Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingartner Hof steht immer noch leer
Eigentümer wünscht sich Gastronomen als Mieter – vielen Einzelhändlern taugt offenbar die Lage nicht
RAVENSBURG - Seit die Stadtverwaltung 1. Juli ausgezogen ist, steht der Weingartner Hof an der Ecke Kirchund Herrenstraße in der Ravensburger Innenstadt leer. Zwar ist Eigentümer Engelbert Rundel auf Hochtouren dran, einen Nachmieter zu finden. Doch das ist gar nicht so einfach. Momentan fährt er zweigleisig und ist sowohl mit Gastronomen als auch mit Einzelhändlern im Gespräch.
Doch Einzelhändler winken meist ab: „Weil wir keine 1-a-, sondern eine 1-b-Lage sind, fallen wir schon für viele raus“, gesteht Rundel auf SZNachfrage. Anderen wäre darüber hinaus eine Art „Hallencharakter am liebsten“, hat er in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht. Rundel hat jede Menge möglicher Nachmieter angeschrieben. Doch sei es „sauschwierig“, jemanden zu finden. Denn mit durchgehenden Räumen kann das schmucke, aus dem Jahr 1324 stammende Gebäude nun mal nicht aufwarten – ist das Erdgeschoss doch beispielsweise in drei Räume mit Durchgängen geteilt. Was für einen Lebensmittelhändler oder eine Modekette nicht unbedingt ideal sein mag, könnte für eine Gastronomie hingegen „eine tolle Sache“sein, findet Rundel: „Die Atmosphäre ist toll.“
Zudem sei der Weingartner Hof früher schon einmal ein Gasthaus namens „Traube“gewesen: „Die letzte Wirtin war meine Mutter.“Sie habe die Wirtschaft kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgegeben, erinnert sich Rundel. Und sucht daher auch den Kontakt zu Gastronomen. Momentan hofft er auf die Zusage eines Interessenten, der bereits anderswo ein „rustikal-vornehmes“Restaurant betreibe.
Abgesehen davon gibt es in Sachen Gastronomie auch noch das Problem, dass die Stadtverwaltung laut Rundel im Weingartner Hof lediglich eine Tagesgastronomie erlaube. Etwaige Interessenten wollen aber auch abends ihre Gäste bewirten.
Daher hofft Rundel nun auf ein Entgegenkommen der Stadt. Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin allerdings wünscht sich an Ort und Stelle einen Einzelhandels-„Magneten“mit einem „passenden Sortiment“, der das erste und zweite Geschoss bezieht: „Das wäre der Idealfall.“Aus welcher Branche so ein „Magnet“kommen könnte? Da hält sich Bastin bedeckt. Und sagt lediglich, es gebe ja beispielsweise Anbieter hochwertiger Matratzen.
Bis geklärt ist, wer das Erdgeschoss bespielt, werden auch die übrigen Stockwerke leer stehen – denn Engelbert Rundel möchte nicht „ins Blaue hinein“Umbauten tätigen, die ein neuer Mieter dann womöglich hinterher gern anders hätte. Weil er quasi in der Warteschleife steckt, musste Rundel schweren Herzens drei Interessenten, die gern Büros in den oberen Stockwerken bezogen hätten, wieder absagen. Doch er bleibt dran – unverdrossen und optimistisch, „dass wir bald zu einer guten Lösung kommen“.