Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
VRE plagt weiterhin das Klinikum
Klinikchef Weindel geht davon aus, dass der Problemkeim dem Image nicht schadet
FRIEDRICHSHAFEN - Die internistische Intensivstation im Häfler Klinikum wird weiterhin nur teilweise belegt. Grund ist wie berichtet der jüngst in unerwarteter Häufung aufgetretene Erreger VRE. Betroffene Patienten wurden isoliert, eine Infektion lag und liegt nach Aussagen der Klinikleitung nicht vor.
Weil die internistische Intensiv geschlossen, nach Klinikangaben nur „selektiv belegt ist“, werden andere Intensivpatienten in der chirurgischen Intensivstation des Häfler Klinikums untergebracht beziehungsweise dort versorgt. Wie berichtet, wurde auch die chirurgische Intensiv nach dem Bekanntwerden von VRE gründlich untersucht. „Sie war nach Worten der Klinikleitung von der VRE-Kolonisation nicht betroffen. Wie Klinikums-Geschäftsführer Johannes Weindel im Gespräch mit der SZ erklärte, werden Häfler Patienten nicht in andere Kliniken verlegt. Etwa in die Klinik Tettnang oder ins „14 Nothelfer“nach Weingarten, beides Häuser, die zum Medizin-CampusBodensee gehören.
Nicht nur ein Häfler Problem
Nach Einschätzung von Johannes Weindel sei VRE (Vancomycin-restistente Enterokokken) kein ausschließliches Häfler Problem, der Problemerreger sei ein Problem aller Krankenhäuser. Im Übrigen glaubt der Klinikchef nicht, dass durch den Problemkeim VRE am Häfler Klinikum dem Haus ein Imageschaden entstanden ist. „Wir haben das Problem ja sofort veröffentlicht und es transparent gemacht“, argumentiert Weindel. Wichtig sei, dass der in Kliniken so gefürchtete Keim erkannt werde. „Deshalb gehört das präventive Screening zum Teil unseres Sicherheitskonzeptes“, erklärte am Dienstag Johannes Weindel.
Bei mikrobiologischen Screening-Untersuchungen (Rektalabstrich, Stuhlproben) war VRE bei Intensivpatienten der Inneren entdeckt worden. Weil VRE gehäuft aufgetreten ist, hat sich die Klinik zur Bekämpfung des Keims für „besondere wie notwendige“Hygienemaßnahmen entschlossen. Dies sei in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises geschehen. „Die Hygienemaßnahmen werden weiterhin konsequent durchgeführt“, hieß es am Dienstag. Wie lange die „selektive Belegung“der internistischen Innern andauern wird, dazu wollte Johannes Weindel am Dienstag keine Aussagen machen. Die Entscheidung darüber, wann die internistische Intensivstation wieder „normal“laufen wird, liege bei der Hygienekommission des Klinikums.
Infektion kann gefährlich werden
VRE ist ein Problemkeim. Ist er aber auch tödlich? Wie aus dem Klinikum zu hören ist, müsse bei VRE grundsätzlich zwischen einer bloßen Besiedelung (Kolonisation), etwa im Darm und einer Infektion zu unterscheiden. Eine reine Kolonisation im Darm besitze keinen Krankheitswert. Bei einer Infektion mit entsprechender klinischer Symptomatik werde nach ärztlichem Ermessen eine antibiotische Therapie durchgeführt. Wie bei jeder schweren Infektion, beispielsweise einer „Blutvergiftung“, könne ein therapeutischer Erfolg nicht garantiert werden.