Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nachmachen erwünscht
Anpacken und nicht jammern. So könnte man die Gründung des „Gambia-Verein Ravensburg“auch betiteln. Es ist nichts Neues, dass Flüchtlinge im Schussental keine Wohnungen finden. Denn die sind eh rar und teuer. Die Idee, einen Verein zwischenzuschalten, der als Mieter auftritt, ist klasse. So überlegt sich
wo Flüchtlinge leben und arbeiten. Überall im Schussental und auch darüber hinaus.
Außerdem habe es bereits Gespräche mit der Ravensburger Handwerkervereinigung „Handwerk Pro Ravensburg“gegeben, die sich bereit erklärt habe, manche Wohnungen, die vielleicht auch nur ein paar wenige Jahre noch Bestand haben, mit einfachen Mitteln („low budget“) herzurichten und bewohnbar zu machen. „Das Handwerk braucht die Arbeitskräfte, und deswegen sind auch viele Gambier im Handwerk tätig“, berichtet Claus Scheuber, der sich schon seit Jahren im Helferkreis Ravensburg engagiert, die Bedürfnisse und Probleme – speziell von Gambiern und Menschen aus Westafrika – genau kennt. Bei Themen wie etwa Abschiebungen, was auch vorkommt, wird der Verein an die entsprechenden Stellen wie etwa Pro Asyl oder Amnesty International verweisen, die in diesen Fragen kompetent sind.
Eine weitere Idee ist, dass der Verein Hilfestellung bei der Arbeitsstellensuche sein soll. Dazu braucht es nämlich vor allem das Engagement der Helferkreise, die sich laut Claus Scheuber über die vergangenen Monate stark ausgedünnt haben. Das Beispiel Waldburg zeigt, dass überall dort, wo sich Menschen darum kümmern und den Asylbewerbern helfen, eine Arbeit zu finden, sie auch Jobs bekommen. Denn gerade Flüchtlinge, die noch nicht so lange in Deutschland sind, brauchen bei diesem Punkt noch Übersetzungshilfe. „Die Gambier sind alle sehr motiviert, wollen eine Ausbildung und hier Karriere machen“, sagt Scheuber.
Der Gambia-Verein Ravensburg soll aber nicht nur als Problemlöser vielleicht doch der ein oder andere Skeptiker, seine Wohnung zu vermieten. Zudem ist ein solcher Verein Anlaufpunkt für die Menschen, sie können Kontakte knüpfen und sich untereinander helfen. Diese Idee verdient Nachahmer. Denn die Probleme der Gambier haben auch andere Geflüchtete.
p.richter@schwaebische.de
auftreten, sondern auch ein Kulturverein sein, bei dem sich Menschen begegnen. Es soll ein aktiver Verein sein, der auch im kulturellen Leben in Oberschwaben auftreten will und wird. Ein Termin steht bereits: Der Gambia-Verein wird einen Beitrag beim Afrikatag am 1. Oktober auf dem Gespinstmarkt in Ravensburg leisten.
Ein weiteres Ziel der Idee sei es, so Claus Scheuber, dass der Verein Hilfe zur Selbsthilfe bietet. „Es sollte bewusst kein fremdgesteuerter Verein sein. Die Gambier sollen sich selber organisieren“, sagt er, „es gibt genug, die schon lange da sind und denjenigen helfen können, die noch nicht so lange da sind.“Der Vorsitzende des Vereins ist Foday Jallow aus Ravensburg, der als Veranstaltungstechniker arbeitet, sein Stellvertreter ist Kebba Jallow, der als Altenpfleger arbeitet. Ihre Treffen und Mitgliederversammlungen veranstalten sie in einem Raum in der Florianstraße in Weißenau, den sie von der Stadt Ravensburg zur Verfügung gestellt bekommen haben.
Wichtig sei es, so Claus Scheuber, dass sich der Verein als kreisweiter Verein und auch darüber hinaus versteht. Er spricht Menschen aus Gambia und Westafrika an, aber auch Deutsche können und sollen Mitglied werden. 24 Mitglieder hat der Verein bereits. Der Beitrag beläuft sich auf 25 Euro im Jahr.
Momentan arbeitet der Verein noch an einem Internetauftritt. Solange kann bei Vereinsanliegen mit Claus Scheuber Kontakt aufgenommen werden. Per Post: Claus Scheuber, Untere Burachstraße 96, 88212 Ravensburg. Per E-Mail: claus.scheuber@web.de.