Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
SZ-Nothilfe setzt sich für Obstbauer ein
Mit 108 000 Euro wurde 2016 in mehr als 300 Fällen unbürokratisch Hilfe geleistet
RAVENSBURG - Im 20. Jahr ihres Bestehens bleibt die SZ-Nothilfe ihrer Aufgabe treu. Sie leistet wirksame und unbürokratische Hilfe für Menschen in Not in Stadt und Kreis Ravensburg. Bei der Jahreshauptversammlung im Ravensburger Medienhaus gab es einen beeindruckenden Rückblick auf 2016 – in mehr als 300 Fällen wurde mit durchschnittlich 350 Euro und insgesamt rund 108 000 Euro Hilfe geleistet – und einen zuversichtlichen Ausblick. Beim Benefizkonzert mit Ravensburger Fanfarenzügen im Hirschgraben am 8. September wird das 20-jährige Bestehen gefeiert, so die Vorsitzende Angelika Vogler-Rieger.
Dass die Not bisweilen in der Mitte der in Oberschwaben ja durchaus wohlsituierten Gesellschaft ankommt, zeigte sich in der anschließenden monatlichen Arbeitssitzung. Da wurde mit großer Betroffenheit das von der Diakonie weitergeleitete Hilfegesuch eines Obstbauern aus einer kleinen Kreisgemeinde registriert. Die Landwirtsfamilie mit zwei kleinen Kindern droht in den Schulden zu versinken, weil nach dem Komplettausfall der Kirschenernte den laufenden Ausgaben kaum noch Einnahmen gegenüberstehen. Wenigstens die nötigsten Versicherungen für den Hofbetrieb will die SZNothilfe zunächst bezahlen sowie die nicht mehr finanzierbaren Ausgaben für Schülerfahrkarte, Schulessen und Kita-Gebühren für die Kinder der Bauernfamilie. Kinderbetreuung ist dringend nötig, denn die Landwirtsfrau muss einen zusätzlichen Job übernehmen, um zum Familieneinkommen beizutragen.
Keine Frage, dass die Mitglieder der knapp 20-köpfigen Ravensburger SZ-Nothilfe-Runde diesem Hilfegesuch zustimmten. Auch weitere Anträge gingen ohne große Diskussion durch: beispielsweise die Finanzierung einer Ferienfreizeit für zwei Jungs, die mit ihrer vom gewalttätigen Vater geflüchteten Mutter im Ravensburger Frauenschutzhaus leben. Oder der Kauf eines günstigen TVGeräts für eine in einem Wohnheim lebende behinderte Frau, die sich einen solchen „Luxus“von ihrem geringen Taschengeld nicht leisten kann und der sich mit dem Fernseher ein Fenster zur Welt öffnet. Nicht immer gehen die Hilfegesuche so anstandslos durch: Bisweilen erscheint die Not nicht gar so groß oder der Antrag ist nicht mit der nötigen Sorgfalt ausgefüllt. Da ist es sehr hilfreich, wenn Fachleute – beispielsweise von Caritas, Diakonie, Anode, Arkade oder Familienhelferinnen – für ihre Klienten die Anträge stellen und für professionelle Begleitung sorgen.
106 000 Euro kamen zusammen Sorgfalt ist den Mitgliedern der SZNothilfe wichtig. Geht es doch um Spendengeld. Immerhin rund 106 000 Euro kamen 2016 zusammen, so Schatzmeister Karl-Josef Gelder, darunter auch Einnahmen durch eigene Aktionen wie den Stand auf dem Ravensburger Christkindlesmarkt oder Benefizkonzerte. Speziell die Mehlsäcke haben sich 2016 wieder für die SZ-Nothilfe ins Zeug gelegt sowie die Sportler beim Indoor-Cycling von Radius/Reischmann. Neben großzügigen Firmenspenden, wie von Rafi in Berg, Elektrogroßhandel Hermann Müller Ravensburg, Leutkircher Bank oder Schwäbischem Verlag, sind es viele kleine Spenden. Seit 20 Jahren überweise eine Frau, die ihren Namen nicht genannt wissen will, monatlich 20 Euro, sagte Gelder gerührt. Und Irmgard Dörr, die von Anfang an als Mitglied bei der SZ-Nothilfe mitmachte, will nach ihrem Ausscheiden aus dem Kreis der Aktiven künftig ihr Scherflein ebenfalls mit einem monatlichen Dauerauftrag beitragen.
Die Regionalgruppe Allgäu unter dem Dach der SZ-Nothilfe hat sich wieder besonders um Spenden bemüht und rund ein Drittel zu den Einnahmen beigesteuert. 31 Hilfegesuche wurden von der eigenständig arbeitenden Gruppe bewilligt, darunter 15 000 Euro im tragischen Fall eines schwer erkrankten Kindes einer fünfköpfigen Familie aus Bad Wurzach. Der Bericht der Vorsitzenden der Allgäugruppe, Susi Weber, wurde mit Beifall zur Kenntnis genommen. Ihre Wiederwahl war eine reine Formsache.
Spendenkonten der SZ-Nothilfe bei der Volksbank Ravensburg, IBAN DE91630901 00302 0000 03, oder der Kreissparkasse Ravensburg, IBAN DE36 650 501 110 0048 001920. Weitere Infos gibt es online unter www.sz-nothilfe.de.