Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nachmachen erwünscht

- Von Philipp Richter

Anpacken und nicht jammern. So könnte man die Gründung des „Gambia-Verein Ravensburg“auch betiteln. Es ist nichts Neues, dass Flüchtling­e im Schussenta­l keine Wohnungen finden. Denn die sind eh rar und teuer. Die Idee, einen Verein zwischenzu­schalten, der als Mieter auftritt, ist klasse. So überlegt sich

wo Flüchtling­e leben und arbeiten. Überall im Schussenta­l und auch darüber hinaus.

Außerdem habe es bereits Gespräche mit der Ravensburg­er Handwerker­vereinigun­g „Handwerk Pro Ravensburg“gegeben, die sich bereit erklärt habe, manche Wohnungen, die vielleicht auch nur ein paar wenige Jahre noch Bestand haben, mit einfachen Mitteln („low budget“) herzuricht­en und bewohnbar zu machen. „Das Handwerk braucht die Arbeitskrä­fte, und deswegen sind auch viele Gambier im Handwerk tätig“, berichtet Claus Scheuber, der sich schon seit Jahren im Helferkrei­s Ravensburg engagiert, die Bedürfniss­e und Probleme – speziell von Gambiern und Menschen aus Westafrika – genau kennt. Bei Themen wie etwa Abschiebun­gen, was auch vorkommt, wird der Verein an die entspreche­nden Stellen wie etwa Pro Asyl oder Amnesty Internatio­nal verweisen, die in diesen Fragen kompetent sind.

Eine weitere Idee ist, dass der Verein Hilfestell­ung bei der Arbeitsste­llensuche sein soll. Dazu braucht es nämlich vor allem das Engagement der Helferkrei­se, die sich laut Claus Scheuber über die vergangene­n Monate stark ausgedünnt haben. Das Beispiel Waldburg zeigt, dass überall dort, wo sich Menschen darum kümmern und den Asylbewerb­ern helfen, eine Arbeit zu finden, sie auch Jobs bekommen. Denn gerade Flüchtling­e, die noch nicht so lange in Deutschlan­d sind, brauchen bei diesem Punkt noch Übersetzun­gshilfe. „Die Gambier sind alle sehr motiviert, wollen eine Ausbildung und hier Karriere machen“, sagt Scheuber.

Der Gambia-Verein Ravensburg soll aber nicht nur als Problemlös­er vielleicht doch der ein oder andere Skeptiker, seine Wohnung zu vermieten. Zudem ist ein solcher Verein Anlaufpunk­t für die Menschen, sie können Kontakte knüpfen und sich untereinan­der helfen. Diese Idee verdient Nachahmer. Denn die Probleme der Gambier haben auch andere Geflüchtet­e.

p.richter@schwaebisc­he.de

auftreten, sondern auch ein Kulturvere­in sein, bei dem sich Menschen begegnen. Es soll ein aktiver Verein sein, der auch im kulturelle­n Leben in Oberschwab­en auftreten will und wird. Ein Termin steht bereits: Der Gambia-Verein wird einen Beitrag beim Afrikatag am 1. Oktober auf dem Gespinstma­rkt in Ravensburg leisten.

Ein weiteres Ziel der Idee sei es, so Claus Scheuber, dass der Verein Hilfe zur Selbsthilf­e bietet. „Es sollte bewusst kein fremdgeste­uerter Verein sein. Die Gambier sollen sich selber organisier­en“, sagt er, „es gibt genug, die schon lange da sind und denjenigen helfen können, die noch nicht so lange da sind.“Der Vorsitzend­e des Vereins ist Foday Jallow aus Ravensburg, der als Veranstalt­ungstechni­ker arbeitet, sein Stellvertr­eter ist Kebba Jallow, der als Altenpfleg­er arbeitet. Ihre Treffen und Mitglieder­versammlun­gen veranstalt­en sie in einem Raum in der Florianstr­aße in Weißenau, den sie von der Stadt Ravensburg zur Verfügung gestellt bekommen haben.

Wichtig sei es, so Claus Scheuber, dass sich der Verein als kreisweite­r Verein und auch darüber hinaus versteht. Er spricht Menschen aus Gambia und Westafrika an, aber auch Deutsche können und sollen Mitglied werden. 24 Mitglieder hat der Verein bereits. Der Beitrag beläuft sich auf 25 Euro im Jahr.

Momentan arbeitet der Verein noch an einem Internetau­ftritt. Solange kann bei Vereinsanl­iegen mit Claus Scheuber Kontakt aufgenomme­n werden. Per Post: Claus Scheuber, Untere Burachstra­ße 96, 88212 Ravensburg. Per E-Mail: claus.scheuber@web.de.

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