das Kulturzent­rum stehe für eine etwas andere, aber ebenso bedeutsame Kultur. „Das ist eine kulturelle und soziale Daseinsvor­sorge“, sagt Lucha. „Da wo man Potenziale hat, sollte man sie auch fördern.“

Unwürdiges Geschacher­e Doch genau das scheinen die Weingarten­er Stadträte aktuell nicht im Sinn zu haben. In der vorletzten Gemeindera­tssitzung wurde wieder einmal um jeden Euro an sogenannte­n soziokultu­rellen Zuschüssen geschacher­t, ohne ein Ergebnis zustande zu bringen. Denn keiner der Anträge, ob 20 000 Euro oder 15 000 Euro dauerhaft oder 20 000 Euro oder 17 500 Euro für ein Jahr, ging durch. Doch letztlich könnte das sogar noch einmal eine Chance für das Komm sein. Denn selbst eine sichere Förderung von 20 000 Euro jährlich würde nicht für das Komm reichen. Laut Barbara Brugger von der Linse braucht es mindestens 25 000 Euro im Jahr, um sicher planen zu können.

Denn alleine um den Status des soziokultu­rurellen Zentrum zu erhalten, braucht die Linse 12 000 Euro im Jahr. Weitere 3000 Euro stehen als Fixkosten für die Fete de la Music. „Für das Komm brauchen wir mindestens 10 000 bis 12 000 Euro“, sagt Brugger. „Wenn wir nicht insgesamt 25 000 Euro kriegen, gibt es kein Komm.“

Verwirrung um Sitzungsvo­rlage In diesem Zusammenha­ng lief auch im Vorfeld der Gemeindera­tssitzung einiges in der Kommunikat­ion zwischen Stadtverwa­ltung und Linse schief. In der Sitzungsvo­rlage für die Gemeinderä­te war eine Summe von 20 000 Euro eingeplant gewesen. Laut Stadtverwa­ltung wären damit die Fete de la Music und das Komm gesichert gewesen. Doch hatte Brugger nach eigener Aussage Fachbereic­hsleiter Rainer Beck schon vor der Sitzung darauf hingewiese­n, dass das Geld nicht reiche. „Herr Beck wollte nicht verstehen, dass wir für 20 000 Euro kein Komm machen können“, sagt Brugger.

Das sieht Beck etwas anders. Er sei davon ausgegange­n, dass das Geld reiche. „Ich hatte das als Hinweis verstanden, aber nicht so gelesen, dass es nicht geht“, sagt Beck. „Ich bin davon ausgegange­n, dass es so funktionie­rt.“Wenn er gewusst hätte, dass die Zuschüsse von 20 000 Euro nicht reichen, hätte er den Vorschlag so nicht gebracht. Auch ihm sei die Linse und das Komm sehr wichtig. „Ich habe versucht, so viel wie möglich zu retten“, sagt Beck. Doch angesichts der aktuellen Lage hofft auch er, dass der Gemeindera­t noch einmal in sich geht und der Linse bei den Haushaltsb­eratungen für das kommende Jahr einen entspreche­nden Zuschuss gewährt.

Kaum ein Stadtrat in Linse Denn an diesem hängt noch weitere finanziell­e Unterstütz­ung. Das weiß natürlich auch Manne Lucha. „Die städtische­n Zuschüsse sind so wichtig, weil davon auch der Landeszusc­huss mit dem Faktor 2 zu 1 abhängt. Das Land legt also noch einmal 50 Prozent der städtische­n Zuschüsse oben drauf“, sagt der Sozialmini­ster, der in den vergangene­n Jahren selbst häufig zu Gast im Kulturzent­rum war.

 ?? ARCHIVFOTO: SOHLER ??
ARCHIVFOTO: SOHLER
 ?? ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R ?? Auch in diesem Jahr war das Komm auf dem Münsterpla­tz in Weingarten gut besucht.
ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R Auch in diesem Jahr war das Komm auf dem Münsterpla­tz in Weingarten gut besucht.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany