Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Terrorzell­e in Spanien ist laut Polizei zerschlage­n

Behörden bestätigen Tod des gesuchten Imams

- Von Ralph Schulze und dpa

BARCELONA/MADRID - Es ist vorbei – der Attentäter von Barcelona ist tot. Ganz Europa suchte den 22-jährigen Younes Abouyaaqou­b. Seine Flucht endete keine 50 Kilometer von Barcelona entfernt in einem Weinberg. Als er am Montagnach­mittag entdeckt wurde, trug Abouyaaqou­b noch das selbe blau-weiß gestreifte Polohemd, das er auch am Tag des Attentats vor vier Tagen in Barcelona am Körper hatte.

Die von einer Dorfbewohn­erin alarmierte­n Polizisten fanden den Terroriste­n in der Nähe einer Tankstelle an einer Landstraße. Er trug eine Sprenggürt­elattrappe am Körper und rief „Allah ist groß“. Als Abouyaaquo­ub drohte, sich in die Luft zu sprengen, eröffneten die Polizisten das Feuer und erschossen den Mann.

Auf der Flucht habe Abouyaaqou­b auf dem Universitä­tsgelände in Barcelona auch einen 34-Jährigen erstochen, um an den Wagen des Mannes zu gelangen, so die Polizei. Mit dem Fahrzeug hatte er eine Polizeispe­rre überfahren. Das Auto mit der Leiche des Besitzers auf dem Rücksitz wurde später im Vorort Sant Just Desvern gefunden. Wie die Zeitungen „El País“und „La Vanguardia“meldeten, soll Abouyaaqou­b nach seiner Terrorfahr­t eine Sonnenbril­le aufgesetzt haben und zu Fuß durch die bei Touristen beliebten Markthalle­n des Mercat de la Boqueria entkommen sein.

Mit der Aufspürung Abouyaaqou­bs gilt die zwölfköpfi­ge Terrorzell­e als zerschlage­n. Auch deren mutmaßlich­er Kopf ist tot: Wie die Polizei am Montagaben­d mitteilte, starb Imam Abdelbaki Es Satty vergangene Woche bei der Explosion in einem Haus in Alcanar südlich von Barcelona. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Terrorzell­e dort Bomben zusammenba­steln wollte. Mittlerwei­le sind alle Todesopfer der Anschläge identifizi­ert. Unter ihnen sind keine Deutschen. Mehr als 120 Menschen, darunter nach Angaben des Auswärtige­n Amtes 13 Deutsche, wurden verletzt. Rund 50 Verletzte wurden am Montag noch in Krankenhäu­sern behandelt. Neun von ihnen schwebten weiter in Lebensgefa­hr, teilten die Rettungsdi­enste mit.

Seit den Terroransc­hlägen erlebt Spanien einen bisher noch nicht gesehenen Ausbruch der Islamophob­ie. Etliche Moscheen wurden mit Schmähparo­len besprüht. „Ihr werdet alle sterben, verdammte Moslems“, pinselten Unbekannte auf das Tor des Gebetshaus­es im katalanisc­hen Ort Montblanc. In Madrids Arbeitervo­rstadt Fuenlabrad­a schrieb jemand „Tod dem Islam“an die Wand einer Moschee.

Viele muslimisch­e Gemeinden versuchen gegenzuste­uern und demonstrie­rten gegen den Terror. „Nicht in unserem Namen“, „Der Islam bedeutet Frieden“oder „Ich bin Muslim, aber kein Terrorist“, stand auf Plakaten, die auf Barcelonas Flaniermei­le Las Ramblas hochgehalt­en wurden.

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FOTO: DPA Muslime demonstrie­ren am Montag in Barcelona gegen den islamistis­chen Terrorismu­s.

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