Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vorsee – ein Komödienstadel
Böttchers neues Stück und die Vorsee-Serenade waren beim Dorffest die Höhepunkte
VORSEE - Musik, schwäbische Stückle, hinreißende Komödie. Wahre Köstlichkeiten servierte der Wolpertswender Teilort Vorsee am Wochenende bei seinem traditionellen Dorffest in Anton Grundlers Garten und Stadel. Zwei Tage lang herrschte Volksfeststimmung. Und selbst Uli Böttcher vom Hoftheater Baienfurt, der am Samstagabend mit seinem Stück „Ü 50 – Silberrücken im Nebel“einen geradezu umjubelten Auftritt hinlegte, war begeistert vom Engagement der Vorseer. Vorsee habe ein großes Energie-Reservoir, lobte Böttcher. Schon Tage vorher war die Vorstellung ausverkauft.
Ihr Engagement zeigten die Vorseer nicht nur, indem sie unzählige Gäste aufs Beste bewirteten – gut 60 Vorseer waren beim Dorffest irgendwie aktiv – das zeigten sie vor allem am Sonntagabend bei der auch schon traditionellen Vorsee-Serenade. Einmal mehr erwies sich Sepp Fürst, der viele Jahre Anwalt des 150-SeelenDorfes gewesen ist, als Mundart-Komödiant par excellance. Ob er schwäbische Gedichtle und Stückle von Manfred Hepperle oder von Rolf Städele mit sonorer Stimme zum Besten gab oder Gedichte Marke Eigenbau – stets erntete Sepp Fürst reichen Beifall. Köstlich beispielsweise sein Gedicht über Nackete am Vorsee-Strand, und auch der katholische Pfarrer Pappelau, der bei der letztjährigen Martinsgemeinde, als es um die Sanierung des Vorsee-Käpele ging, einen etwas verunglückten Auftritt hatte, blieb nicht verschont. Es ist schon was dran, wenn manche sagen, der Sepp Fürst könne Hepperle-Gedichte besser rezitieren, als es der Meister selbst vermochte. Ritschi mit der Steirischen wurde nicht müde, den Auftritt Fürsts musikalisch zu begleiten und später noch eine Menge populärer Stücke aus seinem großen Repertoire zum Besten zu geben.
Schwäbisch ist ein wundersamer Dialekt. Vieles lässt sich auf Schwäbisch in einer feinen, manchmal auch groben, subtilen Weise weit treffender sagen als in der Hochsprache. Auf diesem Feld scheint das kleine Vorsee voller komödiantischer Talente zu stecken. Viele, ganz normale Vorseer entwickeln ungeahnte Talente. In drei Stückle, nach Texten von Thomas Beck gespielt, bewiesen ein Dutzend Vorseer bemerkenswerte schauspielerische Begabungen. Auch die Anwältin Sylvia Fürst, Schwiegertochter von Sepp Fürst, und ihr Mann Wolfgang hatten einen beeindruckenden Auftritt als zänkisches Ehepaar.
Der Ehekrach entzündete sich, weil der Fernseher kaputt ging. Einen Höhepunkt fand der Abend mit der Feier eines 56. Geburtstags, ein Stück in vier Akten, das eine Überraschung nach der anderen bot. Vorsee – ein Komödienstadel. Dass der in Vorsee wohnende Unternehmer Thorsten Hausmann für den richtigen Ton und zum Teil dramatische Beleuchtungseffekte sorgte, erwies sich einmal mehr als Glücksfall. Kommendes Jahr werden die Vorseer bei ihrem Stegfest wieder ganz unter sich sein.