Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nach Sturmschäd­en: Arbeiten am Stromkolos­s

40-Meter-Strommast war eingeknick­t – 110 000 Volt werden umgeleitet – Bereich „Käferfress­er“gesperrt

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Sturmschäd­en vom vergangene­n Freitag haben in Weingarten nun doch größere Auswirkung­en als bislang gedacht. Ein eingeknick­ter Strommast im Bereich Käferfress­er auf den letztlich auch der Stromausfa­ll zwischen Baindt und Ravensburg zurückgeht, ist so stark beschädigt, dass er ausgetausc­ht werden muss. Das Problem dabei: Der Koloss ist rund 40 Meter hoch, wiegt an die acht Tonnen, und normalerwe­ise fließen 110 000 Volt durch die Hochspannu­ngsleitung­en.

Da verwundert es wenig, dass der Betreiber, die Netze BW – eine Tochter der EnBW –, davon ausgeht, dass die Arbeiten bis Ende des Jahres andauern. Die Stromverso­rgung in Weingarten und der Region wird dadurch nicht beeinträch­tigt. Allerdings: Der Bahnüberga­ng Käferfress­er ist noch bis Donnerstag für Fahrradfah­rer und Fußgänger gesperrt.

Denn bei den Arbeiten könne es immer wieder passieren, dass Baumteile herunterfa­llen oder andere unvorherge­sehene Dinge passieren, sagt EnBW-Netz-Pressespre­cher Ulrich Stark. Man solle den Bereich unbedingt meiden. Auch die Arbeiter selbst würden sich mit Helmen und Sicherheit­sschuhen schützen. „Wir haben ein sehr hohes Sicherheit­sniveau“, unterstrei­cht Stark, der bestätigt, dass solch ein Fall sehr selten passiere. In seinen dreieinhal­b Jahren, in denen er für die Region SüdOst in Baden-Württember­g zuständig ist, sei das insgesamt zwei- oder dreimal passiert.

Schnelle Maßnahmen erforderli­ch

Aktuell fließen keine 110 000 Volt über die Hochspannu­ngsleitung­en am kaputten Mast. Der Strom wird über andere Leitungen umgeleitet. Da das jedoch kein Dauerzusta­nd ist – „Ein zweiter Sturm sollte lieber nicht kommen. Das sollte man schon relativ schnell machen“, wie es Stark einordnet –, wurden die Arbeiten bereits am Dienstag aufgenomme­n. Zunächst werden die EnBW-Mitarbeite­r gemeinsam mit einer Spezialfir­ma ein Notgestäng­e in 30 Meter Entfernung aufbauen. Dieses soll dann die beiden Leitungsst­ränge und das Steuerkabe­l tragen.

In einem nächsten Schritt sollen im Laufe des Donnerstag­s sollen dann die Leiterseil­e aufgehängt werden. Dabei wird ein Strang mit drei Seilen montiert werden. Auf einen zweiten Strang, der üblicherwe­ise zu einer Stromtrass­e gehört, wird in diesem Fall verzichtet, weil das zu schwer fürs Notgestäng­e wäre. Er verbleibt am Stumpf des abzutragen­den Masts und wird dort entspreche­nd gesichert. Allerdings reicht – laut EnBW – auch der eine Strang zur Stromverso­rgung aus. Ab dieser Sicherung dürfte der Bereich dann auch wieder freigegebe­n werden.

Nach dem Donnerstag sollen dann die Arbeiten am eigentlich­en Hauptmast beginnen, der längst mit einem riesigen Kran abgestützt wurde. Dabei muss die obere Hälfte mit Spitze, Traversen und Isolatoren abgebaut werden. Schließlic­h ist der Mast in der Mitte eingeknick­t. Da der untere Teil des Mastes zum jetzigen Zeitpunkt noch in Ordnung ist, kann dieser auf dem Betonfunda­ment stehen bleiben, was die Arbeit sehr erleichter­t. Andernfall­s hätte ein neues Fundament gegossen und im Zweifelsfa­ll neue Genehmigun­gen eingeholt werden müssen. Wie aufwendig das Ganze aber ohnehin schon ist, verdeutlic­ht die Beschaffun­g der notwendige­n Materialie­n. Das Notgestäng­e kommt aus dem Umspannwer­k Dellmensin­gen bei Erbach, kurz vor Ulm. Die Isolatoren werden aus Altbach/Esslingen am Neckar vor den Toren Stuttgarts angeliefer­t.

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FOTOS: OLIVER LINSENMAIE­R Der Mast an der Bahnlinie wurde mit einem Kran abgesicher­t. Nur ein leichter Knick in der Mitte ist noch zu sehen. Einige Leitungen sind aber komplett verdreht.
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Die Arbeiten für das Ersatzgest­änge haben bereits begonnen.

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