Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Säulen der Freiheit“um das Wasserschloss Bettenreute
Der Skulpturenweg in der Gemeinde Fronreute ist Teil eines internationalen Kunstprojektes
FRONREUTE - Eigentlich hätte der Skulpturenweg um das Wasserschloss in Bettrenreute bei Fronhofen nur ein Jahr Bestand haben sollen. In diesem Jahr darf der Weg seinen fünften Geburtstag feiern und wartet mit einem internationalen Kunstprojekt auf: den „Pillars of Freedom – Säulen der Freiheit“.
Das Projekt wurde vom deutschen Künstler Alfred Mevissen angestoßen, der sich selber aber lieber Projektgestalter nennt. Auf der ganzen Welt – von Amerika bis nach Australien – stehen künstlerisch gestaltete Säulen, die das Thema Freiheit und den Kampf für die Freiheit symbolisieren. Wie es auf Alfred Mevissens Internetseite www.pillarsof-freedom.com heißt, sieht er die Freiheit momentan mehr in Gefahr als jemals zuvor in seinem Leben. Ziel ist es, dass bis zum 9. November dieses Jahres so viele Säulen der Freiheit wie möglich entstehen, um ein großes Symbol zu setzen. Am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, werden diese Skulpturen dann zu einem Gesamtkunstwerk zusammengeschlossen.
Die vier Säulen der Freiheit, die auf dem Skulpturenweg rund um Bettenreute stehen, wurden von vier unterschiedlichen Künstlern gestaltet. Diana Hessenthalers Werk trägt den Titel „Respect“, Respekt als Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens in einer freiheitlichen Gesellschaft. Mirko Siakkou-Flodins Werk symbolisiert die Vielfalt der Menschen. Dietmar Hawrans Säule trägt den Titel „Die Gedanken sind frei“, und Markus Meyer gestalte einen Friedensvogel, der aus dem Fundament erwächst. Angeordnet sind die vier Säulen im Quadrat und lassen damit Freiraum im Innern. Dadurch ergibt sich auch eine Würfelform, sodass sich das Werk ins Gesamtkonzept mit den anderen Skulpturen einfügt. Alle Objekte bilden einen Kubus oder beziehen sich auf das Thema. Der Grundgedanke dabei: Durch den entstehenden Raum soll eine Verbindung zwischen dem eingesperrten und dem offenen Raum symbolisieren werden.
Im weitesten Sinne gefasst, hatte der Skulpturenweg in Bettenreute schon immer etwas mit dem Thema Freiheit zu tun. Denn seit Jahrzehnten befindet sich im Wasserschloss eine Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Ravensburg – für den offenen Vollzug. „Um das Wasserschloss wurde früher immer ein großer Umweg gemacht. Die Menschen haben Abstand gehalten, sich nicht hergetraut“, berichtet Hubert Ehmann von der Situation vor der Eröffnung des Skulpturenweges. Es gab immer eine Distanz zwischen „den Verbrechern dort – und den Bürgern hier“. Das Projekt sollte Angst abbauen vor dem Thema offener Vollzug. Die Bürger sollten sich herantrauen, sich ein eigenes Bild machen. Der Weg führt rund um das Wasserschloss, entlang des renaturierten Feuertobelbaches. Er führt über das Gelände des offenen Vollzuges. Der Besucher sieht die Gefangenen dort in der Landwirtschaft arbeiten wie auch die Justizvollzugsbeamten.
Das Konzept ging auf. Bis heute finden rund um den Skulpturenweg regelmäßig Führungen statt – sowohl die monatlich öffentlichen als auch speziell anberaumte für angemeldete Gruppen. Im vergangenen Jahr hat es laut Ehmann sechs solcher angemeldeten Führungen mit bis zu 25 Personen gegeben. Bei den monatlichen Führungen nehmen etwa zehn bis 15 Personen teil.
Und auch Fronreutes Bürgermeister Oliver Spieß hält den Skulpturenweg für ein wichtiges Projekt für die Gemeinde. Es sei gesellschaftspolitisch wertvoll, weil es Barrieren abbaue. Deswegen wolle man das Projekt auch in Zukunft unterstützen.
Die nächste öffentliche Führung auf dem Skulpturenweg rund um das Wasserschloss von Bettenreute findet am Samstag, 29. Juli, statt. Treffpunkt ist die Feuertobelbachbrücke an der Kreisstraße (bei Bettenreute). Beginn ist um 14.30 Uhr. Für Gruppen werden nach telefonischer Terminvereinbarung auch Sonderführungen angeboten (Hubert Ehmann, Telefon 07505/ 12 52).