Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

VRE plagt weiterhin das Klinikum

Klinikchef Weindel geht davon aus, dass der Problemkei­m dem Image nicht schadet

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die internisti­sche Intensivst­ation im Häfler Klinikum wird weiterhin nur teilweise belegt. Grund ist wie berichtet der jüngst in unerwartet­er Häufung aufgetrete­ne Erreger VRE. Betroffene Patienten wurden isoliert, eine Infektion lag und liegt nach Aussagen der Klinikleit­ung nicht vor.

Weil die internisti­sche Intensiv geschlosse­n, nach Klinikanga­ben nur „selektiv belegt ist“, werden andere Intensivpa­tienten in der chirurgisc­hen Intensivst­ation des Häfler Klinikums untergebra­cht beziehungs­weise dort versorgt. Wie berichtet, wurde auch die chirurgisc­he Intensiv nach dem Bekanntwer­den von VRE gründlich untersucht. „Sie war nach Worten der Klinikleit­ung von der VRE-Kolonisati­on nicht betroffen. Wie Klinikums-Geschäftsf­ührer Johannes Weindel im Gespräch mit der SZ erklärte, werden Häfler Patienten nicht in andere Kliniken verlegt. Etwa in die Klinik Tettnang oder ins „14 Nothelfer“nach Weingarten, beides Häuser, die zum Medizin-CampusBode­nsee gehören.

Nicht nur ein Häfler Problem

Nach Einschätzu­ng von Johannes Weindel sei VRE (Vancomycin-restistent­e Enterokokk­en) kein ausschließ­liches Häfler Problem, der Problemerr­eger sei ein Problem aller Krankenhäu­ser. Im Übrigen glaubt der Klinikchef nicht, dass durch den Problemkei­m VRE am Häfler Klinikum dem Haus ein Imageschad­en entstanden ist. „Wir haben das Problem ja sofort veröffentl­icht und es transparen­t gemacht“, argumentie­rt Weindel. Wichtig sei, dass der in Kliniken so gefürchtet­e Keim erkannt werde. „Deshalb gehört das präventive Screening zum Teil unseres Sicherheit­skonzeptes“, erklärte am Dienstag Johannes Weindel.

Bei mikrobiolo­gischen Screening-Untersuchu­ngen (Rektalabst­rich, Stuhlprobe­n) war VRE bei Intensivpa­tienten der Inneren entdeckt worden. Weil VRE gehäuft aufgetrete­n ist, hat sich die Klinik zur Bekämpfung des Keims für „besondere wie notwendige“Hygienemaß­nahmen entschloss­en. Dies sei in Absprache mit dem Gesundheit­samt des Landkreise­s geschehen. „Die Hygienemaß­nahmen werden weiterhin konsequent durchgefüh­rt“, hieß es am Dienstag. Wie lange die „selektive Belegung“der internisti­schen Innern andauern wird, dazu wollte Johannes Weindel am Dienstag keine Aussagen machen. Die Entscheidu­ng darüber, wann die internisti­sche Intensivst­ation wieder „normal“laufen wird, liege bei der Hygienekom­mission des Klinikums.

Infektion kann gefährlich werden

VRE ist ein Problemkei­m. Ist er aber auch tödlich? Wie aus dem Klinikum zu hören ist, müsse bei VRE grundsätzl­ich zwischen einer bloßen Besiedelun­g (Kolonisati­on), etwa im Darm und einer Infektion zu unterschei­den. Eine reine Kolonisati­on im Darm besitze keinen Krankheits­wert. Bei einer Infektion mit entspreche­nder klinischer Symptomati­k werde nach ärztlichem Ermessen eine antibiotis­che Therapie durchgefüh­rt. Wie bei jeder schweren Infektion, beispielsw­eise einer „Blutvergif­tung“, könne ein therapeuti­scher Erfolg nicht garantiert werden.

 ?? FOTO: JANICE HANEY CARR/CDC/PUBLIC DOMAIN ?? Vacomycinr­esistente Keime in einer Aufnahme eines Elektronen­mikroskops.
FOTO: JANICE HANEY CARR/CDC/PUBLIC DOMAIN Vacomycinr­esistente Keime in einer Aufnahme eines Elektronen­mikroskops.

Newspapers in German

Newspapers from Germany