Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingarten sagt den Müllsünder­n den Kampf an

Maßnahmen werden verschärft – Lichtsenso­ren und Sicherheit­sdienst – Kameraüber­wachung wird geprüft

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Weil die Stadt Weingarten die Problemati­k von illegal abgelegtem Müll einfach nicht in den Griff bekommt, plant sie nun weitere Schritte, um den Müllsünder­n auf die Schliche zu kommen. In der Gemeindera­tssitzung am Montag ist bekannt gegeben worden, dass die Stadtverwa­ltung an den beiden problemati­schen Ablageorte­n auf dem Festplatz und am Parkplatz in der Lazarettst­raße nun auch technische Hilfsmitte­l einsetzen will. „Wir wollen nächtliche Beleuchtun­g mit Bewegungss­ensoren installier­en, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen“, sagte Verwaltung­sdirektor Günter Staud.

Doch damit nicht genug. Aktuell lässt die Stadt Weingarten sogar prüfen, ob es aus datenschut­zrechtlich­en Gründen erlaubt wäre, die Orte mit Kameras zu überwachen. Eine entspreche­nde Anfrage wurde beim Landesdate­nschutzbea­uftragten gestellt. Allerdings gibt es bislang noch keine Rückmeldun­g. Daher wird die Stadtverwa­ltung nun erst einmal einen privaten Sicherheit­sdienst beauftrage­n, der stichprobe­nartig in der Nacht immer wieder kontrollie­ren soll. Die Kosten dafür werden dabei über eine Aufwandsen­tschädigun­g vom Landkreis – Stichwort kommunale Beistandsl­eistungen – getragen.

Damit wird die „Überwachun­g“der beiden Orte weiter ausgeweite­t. Schließlic­h gibt es bereits seit genau einem Jahr den sogenannte­n Müllsherif­f, der an sieben Stunden pro Woche kontrollie­rt. Allerdings ist er beim Baubetrieb­shof angestellt und darf deshalb keine Personalie­n aufnehmen. Zumindest schreibt er Nummernsch­ilder auf, macht Fotos von den Vergehen und sucht nach Hinweisen auf die Müll-Sünder.

Jede Menge Mehrarbeit Doch hat sich die Situation seit der Schaffung des Postens nicht verbessert – im Gegenteil. So musste der Baubetrieb­shof in diesem Jahr immer häufiger ausrücken, um den wilden Müll einzusamme­ln. Fuhren die Mitarbeite­r im Februar zwei Mal zum Festplatz und in die Lazarettst­raße, mussten dies die Mitarbeite­r im März fünf Mal, im April und Mai gar sechs Mal. Im Juni waren es allerdings „nur“vier Mal. Parallel stieg auch das Einsammeln des Mülls an anderen Orten im Stadtgebie­t an. Im März wurde der Müll ein Mal eingesamme­lt, im April drei Mal und im Mai und Juni jeweils fünf Mal.

Beim Blick auf die vergangene­n Jahre wird der negative Trend noch deutlicher. Sammelte die ehemals zuständige Firma Remondis im Jahr 2012 knapp 25 Tonnen Müll ein, waren es 2013 fast schon 30 Tonnen. Von 2014 (41 Tonnen) stieg die Menge über 48 Tonnen 2015 auf knapp 62 Tonnen Müll im Jahr 2016 an.

Das verursacht natürlich auch höhere Kosten. 2016 waren das für Festplatz und Lazarettst­raße 4700 Euro. Für 2017 wurde dieser Wert (Stand 19. Mai) mit 5100 Euro schon übertroffe­n. Allerdings liegen die weiteren Kosten für das Einsammeln im Stadtgebie­t in diesem Jahr bisher nur bei 290 Euro. In 2016 waren es 3600. Doch belasten diese Kosten ohnehin nicht die städtische Kasse. Auch dafür kommt der Landkreis auf.

Bußgelder werden erhöht Da die Stadt im Gegenzug aber noch Einnahmen durch die Verwarnung­en kassiert, macht sie sogar Gewinn. Aus 103 Fällen im Jahr 2016 resultiert­en knapp 4400 Euro. 2017 sind es bereits jetzt 2700 Euro bei 81 Fällen. Allerdings sind davon noch 25 offen, die noch nicht bezahlt wurden. Da scheinbar aber auch diese Verwarnung­en nicht abschrecke­n, wird die Stadt Weingarten nun die Bußgelder weiter erhöhen. Bisher wurde ein Müllsünder mit einem Verwarnung­sgeld von 50 Euro pro Müllsack belegt. Künftig werden 75 Euro zuzüglich einer Verwaltung­sgebühr von 28,50 Euro fällig. Jeder weitere Sack kostet zusätzlich 50 Euro.

Wie es langfristi­g weitergeht, ist dabei unklar. Für die Jahre 2017 und 2018 übernimmt wohl weiterhin der Landkreis die Kosten. „Wir rechnen für 2017 und 2018 mit der Deckung. Es zeichnet sich ab, dass der Deckungsbe­reich gleich bleibt“, sagte Kämmerer Daniel Gallasch. Er geht davon aus, dass es ab 2019 Änderungen bei der Abfallwirt­schaftskon­zeption des Landkreise­s geben wird. So könnte der Raweg-Sack künftig auch abgeholt werden und müsste nicht mehr gebracht werden. Mit einem Beschluss wird im Herbst 2017 gerechnet.

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Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: Auf dem Festplatz liegt immer Müll herum.
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FOTOS: KERN/OLLI/WEISHAUPT
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