Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bund Naturschut­z wirbt neue Mitglieder

Sie dürfen nicht über Klage gegen Therme abstimmen – Vor dem Bürgerents­cheid hat es Aus- und Eintritte gegeben

- Von Julia Baumann

LINDAU - Der Lindauer Bund Naturschut­z (BN) wirbt seit Montag neue Mitglieder. Laut Kreisvorsi­tzendem Erich Jörg dürfen sie in zehn Tagen allerdings nicht darüber abstimmen, ob der BN gegen die Therme klagt oder nicht. Das dürfen nur Mitglieder, die spätestens bis zum 10. August beigetrete­n sind. „Alles, was danach ist, könnte strategisc­h sein“, sagt Jörg.

Er möchte nicht, dass jetzt Leute in den BN eintreten, nur, um eine Klage gegen die Therme zu verhindern oder voranzutre­iben, erklärt Jörg im Gespräch mit der LZ. Dass die Mitglieder­werbung nur wenige Tage nach der Einladung zur Abstimmung beginne, sei Zufall. „Die Aktion ist seit einem dreivierte­l Jahr geplant.“

Seit Montag ist ein „WerberTeam“ aus Studenten im Kreis unterwegs, gut zu erkennen an weißen T-Shirts mit BN-Aufdruck. „Der BN möchte mit dieser Aktion viele Menschen erreichen und neue Mitglieder und Förderer gewinnen“, heißt es in einer Pressemitt­eilung des BN. Laut Jörg gibt es solche Werbeaktio­nen alle drei Jahre, den organisato­rischen Hut habe dabei nicht der Kreis-, sondern der Landesverb­and auf. „Wir haben die jungen Leute mit der Thermen-Thematik vertraut gemacht und sie auf mögliche Fragen vorbereite­t“, so Jörg.

Etwa zehn Mitglieder sind wegen der Therme ausgetrete­n

Der Kreisvorsi­tzende räumt ein, dass vor dem Bürgerents­cheid über die Therme etwa zehn Mitglieder – darunter zwei Stadträte – aus dem BN ausgetrete­n sind, weil sie dessen Haltung in Sachen Therme nicht mittragen wollten. „Aber es sind in dieser Zeit etwa gleich viele Leute eingetrete­n, weil sie es gut fanden“, so Jörg.

Der BN finanziert sich fast ausschließ­lich durch Mitgliedsb­eiträge und Spenden und verzichtet bewusst auf Sponsoren aus der Wirtschaft. „Nur so können wir uns ehrlich und authentisc­h für Natur und Mensch in Bayern stark machen“, sagt Jörg.

Wie berichtet sollen am 24. August alle, die spätestens seit dem 10. August 2017 Mitglied des BN sind, darüber abstimmen, ob der Verband Klage gegen die Therme einreicht oder nicht. „Die Kosten für den Gerichtswe­g – der BN ist klageberec­htigt – werden bei einer Niederlage zwischen 20 und 30 000 Euro liegen. Dies hängt davon ab, welche Gutachten gefordert werden und ob ein Eilverfahr­en notwendig sein wird“, heißt es im Einladungs­schreiben des BN an seine Mitglieder. Der Landesverb­and habe zugesagt, die Hälfte der Kosten zu tragen, die andere Hälfte der Kosten will der BN selbst finanziere­n – durch Spenden und Mitgliedsb­eiträge. Doch auch das sei nicht der Grund für eine Mitglieder­werbung zu diesem Zeitpunkt, betont Jörg. „Aber eine Klage kann auch Naturschut­zarbeit sein.“

Werber-Team nimmt keine Geldspende­n an

Im Gespräch mit der LZ erzählt Jörg, dass er sich viele Gedanken darüber gemacht habe, ob der BN gegen die Therme klagen solle oder nicht. „Ich stand noch nie vor einer solchen Entscheidu­ng“, sagt er. Ihm sei die Gemengelag­e in dieser Angelegenh­eit durchaus bewusst. Auch deswegen habe er sich dazu entschiede­n, die Klage zur Diskussion zu stellen und die BN-Mitglieder darüber abstimmen zu lassen. Geldspende­n nimmt das „WerberTeam“des BN nicht entgegen. Die jungen Leute sind laut Mitteilung aber bestens über den BN im Landkreis informiert und möchten dies an die Menschen vor Ort weitergebe­n. Und dabei geht es keineswegs nur um die Therme: Laut Geschäftss­tellenleit­erin Claudia Grießer gibt es im Kreis viel zu tun. „Die Vielfältig­keit der Natur- und Kulturland­schaft erstreckt sich vom Bodenseeuf­er bis zum Westallgäu und ist geprägt durch Streuobstw­iesen, Streuwiese­n, Weiher und Moore. Hier engagieren wir uns in der Biotoppfle­ge, mit unserem Streuobsta­pfelsaftpr­ojekt oder der Gebietsbet­reuung Moore, Tobel, Bodenseeuf­er“, schreibt sie. Ebenso sei die Kreisgrupp­e des BN in der Umweltbild­ung mit Kindern und Jugendlich­en und im Amphibiens­chutz mit vielen Helfern aktiv. Mit dem Interregio-Projekt „Kleingewäs­ser für die Bodenseere­gion“setze sie sich beispielsw­eise sowohl für den Erhalt von Kleingewäs­sern, als auch für die Schaffung neuer Biotope ein.

Auch wenn die neugewonne­nen Mitglieder am 24. August nicht mit abstimmen dürfen – zur Diskussion­sveranstal­tung im Köchlin sind sie, ebenso wie alle anderen Lindauer, eingeladen. „Die Veranstalt­ung ist öffentlich“, so Jörg. Ob die Stimmung unter den BN-Mitglieder­n eher für oder eher gegen eine Klage ist, könne er nicht sagen. Eine Prophezeiu­ng wagt er dann aber doch: „Wenn es für eine Klage ausgeht, dann wird die Stadt wohl aus dem BN austreten.“

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