Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach Sturmschäden: Arbeiten am Stromkoloss
40-Meter-Strommast war eingeknickt – 110 000 Volt werden umgeleitet – Bereich „Käferfresser“gesperrt
WEINGARTEN - Die Sturmschäden vom vergangenen Freitag haben in Weingarten nun doch größere Auswirkungen als bislang gedacht. Ein eingeknickter Strommast im Bereich Käferfresser auf den letztlich auch der Stromausfall zwischen Baindt und Ravensburg zurückgeht, ist so stark beschädigt, dass er ausgetauscht werden muss. Das Problem dabei: Der Koloss ist rund 40 Meter hoch, wiegt an die acht Tonnen, und normalerweise fließen 110 000 Volt durch die Hochspannungsleitungen.
Da verwundert es wenig, dass der Betreiber, die Netze BW – eine Tochter der EnBW –, davon ausgeht, dass die Arbeiten bis Ende des Jahres andauern. Die Stromversorgung in Weingarten und der Region wird dadurch nicht beeinträchtigt. Allerdings: Der Bahnübergang Käferfresser ist noch bis Donnerstag für Fahrradfahrer und Fußgänger gesperrt.
Denn bei den Arbeiten könne es immer wieder passieren, dass Baumteile herunterfallen oder andere unvorhergesehene Dinge passieren, sagt EnBW-Netz-Pressesprecher Ulrich Stark. Man solle den Bereich unbedingt meiden. Auch die Arbeiter selbst würden sich mit Helmen und Sicherheitsschuhen schützen. „Wir haben ein sehr hohes Sicherheitsniveau“, unterstreicht Stark, der bestätigt, dass solch ein Fall sehr selten passiere. In seinen dreieinhalb Jahren, in denen er für die Region SüdOst in Baden-Württemberg zuständig ist, sei das insgesamt zwei- oder dreimal passiert.
Schnelle Maßnahmen erforderlich
Aktuell fließen keine 110 000 Volt über die Hochspannungsleitungen am kaputten Mast. Der Strom wird über andere Leitungen umgeleitet. Da das jedoch kein Dauerzustand ist – „Ein zweiter Sturm sollte lieber nicht kommen. Das sollte man schon relativ schnell machen“, wie es Stark einordnet –, wurden die Arbeiten bereits am Dienstag aufgenommen. Zunächst werden die EnBW-Mitarbeiter gemeinsam mit einer Spezialfirma ein Notgestänge in 30 Meter Entfernung aufbauen. Dieses soll dann die beiden Leitungsstränge und das Steuerkabel tragen.
In einem nächsten Schritt sollen im Laufe des Donnerstags sollen dann die Leiterseile aufgehängt werden. Dabei wird ein Strang mit drei Seilen montiert werden. Auf einen zweiten Strang, der üblicherweise zu einer Stromtrasse gehört, wird in diesem Fall verzichtet, weil das zu schwer fürs Notgestänge wäre. Er verbleibt am Stumpf des abzutragenden Masts und wird dort entsprechend gesichert. Allerdings reicht – laut EnBW – auch der eine Strang zur Stromversorgung aus. Ab dieser Sicherung dürfte der Bereich dann auch wieder freigegeben werden.
Nach dem Donnerstag sollen dann die Arbeiten am eigentlichen Hauptmast beginnen, der längst mit einem riesigen Kran abgestützt wurde. Dabei muss die obere Hälfte mit Spitze, Traversen und Isolatoren abgebaut werden. Schließlich ist der Mast in der Mitte eingeknickt. Da der untere Teil des Mastes zum jetzigen Zeitpunkt noch in Ordnung ist, kann dieser auf dem Betonfundament stehen bleiben, was die Arbeit sehr erleichtert. Andernfalls hätte ein neues Fundament gegossen und im Zweifelsfall neue Genehmigungen eingeholt werden müssen. Wie aufwendig das Ganze aber ohnehin schon ist, verdeutlicht die Beschaffung der notwendigen Materialien. Das Notgestänge kommt aus dem Umspannwerk Dellmensingen bei Erbach, kurz vor Ulm. Die Isolatoren werden aus Altbach/Esslingen am Neckar vor den Toren Stuttgarts angeliefert.