Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gambia-Verein gründet sich im Landkreis
Verein soll Hilfestellung bei Wohnungs- und Arbeitssuche geben und will Kulturverein sein
KREIS RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg hat einen neuen Kulturverein: Seit 4. April gibt es den Gambia-Verein Ravensburg, seit Anfang Juli ist er als
„Gambia Verein Ravensburg e.V.“ins Vereinsregister eingetragen. Die Ziele des Vereins sind vielfältig: Anlaufstelle für Menschen aus Westafrika, Netzwerk zu sein und vor allem: sich der Probleme der Menschen aus diesem Kulturkreis anzunehmen.
Die meisten der Menschen aus Gambia kamen nämlich als Flüchtlinge nach Oberschwaben, wenn man zum Beispiel an die Gemeinschaftsunterkünfte in Berg-Kanzach, im Haus am Weiher in Altshausen oder auch an die Schützenstraße in Ravensburg denkt. Dort waren viele Gambier untergebracht. Jetzt, nach etwa zwei Jahren, endet deren Zeit in der Erstunterbringung. Viele von ihnen haben bereits eine Arbeitsstelle gefunden und befinden sich auf Wohnungssuche. Claus Scheuber
257 gambische Staatsangehörige
Claus Scheuber schätzt, dass allein in Ravensburg und Weingarten etwa 120 Gambier leben. Laut Zahlen der Ausländerbehörde des Landratsamts Ravensburg (nicht zuständig für die Städte Ravensburg, Weingarten, Isny, Leutkirch und Wangen) leben in den Kommunen des Landkreises 257 gambische Staatsangehörige. Davon befinden sich 207 Personen im Asylverfahren (vorläufige Unterbringung und Anschlussunterbringung), 25 Personen sind geduldet (das heißt abgelehnt, können aber nicht abgeschoben werden, da ein Abschiebehindernis vorliegt), bei einer Person wurde ein Abschiebeschutz hinsichtlich Gambia festgestellt. Die verbleibenden 25 Personen verfügen entweder über einen Aufenthaltstitel (zum Beispiel Aufenthaltserlaubnis, Visum, Blaue Karte).
„Der Gambia-Verein will hier tätig werden und die Menschen unterstützen“, sagt Claus Scheuber, der der Initiator für den Gambia-Verein Ravensburg war. Denn oft wollen Vermieter ihre Wohnungen nicht an Flüchtlinge vermieten. Hier kann der Verein einspringen, als tragende Körperschaft auftreten und somit den Asylbewerbern, einige von ihnen seien bereits anerkannt, eine Chance auf Wohnraum geben. Wenn der Verein die Verantwortung übernimmt, haben nämlich die Vermieter eine Sicherheit, meint Claus Scheuber. Er stellt sich zum Beispiel vor, im ersten Schritt leer stehende Immobilien in Ravensburg konkret anzugehen, „denn Wohnraum ist da“. Aber es ist nicht nur Wohnraum in Ravensburg gefragt, sondern überall,
„Die Gambier sollen sich selber organisieren.“
worden waren, blieben weiterhin ,verschwunden’.“Zudem schreibt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite, dass auch Gambia als Teil der Sahelregion seit Jahren einer islamistischen terroristischen Bedrohung ausgesetzt ist. Bei der Parlamentswahl im April hat die langjährige Opposition (Die Vereinigte Demokratische Partei, UDP) die absolute Mehrheit bekommen. Es ist die Partei von Präsident Adama Barrow, der bereits die Präsidentschaftswahlen im Dezember 2016 gewonnen hat. Er ist Nachfolger von Ex-Präsident Yahya Jammeh. Dieser hatte das Land 22 Jahre lang autoritär regiert und weigerte sich zunächst, die Macht abzugeben. Nach einer Militärintervention der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas ging er ins Exil. (ric)