Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Magie im Wahlkampf
Bis zum 3. Oktober gibt es im Museum Humpis-Quartier noch die Ausstellung „Hexenwahn 1484 Frauen auf dem Scheiterhaufen“. Durchaus lohnenswert, vor allem, wenn unser Stadtarchivar und Museumsdirektor Andreas Schmauder Zeit findet, seine persönlichen Führungen zu inszenieren. Denn er ist gleichzeitig Honorarprofessor für Philosophie und Geschichte an der Uni Tübingen. Aber was ein echter Kurator ist, den schreckt‘s vor nichts. Hex, Hex, und der Zauberbesen steht parat und bringt ihn bis ans Ende der Welt. Oder in die Marktstraße. Ich fürchte nur, unser Schmaudi hat damit die Grenzen zur Schwarzen Magie überschritten. Wie auch sonst soll der freitägliche Sturm die Wahlplakate vom nächsten Bundeskanzler Martin Schulz und seiner Abgeordneten in Rot, Heike Engelhardt, vom Zaun am Hirschgraben in den gegenüberliegenden Garten des evangelischen Jugendwerks gefegt haben? Der Teufel hat mir Fotos geschickt. Aber keinen Schnaps (Udo Jürgens). Leider. Ich schwöre. Und auch bei den Wahlplakaten der Grünen will er noch Schadenzauber betreiben. Denn deren Slogan „Zukunft wird aus Mut gemacht“will er in den Nena-Song „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“hexen. Da heißt es: „Liebe wird aus Mut gemacht.“Und: „Gib mir die Hand, ich bau dir ein Schloss aus Sand.“Teuflisch das Ganze. Aber angelehnt an das Brettspiel „Malefiz“, das 1960 zum ersten Mal von Ravensburger herausgegeben wurde, erscheint alles logisch. Und jetzt helfen am 24. September nur noch zwei Kreuze.