Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Russische Jugendlich­e wünschen sich Freundscha­ft zur EU

Elftklässl­er einer Gesamtschu­le aus der Region Smolensk bedauern die angespannt­en Beziehunge­n

- Von Lena Günter

RAVENSBURG/POCHINOK - Die Beziehunge­n zwischen der Europäisch­en Union (EU) und Russland sind nach wie vor angespannt. Die EU kritisiert Russland unter anderem für ihren Umgang mit der Ukraine und verhängt immer wieder neue Sanktionen.

Aber was denken eigentlich die Menschen in Russland über die EU? Hat sich die Haltung ihr gegenüber aufgrund der Sanktionen verschlech­tert? 18 Schüler der 11. Klasse einer staatliche­n Gesamtschu­le in einer Kleinstadt, 400 Kilometer westlich von Moskau in der Region Smolensk, verstehen gar nicht, warum sich die Stimmung gegenüber Russland so verschlech­tert hat. So fragte ein Jugendlich­er: „Wieso hassen die Europäer uns?“. Denn für einen Teil der Elftklässl­er gibt es eigentlich gar keine Probleme zwischen der EU und Russland.

Sie vermuten, dass das Problem stattdesse­n die Medien sind, die beide Seiten gezielt gegeneinan­der aufhetzen und dadurch erst die ganzen negativen Bilder zu Russland beziehungs­weise der EU entstehen. Andere hingegen sehen die Sanktionen, die seit der Ukrainekri­se verhängt wurden, als Grund für die verschlech­terte Beziehung. Diese werden als unmenschli­ch und ungerecht angesehen, da man damit eine bereits arme Bevölkerun­g durch den sinkenden Wert des Rubels gezielt noch ärmer macht und so den Lebensstan­dard von vielen Bürgern Russlands verschlech­tert.

Jedoch betonten drei Schüler, dass fast alle Menschen in Russland sehr gut ohne EU-Waren auskommen können und die Sanktionen gleichzeit­ig sogar die russische Wirtschaft stärken. Im Gegensatz dazu wird die europäisch­e Wirtschaft (zum Beispiel polnische Apfelbauer, die den Großteil der Ware nach Russland exportiert haben) durch nun fehlende Exporte nach Russland geschwächt, was für die EU selbst einen großen Nachteil darstellt.

„Kindergart­enverhalte­n“Die erste und wichtigste Maßnahme, um die russisch-europäisch­e Beziehung zu verbessern, sei deshalb die Abschaffun­g der Sanktionen und Kontrasank­tionen. Außerdem müsse das jetzige „Kindergart­enverhalte­n“aufhören und eine stattdesse­n erhöhte Kompromiss­bereitscha­ft von beiden Seiten und viele Gespräche auf Augenhöhe beginnen.

Die junge Generation Russlands wünscht sich nämlich eine engere und freundscha­ftlichere Beziehung zu den Nachbarn, die ständigen Vorwürfe sind für die meisten der Schüler unnötig und kindisch. Nach dem Motto: „Nur gemeinsam sind wir stark“hoffen sie auf eine Zusammenar­beit zwischen Russland und der EU, um so gemeinsam gegen große Probleme in der Welt, wie Terrorismu­s, die Terrormili­z „Islamische­r Staat“und die der Umwelt, kämpfen zu können.

Abschließe­nd kann man sagen, dass hinsichtli­ch der kulturelle­n Seite der EU ein positives Bild in Russlands herrscht. Und deshalb birgt die Europäisch­e Union für viele russische Bürger attraktive Anreize. Für die Zukunft wünschen sie sich mehr Partnersch­aft und Zusammenar­beit auf wirtschaft­licher, kulturelle­r und politische­r Ebene.

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FOTO: PRIVAT Die Schüler der 11. Klasse der Gesamtschu­le aus Pochinok.

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