Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vom Wiener Wald nach Monaco
Biberacher Florian Scheit verbringt 37 Tage allein in den Alpen
BIBERACH (sz) - 1700 Kilometer in 37 Tagen hat Florian Scheit durch die Alpen zurückgelegt. Auf seiner Solo-Alpendurchquerung von Ende Mai bis Anfang Juli folgte der 25-jährige Biberacher den Alpen vom Wiener Wald bis in die Seealpen und sammelte auf dem Weg 81 000 Höhenmeter.
Fernwandern hat in den vergangenen Jahren sehr an Popularität gewonnen. Es gibt verschieden Varianten die Idee einer mehrwöchigen Wanderung umzusetzen, vom komfortablen Hüttentrekking bis zur minimalistischen Selbstversorgung im Stil der großen amerikanischen Fernwanderwege. Von diesem Konzept des so genannten UltralightWanderns hat sich Scheit inspirieren lassen und machte sich mit sieben Kilo Gepäck auf den Weg die Alpen zu durchqueren. „Mehrere Wochen mit dem Zelt in den Bergen unterwegs zu sein, das hat mich gereizt seit ich vom Konzept des ThruHikings gehört habe“, berichtet er. „Das war für mich die einzig vorstellbare Art des Fernwanderns.“
Hochgebirge ist das Highlight Die Alpen sind quasi direkt vor der Haustür, also hat es aufgrund der Kosten und des Organisationsaufwands keinen Sinn ergeben, für die erste Wanderung in die USA zu fliegen. „Die Idee, die Alpen von Ost nach West, vom Anfang bis zum Ende zu durchqueren, hat mich direkt begeistert“, erklärt Scheit seine Motivation. Die Highlights der Tour waren für ihn die Abschnitte im Hochgebirge. Durch die Dolomiten wählte Scheit eine relativ hoch gelegene Route über die Tofana und den Piz Boè als Dach der Tour mit 3152 Metern. Die Felsstöcke der Dolomiten bieten einen unvergesslichen Anblick und müssen eigentlich von jedem Wanderer einmal im Leben bewandert werden. Das zweite Highlight war die Einsamkeit der Sentiero Roma. Der Weg führt über 30 Kilometer ausschließlich auf Steigen zwischen 2300 und 3000 Metern – ohne jegliche Straßen- und Dorfberührung Richtung Lago di Como. Aufgrund des frühen Zeitraums in der Wandersaison war in den Höhenlagen zum Teil noch viel Schnee vorzufinden.
Auf einer Solowanderung in der Offseason in abgelegenen Gebieten besteht natürlich immer die Gefahr, dass eine harmlose Verletzung zu großen Problemen führen kann. Doch Scheit erreichte sein Ziel an der Côte d’Azur wohlbehalten und ohne Zwischenfälle. Am Ende lag die durchschnittliche Tagesleistung bei 46 Kilometern und 2200 Höhenmetern.