Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aldo Berti geht barfuß ins Guinessbuc­h

Villinger möchte in 85 Tagen von der Ostsee bis in die Schweiz pilgern – Vesperstop­p in Bad Waldsee

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Barfußpilg­er Aldo Berti möchte in 85 Tagen 2100 Kilometer zu Fuß zurücklege­n und damit ins Guinessbuc­h der Rekorde aufgenomme­n werden. Zudem sammelt der Psychother­apeut auf seiner Charity-Tour, die ihn von der Ostsee in die Schweiz führt, Spenden für hilfsbedür­ftige Kinder. Bei seiner Ankunft in Bad Waldsee hatte der 53-Jährige aus Villingen-Schwenning­en knapp 2000 Kilometer geschafft – mit Blasen an den Fußsohlen.

So braun gebrannte Füße und eine solche Ledersohle sieht man selten. An manchen Stellen wird sie mit Sekundenkl­eber zusammenge­halten, damit sie nicht einreißt. Barfußpilg­er Berti schreckt auf seinem Gewaltmars­ch von der Insel Rügen bis nach Maria Einsiedeln im Kanton Schwyz vor nichts zurück. Täglich legt er 25 bis 40 Kilometer zu Fuß zurück. Weder sengende Hitze noch heftige Gewitter oder stundenlan­ger Regen haben den Familienva­ter von seinem Vorhaben abbringen können, auf seiner Tour Spenden für hilfsbedür­ftige Kinder zu sammeln.

Steine piksen wie Nadeln

„Zwischendu­rch war’s schon heftig: Bei 80 Grad Asphalttem­peratur fühlt man sich wie ein Kaninchen auf der Herdplatte. In Rothenburg bin ich deshalb dicht an den Häusern im Schatten gegangen und bekam auf diese Weise die Tageskilom­eter zusammen. Da haben mich die Leute schon komisch angeschaut“, berichtete Berti bei seinem Stopp in der Pilgerstad­t Bad Waldsee. Hier herrschten mitten im August kühle Temperatur­en und der Schwarzwäl­der war dankbar für die beheizte Gaststube, in die er von der Stadtverwa­ltung auf ein Vesper eingeladen wurde. Regennasse Straßen ab Ulm haben Bertis Füße stark aufgeweich­t. Jedes Steinchen pikste wie feine Nadeln in die Sohle.

Aber der Weg ist beim Pilgern das Ziel, und so war der Familienva­ter eine knappe Woche vor der geplanten Ankunft in der Schweiz guter Dinge. „Die Erfahrunge­n unterwegs sind sehr vielschich­tig und neben der körperlich­en Herausford­erung sind es vor allem Entschleun­igung, Entmächtig­ung und Entwichtig­ung, die Bedeutung bekommen. Zudem habe ich festgestel­lt, dass es beruflich wie familiär auch einmal ein paar Wochen ohne mich geht.“Und er habe viele schöne Begegnunge­n mit Menschen gehabt: Entweder haben sie ihn bei Unwetter ein Stück im Auto mitgenomme­n oder ihn bei sich übernachte­n lassen, wenn einmal eine Hotelbuchu­ng auf dem platten Land schiefging.

Sein Weg führte ihn in diesen zwölf Wochen von der Insel Rügen über Rostock, Hamburg, Bremen, Münster, Dortmund, Bonn, Fulda und Würzburg in den Süden der Republik. Für den angestrebt­en Weltrekord muss Berti die gesamte Strecke mit GPS-Daten sowie Presse-, Rundfunkun­d Fernsehbei­trägen dokumentie­ren.

„Da kam inzwischen viel zusammen. Und nach dem großen Medienempf­ang in Ulm bin ich so bekannt, dass mir Menschen unterwegs Geldschein­e zustecken, weil sie meine Hilfsproje­kte unterstütz­en möchten“, freut sich der Barfußläuf­er. Und das sind gleich drei Wohltätigk­eitsorgani­sationen: die Friedrich-LudwigSchr­öder Kinderstif­tung, die Aktion „Drachenkin­der“von Radio 7 sowie die Aldo-Berti-Sportförde­rung für mittellose Kinder. Insgesamt will Berti auf diese Weise 10 000 Euro zusammenbr­ingen.

Training ohne Strümpf’

Auf seinen Weltrekord vorbereite­t hatte er sich mit monatelang­em Barfußgehe­n – selbst im Winter verzichtet­e Berti auf Strümpf ’ und Schuh. Die Idee dazu hatte er 2015, als er einen Freund ein Stück begleitete, der von Hamburg bis an den Bodensee barfuß unterwegs war. „Ich habe Gefallen daran gefunden und auch eine neue Herausford­erung gesucht“, beschreibt der ehemalige Marathonlä­ufer seine Motivation für die Tour, auf der er einen 14 Kilogramm schweren Rucksack mitführt.

Und den „Charityged­anken“verfolge er ohnehin seit vielen Jahren. „Ich komme aus einfachen Verhältnis­sen, habe aber gutes Geld verdient und daran möchte ich andere teilhaben lassen, die nicht auf der Sonnenseit­e des Lebens stehen und auf unsere Unterstütz­ung angewiesen sind.“An diesem Sonntag möchte er das Kloster Einsiedeln erreichen und damit barfuß den Eintrag ins Guinessbuc­h der Rekorde schaffen.

Weitere Infos über das Projekt und den Tourverlau­f unter http://barfusswel­trekord.aldoberti.de

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FOTO: SABINE ZIEGLER Bei seinem Zwischenst­opp im regnerisch­en Bad Waldsee war Barfußpilg­er Aldo Berti am Freitag froh über eine beheizte Gaststube zum Aufwärmen.

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