Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kommission erarbeitet Vorschlag zu Altersvers­orgung für Abgeordnet­e

Monatliche Treffen ab September – Bürger sollen am Prozess beteiligt werden

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Erstmals hat sich die Expertenko­mmission des Landtags zur Altersvers­orgung für Abgeordnet­e getroffen. „Die Welt neu erfinden werden wir nicht“, kündigte Michael Hund, Vorsitzend­er des Gremiums, am Dienstag in Stuttgart an. Ab September will sich die Kommission einmal monatlich beraten und ihren Bericht im März 2018 vorlegen. „Ich glaube daran, dass der Diskurs und die intensive Beratung einen Mehrwert hat“, so Hund.

Rückblick: Im Schnellver­fahren haben Grüne, CDU und SPD im März ein Gesetz durch den Landtag gepeitscht, welches den Abgeordnet­en ermöglicht, sich für das Alter wieder mit einer Staatspens­ion abzusicher­n. Nach einer öffentlich­en Welle der Empörung nahm der Landtag das Gesetz jedoch zurück und schlug eine Expertenko­mmission vor, die das Thema untersucht. Für weitere Empörung sorgte, dass die Kosten für eine solche Kommission von Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras mit 400 000 Euro beziffert wurden. Ein Kostenfakt­or: Vorsitzend­er sollte der frühere Bundesverf­assungsric­hter Herbert Landau werden.

An seiner Stelle führt nun der frühere Vizepräsid­ent des Bundesverw­altungsger­ichts, Michael Hund, den Vorsitz. Deshalb und wegen weiterer Einsparung­en sollen die Kosten knappe 200 000 Euro betragen. Um ein bestmöglic­hes Modell vorzuschla­gen, brauche man Zeit, sagte Hund, „und die hat man vielleicht im Vorfeld dieser Diskussion vermisst“. Das zehnköpfig­e Gremium will in seine Arbeit auch Bürger einbinden. Wie das geschehen soll, erörtere Hund mit der Staatsräti­n für Bürgerbete­iligung Gisela Erler (Grüne). „Das ist auch für mich ein Experiment“, aber „wenn man die Bürger ernst nimmt, muss man auch mit ihnen reden.“

Landesrech­nungshofpr­äsident Max Munding, der Mitglied in der Kommission ist, spricht von einem konstrukti­ven ersten Treffen. Der oberste Wächter über Verschwend­ung von Steuergeld­ern sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“zum nun gefundenen Modus und den Kosten: „Ich glaube, dass wir jetzt einen vertretbar­en Rahmen gefunden haben.“

Kritischer äußerte sich Kommission­smitglied Gabi Frenzer-Wolf, stellvertr­etende Landeschef­in des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes. „Ich bedauere es, dass wir eine Engführung im Auftrag haben“, sagte sie nach der Sitzung. Parallel zur Rückkehr zur Pension hatte der Landtag im März eine Erhöhung der Kostenpaus­chale von bisher 1548 Euro auf künftig 2160 Euro monatlich beschlosse­n. Das Budget für Mitarbeite­r für Abgeordnet­e verdoppelt­en sie von maximal 5409 Euro auf 10 438 Euro pro Monat.

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FOTO: DPA Michael Hund leitet die Kommission zum Thema Altersvers­orgung der Abgeordnet­en.

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