Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburger Krippenladen Ludwig Lipp schließt Ende Juli
Kein Nachfolger: bedeutet Aus für das Geschäft – Vor 70 Jahren gegründet
RAVENSBURG - Krippen, Kerzen, Heiligenfiguren, Bürobedarf, Messer, Pokale – es ist das bunt zusammengewürfelte Sortiment, das den Charme des Geschäfts Ludwig Lipp in der Obere-Breite-Straße 30 in Ravensburg ausmacht. Es ist ein Charme, den es bald nicht mehr gibt. Denn die Inhaber Erika Lipp-Fetzer und Norbert Fetzer hören auf. Ab dem 22. Juli räumen sie ihren Laden aus.
„Es tut schon weh“, sagt Norbert Fetzer. 38 Jahre lang hat er das Geschäft zusammen mit seiner Frau geführt. Erika Lipp-Fetzer hatte es von ihren Eltern im Jahr 1979 übernommen. Doch jetzt ist Schluss. „Wir geben unseren Laden nicht wegen wirtschaftlicher Gründe auf “, betont Erika Lipp-Fetzer. Es sei vielmehr das Alter. „Mein Mann wird 70, ich bin 64 und unsere Kinder möchten den Laden nicht weiterführen“, so Lipp-Fetzer. Drei Kinder hat das Ehepaar: Zwillinge im Alter von 31 Jahren und einen Sohn mit 37 Jahren. Sie sind Zahnarzt, Kinderärztin und Rechtsanwalt. „Sie haben andere Berufe“, so Norbert Fetzer. Richtig schlimm findet er es allerdings nicht, dass es keinen erneuten Generationenwechsel geben wird. „Der Laden hat seine Zeit hinter sich“, meint Fetzer. „Jemand Junges kann man hier nicht reinstellen.“
Traurig und erleichtert zugleich Auch Erika Lipp-Fetzer ist über das Ende traurig und erleichtert zugleich. „Es ist schon komisch, ich bin es gewohnt, jeden Tag hier zu sein“, sagt Lipp-Fetzer. Vor 70 Jahren gründete ihr Vater das Geschäft. Damals stand der Verkauf von Büroartikeln, vor allem Kugelschreibern, im Fokus. Seither hat es laut Lipp-Fetzer keine schlechte Phase gegeben. Für die Zukunft ist sie allerdings weniger optimistisch. „Es wird nicht einfacher für den Einzelhandel – auch wegen des Internets“, sagt die 64-Jährige.
Vor etwa 40 Jahren haben Erika Lipps Eltern das frühere Stahlwarengeschäft Knödler, das direkt nebenan in der Eisenbahnstraße lag, übernommen. Die beiden Häuser wurden vereinigt. Die Stahlwaren in das LippSortiment aufgenommen. Vor zweieinhalb Jahren gab es dann im hinteren Teil des Gebäudes einen Umbau. Es wurden Trennwände eingezogen, die Ladenfläche wurde verkleinert. Als Mieter in Richtung Eisenbahnstraße zog die Schokoladenmanufaktur ein.
Das Geschäft Lipp, in dem schon Herzoge, Gräfinnen und Ex-Radrennfahrer Jan Ullrich eingekauft haben, beschreibt die Inhaberin so: „Es war alt, seit Jahrzehnten unverändert und mit einem eigenartigen Sammelsurium an Produkten.“Doch die Leute hätten genau das geliebt. Alte wie junge Kunden hätten bei ihnen eingekauft, so Lipp-Fetzer. Vor allem die Krippen liefen gut. Bei den Heiligenfiguren geht die Nachfrage jedoch seit einiger Zeit zurück. „Man merkt schon, dass die Religion mittlerweile einen anderen Stellenwert hat“, sagt die Ravensburgerin. Sie selbst ist gläubige Katholikin. Besonders verbunden fühlt sie sich den Kreuzen und Kruzifixen. „Es sind wunderschöne, aussagekräftige Gegenstände fürs Herz“, beschreibt sie.
Nachmieter gesucht Aus diesem Grund möchte Lipp-Fetzer die Devotionalien auch nicht ganz aufgeben. Beim Christkindlesmarkt wird sie weiterhin einen Stand haben, bei der Oberschwabenschau ebenso. Ansonsten wollen sie und ihr Ehemann vor allem die freie Zeit genießen, Sport machen und reisen.
Was mit den etwa 110 Quadratmetern Ladenfläche passiert, wenn die Familie Lipp-Fetzer auszieht, ist noch nicht klar. Das Gebäude ist in Familienbesitz. „Wir suchen noch einen Mieter“, so Erika Lipp-Fetzer.