Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kulturförderung ist nun fix geregelt
Städtische Richtlinie kann in Bad Waldsee neuen Projekten finanzielle Unterstützung anbieten
BAD WALDSEE - Die Stadt Bad Waldsee hat eigene Kulturförderrichtlinien erarbeitet, die die finanzielle Unterstützung künstlerischer Projekte regeln. Der Verwaltungsausschuss hat das vierseitige Werk einstimmig abgesegnet. Über Details wurde allerdings diskutiert.
Mit der Richtlinie können Kritikpunkte örtlicher Kulturschaffender ausgemerzt werden. So ist beispielsweise die Anlaufstelle für Kultur nun klar definiert. In Walter Gschwinds Fachbereich „Wirtschafts- und Kulturraum“wurde die Abteilung Kultur installiert. Es stehen allein 20 000 Euro aus dem neu geschaffenen Kulturetat zur Verfügung. Und wie explizit in der Kulturförderrichtlinie geschrieben steht, können Projektanträge bei der Tourist-Information in der Ravensburger Straße eingereicht werden. In der Richtlinie ist ebenfalls geregelt, welche Projekte förderfähig sind. Dabei orientierte sich Gschwind an bestehenden Richtlinien und Erfahrungswerten der Städte Ravensburg, Radolfzell und Schweinfurt.
Wie Gschwind dem Gremium erläuterte, ist das Regelwerk in zweierlei Hinsicht anwendbar. Einerseits können die Kulturschaffenden ihre Projekte selbst einreichen. Andererseits könnte die Stadt zu speziellen Beiträgen aufrufen, beispielsweise bei einem Stadtjubiläum. Gschwind betonte, dass es die einmaligen Projektförderungen oder Impulsförderungen (siehe Kasten) lediglich für neue Ideen gibt: „Bestehende Kunstprojekte werden nicht gefördert. Denn Projekte, die bereits am Laufen sind, haben bewiesen, dass sie bestehen können.“Und so machte sich der städtische Kulturbeauftragte dafür stark, die Richtlinie auf den Weg zu bringen, ein Jahr Erfahrungen zu sammeln und dann gegebenenfalls nachzujustieren. TRAUERANZEIGEN
Vor der Abstimmung brachte Bernhard Schultes (FW) Bedenken zur Richtlinie zum Ausdruck. Schließlich werden Benefizveranstaltungen und Projekte von Fördervereinen von der Förderung von vornherein ausgeschlossen. „Da finde ich nicht fair“, sagte Schultes. Dass Fördervereine andere Finanzierungsquellen haben und dass es keine Doppelförderung geben soll, entgegnete Gschwind und ergänzte: „Bei Benefizveranstaltungen soll möglichst viel Geld abgegriffen werden. Das passt mit einer Förderung für mein Verständnis nicht zusammen.“Schultes hakte nach und machte deutlich, dass über Benefizveranstaltungen Künstler in die Stadt geholt werden können, die hier andernfalls nicht auftreten würden. Bürgermeister Roland Weinschenk bat darum, das Konzept so anzugehen und in einem Jahr – „bei Bedarf“– Veränderungen vorzunehmen. Stefan Senko (FW) sprach sich dennoch für die Aufnahme der Fördervereine aus. Gschwind versprach, dem Gremium über die Kulturförderung zu berichten und Stärken wie auch Schwachstellen zu benennen.
Sonja Wild (CDU) wollte wissen, ob laufende Betriebe von der Förderung profitieren und spielte damit auch auf das Stadtkino Seenema an. Das Kino stieß die Diskussion um die Kulturförderung im vergangenen Jahr an. Gschwind erklärte, dass bestehende Konzepte „ausdrücklich nicht in der Kulturförderrichtlinie“berücksichtigt sind. Einzelprojekte könnten allerdings eingereicht werden. Schultes hatte zuvor bereits nach Förderung bestehender städtischer Kulturinitiativen gefragt. Dazu Geschwind: „Einrichtungen wie Spektrum K werden parallel gefördert. Nicht alles, was mit Kulturarbeit zusammenhängt, wird über den 20 000-Euro-Topf abgevespert.“