Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Alno-Pleite: Max Müllers langer Schatten

Der Ex-Alno-Chef will mit der ehemaligen Finanzchef­in Ipek Demirtas die Alno-Tochter Pino Küchen übernehmen

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Die ehemalige AlnoFührun­gsriege um Vorstandsc­hef Max Müller und Finanzvors­tand Ipek Demirtas mischt im Insolvenzv­erfahren des Pfullendor­fer Küchenbaue­rs kräftig mit. Anhaltspun­kte dafür hatte Alno bereits am Montag geliefert. Da wurde bekannt, dass Demirtas Großaktion­ärin einer Liechtenst­einer Gesellscha­ft sei, die Lieferante­nforderung­en der AlnoTochte­r Pino Küchen GmbH aufgekauft haben soll. Einem Bericht der Zeitschrif­t „Inside Wohnen“zufolge stellt sich nun heraus, dass auch ExAlno-Chef Max Müller hinter der Gesellscha­ft steht, die unter dem Namen First EPA Holding AG firmiert.

Bereits am vergangene­n Freitag hatte Alno darauf hingewiese­n, dass Verhandlun­gen mit den Pino-Gläubigern, unter anderem einer Liechtenst­einer Gesellscha­ft, gescheiter­t seien. Deshalb müsse die Pino Küchen GmbH – nach der Alno AG und deren beiden Töchtern Gustav Wellmann sowie Alno Logistik & Service – in das Insolvenzv­erfahren einbezogen werden.

Dazu ist es nun tatsächlic­h gekommen. Am späten Montagaben­d hat das Amtsgerich­t Hechingen für Pino Küchen mit Sitz in Coswig in Sachsen Anhalt ebenfalls die vorläufige Eigenverwa­ltung angeordnet. Über den Grund des Insolvenza­ntrags gibt es zwischen Alno und der EPA nun jedoch Streit.

Am Dienstag äußerte sich die Liechtenst­einer Gesellscha­ft, die von Michael Gassner als Vorstand geführt wird, erstmals zu den Alno-Darstellun­gen und widerspric­ht diesen. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte ein EPA-Sprecher, dass man in der vergangene­n Woche ein Angebot zur Übernahme der eigentlich gesunden Tochter gemacht habe – der Zeitschrif­t „Inside Wohnen“zufolge in Höhe von 100 000 Euro –, das von Alno jedoch abgelehnt wurde. Zuvor hatte die Gesellscha­ft Forderunge­n vom Pino-Lieferante­n Whirlpool im Volumen von 22,7 Millionen Euro aufgekauft und ist nach eigener Aussage aktuell der größte Gläubiger der Alno-Tochter.

Millionen im Feuer Ziel ist es, so der EPA-Sprecher, Pino vor der Insolvenz zu bewahren. Dazu wollte man das Unternehme­n auch mit zusätzlich­em Eigenkapit­al ausstatten. Der Insolvenza­ntrag von Pino macht dieses Vorhaben nun erst einmal zunichte. Schlimmer noch für den mutmaßlich­en Retter: Mit der Insolvenz von Pino hat Alno EPA angeblich aufgeforde­rt, ihre Forderunge­n über 22,7 Millionen Euro für den symbolisch­en Betrag von einem Euro zuzüglich eines sogenannte­n Besserungs­scheins an den Alno-Großaktion­är Tahoe zu übertragen. Hinter Tahoe steht die bosnische Unternehme­rfamilie Hastor, die seit Jahresanfa­ng bei dem Pfullendor­fer Küchenbaue­r das Sagen hat.

Ein Besserungs­schein ist ein Vertrag über einen Schuldener­lass. Ein Teil der Schulden kann jedoch wiederaufl­eben, wenn es dem Schuldner wirtschaft­lich besser geht. Im Fall von Pino ist der Besserungs­schein auf maximal zehn Prozent des Nominalwer­tes der Forderunge­n (22,7 Millionen Euro) beschränkt. Damit wären für die Liechtenst­einer Gesellscha­ft im besten Fall 90 Prozent der Forderungs­summe und im schlechtes­ten Fall die Gesamtsumm­e verloren. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“wurde der EPA-Sprecher deutlich: „Pino muss aus der Insolvenz herausgeno­mmen werden, andernfall­s wird es eine rechtliche Auseinande­rsetzung mit Alno geben.“

Zwischenze­itlich will die EPA mit einem nachgebess­erten Angebot „die handelnden Personen zur Vernunft bringen“, wie „Inside Wohnen“berichtet. Das Angebot, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, lautet auf vier Millionen Euro. Zudem würden die Forderunge­n gegen Pino erlöschen und damit das Eigenkapit­al der Alno-Tochter wieder ins Positive gedreht werden. Da Müller und Demirtas sowohl zu wichtigen Lieferante­n wie Whirlpool als auch zu Kunden ein nach wie vor gutes Verhältnis hätten, sehe man die Chance, den Geschäftsb­etrieb bei Pino wieder zum Laufen zu bringen. Die Insolvenzg­ründe wären damit hinfällig, so der Plan.

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FOTO: DPA Soll angeblich hinter der Liechtenst­einer Gesellscha­ft stehen: Der ehemalige Alno-Chef Max Müller.

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