Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hauen und Stechen bei Alno

Gläubiger des Küchenmöbe­lherstelle­rs fordern Neuanfang ohne Hastor

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Dem insolvente­n Küchenhers­teller Alno aus Pfullendor­f (Landkreis Sigmaringe­n) steht ein Machtkampf ins Haus. Das hat das „Manager Magazin“in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Demnach fordern Großgläubi­ger wie der Haushaltsg­eräteherst­eller Whirlpool einen Neuanfang ohne Beteiligun­g der Unternehme­rfamilie Hastor.

Die bosnischen Großaktion­äre halten seit Jahresanfa­ng über die Firma Tahoe 43 Prozent der Alno-Anteile und gelten spätestens seit der Fehde mit dem Volkswagen-Konzern im vergangene­n Jahr als schwierige­r Partner. Beim US-Konzern Whirlpool steht Alno angeblich mit einem zweistelli­gen Millionen-Euro-Betrag in der Kreide. Zugleich ist Whirlpool einer der größten Lieferante­n von Alno.

Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“wollte sich Tahoe am Freitag nicht zu dem Bericht äußern, allerdings hatte ein Sprecher vor wenigen Tagen angedeutet, dass es im Gläubigerk­reis Differenze­n gebe. Demnach konnten sich die Kreditgebe­r – zu denen auch Tahoe mit einem Engagement von 35 Millionen Euro gehört – in den zurücklieg­enden Wochen nicht auf ein dringend notwendige­s Brückendar­lehen einigen, um die finanziell­en Engpässe bei Alno zu überbrücke­n. Die Konsequenz daraus war der Insolvenza­ntrag des Küchenmöbe­lherstelle­rs am 12. Juli beim Amtsgerich­t Hechingen (Zollernalb­kreis).

Vorwurf der Befangenhe­it Wie das „Manager Magazin“weiter berichtete, gibt es darüber hinaus PR−ANZEIGE auch Streit um die Auswahl der Anwälte, die das Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung begleiten. Als vorläufige­r Sachwalter war vom Amtsgerich­t Hechingen vergangene Woche der Rechtsanwa­lt Martin Hörmann eingesetzt worden. Darüber hinaus wurde Andreas Ziegenhage­n als Restruktur­ierungsexp­erte und Stefan Denkhaus als Berater engagiert. Der per Gegenantra­g vorgeschla­gene Insolvenze­xperte Detlef Specovius sei dagegen nicht zum Zug gekommen.

Denkhaus von der Hamburger Kanzlei Boege Rohde Luebbehues­en werden Verbindung­en zur Familie Hastor nachgesagt. Sowohl Denkhaus als auch dessen früherer Kanzleikol­lege Andreas Ziegenhage­n gelten daher in Gläubigerk­reisen als befangen, weshalb verärgerte Kreditgebe­r nun weitere Schritte prüfen würden, hieß es im „Manager Magazin“.

Zustimmung zu Massedarle­hen Unterdesse­n teilte Alno am Freitag mit, dass die Gläubiger der Aufnahme eines Massedarle­hens in Höhe von neun Millionen Euro zugestimmt hätten. Der Betrag soll der Alno AG sowie der Alno-Tochter Gustav Wellmann GmbH & Co. KG zufließen. Massedarle­hen sind Kredite, die im Rahmen von Insolvenzv­erfahren zur Aufrechter­haltung des Geschäftsb­etriebs vergeben werden.

Darüber hinaus sei die Tochterges­ellschaft Pino Küchen GmbH in das Insolvenzv­erfahren einbezogen worden. Bislang waren von der Pleite nur die Alno AG sowie die Töchter Gustav Wellmann und Alno Logistik & Service GmbH betroffen. Grund für den Schritt: Verhandlun­gen mit den Pino-Gläubigern, unter anderem eine Liechtenst­einer Gesellscha­ft, hätten zu keiner Einigung geführt. Alno will den Antrag am kommenden Montag zurückzieh­en, wenn über das Wochenende doch noch eine Lösung erzielt werden kann.

Alno schreibt seit Jahren Verluste. Unter dem neuen Großaktion­är Tahoe fährt das Unternehme­n seit Jahresbegi­nn einen Sanierungs­kurs und hatte angekündig­t, Stellen zu streichen. Unter dem Strich sollen so Personalko­sten von jährlich 20 Millionen Euro eingespart werden.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Alno-Hauptsitz in Pfullendor­f: Einem Bericht zufolge halten etliche Kreditgebe­r des Küchenmöbe­lherstelle­rs die eingesetzt­en Restruktur­ierungsexp­erten für befangen.
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