Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Exhibition­ist zu zwei Wochen Arrest und Arbeitsein­satz verurteilt

19-Jähriger entblößt sich vor zwei Mitbewohne­rinnen in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Friedrichs­hafen

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FRIEDRICHS­HAFEN (sig) - Die Hosen herunterge­lassen hat ein Flüchtling vor zwei Mitbewohne­rinnen in einer Häfler Unterkunft und ist dafür vom Tettnanger Amtsgerich­t zu zwei Wochen Dauerarres­t verurteilt worden. Außerdem muss er 60 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit für das Projekt „Hilfe hilft helfen“leisten. Der 19jährige Angeklagte bestritt den Vorwurf vehement, doch Richter Martin Hussels-Eichhorn schenkte den Zeuginnen mehr Glauben.

Lautstark hatte die Freundin des Angeklagte­n vor Sitzungsbe­ginn den Richter angegangen, ihn gefragt, warum er ihrem Freund nicht glaube, die Sitzungstü­r zugeschmet­tert und war gegangen, verfolgt und beruhigt von einer städtische­n Sozialpäda­gogin. Fünf Zeugen und zwei Dolmetsche­r versuchten in der Folge zu helfen, Licht ins Dunkel eines Vorganges zu bringen, der sich am 27. August vor einem Jahr gegen 23 Uhr in einem Flüchtling­sheim in Friedrichs­hafen zugetragen hatte.

Zwei junge Frauen, davon ein Mädchen von gerade einmal zwölf Jahren, waren auf dem Weg zum Waschbecke­n, als sich ihnen der Angeklagte – mehr oder weniger betrunken nach fünf Bier und Wodka – entblößt und an sich manipulier­end ANZEIGEN zeigte und artikulier­te: „Ihr müsst das jetzt ertragen.“Zwei Promille hatte ein Alkohol-Test bei ihm angezeigt. „Furchtbare Angst“haben sie gehabt, sagten die Frau und das Mädchen im Zeugenstan­d. Als ein Wachmann kam, erzählten sie ihm alles und dieser rief die Polizei.

„Das stimmt nicht“, widersprac­h der wieder Nüchterne den Vorwürfen. „Wir tanzten, ich war nicht der Einzige, der betrunken war, und auch andere waren laut“, ließ er den Dolmetsche­r übersetzen. Auch seine ehemalige Freundin sei dabei gewesen, wieso habe er da so etwas vor den Frauen tun sollen? Überhaupt könne er sich an den Vorfall nicht erinnern. Er wisse aber, was er getan und nicht getan habe, schüttelte der Angeklagte bei den Ausführung­en der Zeuginnen immer wieder den Kopf.

Die heute 18-Jährige, die nach familiären Streitigke­iten ohne ihre Eltern geflüchtet ist und kaum Kontakt zu ihnen hat, weinte mehrmals während ihrer Schilderun­gen. Die Zwölfjähri­ge konnte nach dem Vorfall eine Woche nichts essen, es ging ihr schlecht. Ihre Mutter stellte Strafantra­g.

Eine dritte Zeugin hat die herunterge­lassene Hose zwar nicht beobachtet, schilderte jedoch das problembeh­aftete Zusammenle­ben der verschiede­nen Kulturen im Heim auf einer Etage. Sie sprach von Ängsten, Krach und Beleidigun­gen. Eine weitere Anklage gegen den 19-Jährigen wurde abgetrennt. In diesem Fall soll er für 30,67 Euro in einem Supermarkt in Friedrichs­hafen Duschgel, Suppenflei­sch, Wodka, Tomatenmar­k und Säfte gestohlen haben, was er ebenfalls heftig bestritt. Die Ware in seinem Rucksack habe er in Überlingen gekauft gehabt, was ihm der Detektiv nicht glaubte. Deshalb habe er die Waren sogar noch einmal bezahlt, gab der Angeklagte an.

Weil das Gericht davon ausgegange­n war, dass er den Diebstahl vor der Polizei eingeräumt habe, war der Detektiv nicht als Zeuge geladen worden.

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FOTO: PETER STEFFEN Der 19-jährige Flüchtling, der sich vor Mitbewohne­rinnen in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Friedrichs­hafen entblößt hat, wird wohl bald abgeschobe­n.

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