Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wunderbare Werbewelten
Ravensburg reift zur Großstadt. Woran ich das erkenne? Ganz einfach: an der stetig zunehmenden Zahl von großflächigen Plakatwänden quer durch die Stadt. Hintergrund ist, dass die Verwaltung – genehmigt vom Gemeinderat – einen Fünf-Jahresvertrag mit einem Kölner Unternehmen, das in der der Vermarktung von Außenwerbung tätig ist, geschlossen hat. Angeblich soll der Deal bis zu 222 Millionen bringen. Prämien nicht eingerechnet. Diese können wir kassieren, wenn die entsprechende Werbebotschaft evaluierbar ist. Beispiel 1: In der Georgstraße stehen zwei Tafeln. Auf der einen wird für SmartphoneVerträge geworben, auf der anderen, mit den Worten „Dufte Typen sind gesucht“, für Duschgel und Shampoo. Gegenüber ist das von Studenten genutzte i-live-Gebäude. Wenn also die Telekom nun feststellt, dass auf diese Adresse neue Handyverträge laufen, bekommt die Stadt zehn Prozent Provision. Sollten die jungen Menschen neben Facebook Zeit haben, sich mit der beworbenen Naturkosmetik zu duschen, gibt’s fünf Prozent obendrauf. Beispiel 2: Am Busbahnhof soll sich laut Werbebotschaft alle elf Minuten ein Single verlieben. Klappt dies, gibt es pro gezeugtem Kind einen gesponserten Krippenplatz. Übrigens: Auf den Wänden wird auch für die Stiftung Denkmalschutz geworben. Ob das das Stadtbild oder die Rathausfassade schöner macht? Nein. Aber im Zweifel kann der Bauhof aus den Werbeflächen immer noch umweltfreundliche Mooswände machen.