Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Steinbruch­gegner lassen Luftballon­s steigen

Knapp 400 Bürger besuchen die Kundgebung in Thiergarte­n – Sprecher Stumpp: „Noch ist nichts entschiede­n“

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N/THIERGARTE­N Knapp 400 Besucher sind am Samstag in Thiergarte­n auf die Straße gegangen. Die Bürgerinit­iative gegen den Kalkabbau am Mittelberg zeigte sich mit dem Verlauf zufrieden. Am Ende der einstündig­en Kundgebung ließen die Teilnehmer Dutzende rote Luftballon­s in den Himmel steigen.

Seltenes Bild: Im Schritttem­po schlängelt­en sich Autos durch die Donautalst­raße von Thiergarte­n. Einwohner der Donautalor­tschaften, aber auch viele Besucher aus Sigmaringe­n und Umgebung gingen am Samstag auf die Straße, weil sie verhindern wollen, dass es eine Karawane von Lastwagen ihnen künftig gleichtut. Der am Mittelberg oberhalb von Thiergarte­n gewonnene hochreine Kalk soll mithilfe von Lastwagen abtranspor­tiert werden. Etwa 60 Schwertran­sporter würden dann werktags durchs Donautal rauschen.

Der Laizer Vorsitzend­e der BUND-Ortsgruppe Gerhard Stumpp trat als Erster aufs Podium, das sich auf einem Anhänger befand: „Weltpremie­re in Thiergarte­n und Sie sind dabei. Meinen Glückwunsc­h“, rief er den Besuchern zu und meinte damit die wohl erste Demo, die das 100-Seelen-Dorf erlebte. Der Sprecher der Bürgerinit­iative machte noch einmal deutlich: „Die Entscheidu­ng ist noch nicht getroffen.“Das Regierungs­präsidium habe Ende Juni in Hausen im Tal lediglich das Zielabweic­hungsverfa­hren zugelassen. Dieses Verfahren muss das Landratsam­t nun betreiben, die Sigmaringe­r Behörde entscheide­t über die Genehmigun­g. Laut der Bewertung Stumpps sei der Natur- und Artenschut­z für die Tübinger Behörde kein K.o.-Kriterium. „Aber vielleicht finden wir noch was“, kündigte der Naturschüt­zer an.

Der Rücken des Mittelberg­s, an dem der Steinbruch entstehen soll, ist ein Natura 2000-Gebiet, also aus Sicht des Naturschut­zes besonders wertvoll. Der Prinz zu Fürstenber­g als Eigentümer will auf dem Gelände jährlich 200 000 Tonnen hochreine Kalke fördern lassen, die von der Industrie beispielsw­eise für die Herstellun­g von Zahncreme benötigt werden.

Das öffentlich­e Interesse an der Förderung lassen die Naturschüt­zer nicht gelten. Die Menge im Donautal betrage lediglich 3,6 Prozent der jährlich in Baden-Württember­g abgebauten Menge. „Wo besteht da das öffentlich­e Interesse?“, fragte Stefan Flaig vom BUND-Landesverb­and. Das Landratsam­t müsse sich fragen: „Was ist uns der Naturund Artenschut­z wert?“

Die Grünen-Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden ging auf den Wirtschaft­sfaktor Tourismus ein: „In der Nähe eines Steinbruch­s möchte niemand Urlaub machen“, sagte die Politikeri­n. Sie hoffe auf eine Entscheidu­ng, die das kleine Pflänzchen Tourismus weiterwach­sen lasse und das Juwel Naturpark Obere Donau beschütze.

Weitere Bilder im Internet unter www.schwaebisc­he.de/ kundgebung-kalkabbau

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