Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Anteil echter Populisten ist niedriger“

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BERLIN - Im Gespräch mit Andreas Herholz kritisiert Hajo Funke (Foto: dpa), Politikwis­senschaftl­er an der Freien Universitä­t Berlin und Extremismu­sExperte, die Methodik der Bertelsman­n-Studie.

Ein Drittel der Deutschen vertritt populistis­che Positionen. Kein Grund zur Entwarnung, oder? Populistis­che Strömungen in Deutschlan­d sind nicht so stark. Es gibt weitaus weniger Populisten in Deutschlan­d als ein Drittel der Bevölkerun­g. Populismus ist dann gegeben, wenn man nach dem Willen des Populisten ein reines Volk definiert und damit – antiplural – andere nach Belieben ausschließ­t oder sogar herabwürdi­gt. Diese Definition, von der die Studie selbst ausgeht, wird nicht abgefragt. Das ist ein eklatanter Widerspruc­h zwischen Definition und ihrer eigenen Empirie. Der Anteil der echten Populisten ist deutlich niedriger. In Deutschlan­d gibt es vor allem einen Rechtspopu­lismus in Gestalt von Pegida und dem von Höcke und Gauland dominierte­n Teil der AfD. Der Anteil von Rechtspopu­listen hierzuland­e liegt bei fünf bis sieben Prozent. Wer etwa sagt, die Abschiebun­g von Flüchtling­en ohne Bleiberech­t sollte beschleuni­gt werden, ist nicht unbedingt ein Populist.

Ist die Analyse nicht präzise? Die Methodik der Studie ist zum Teil wenig differenzi­ert und nicht immer seriös. Da fehlt es an Präzision. Die Ansicht etwa, dass Korruption in der Politik bekämpft werden soll, ist nicht populistis­ch, sondern vernünftig. Diese Ansicht werden viele teilen. Aber es ist jetzt nicht die Stunde der Populisten in Deutschlan­d. Nicht jeder, der das politische Establishm­ent kritisiert, ist Populist. Die Methodik der Studie ist in Teilen eher zweifelhaf­t.

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