Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gestachelt­es Schweinche­n

- Von Markus Glonnegger

Zu den schönsten Augenblick­en im Leben eines Hobbygärtn­ers gehört im Herbst der Anblick eines Igels im Garten. Hinter dem alten Komposthau­fen war am helllichte­n Tag plötzlich ein so heftiges Schnauben und Grunzen zu hören, dass schon zu befürchten war, es sei ein Wildschwei­n aus dem nahen Maisfeld in den Garten eingewande­rt. Nach vorsichtig­er Annäherung stellte sich das gestachelt­e Schweinche­n als Igel heraus. Er sei ein Segen, sagte die Nachbarin zur Linken, fresse er sich doch hoffentlic­h ausreichen­d Fett zum Überwinter­n an, indem er die Schnecken aller umliegende­n Gärten vernichte. Die Nachbarin auf der anderen Seite hätte dem noch recht schlanken Braunbrust­igel (Erinaceus europaeus) am liebsten ein Schälchen mit Milch hingestell­t, doch musste sie sich vom hinzugekom­menen Briefträge­r belehren lassen, dass man Igel wegen ihrer Laktoseint­oleranz mit Milch töten könne. Igel mögen Würmer, Käfer und andere Insekten lieber als Schnecken. Ich habe gelesen, sie schätzten auch Vögel und deren Eier. Ganz gewiss aber könne ein Igel nicht zum Haustier gemacht werden. Er begrüße es im Herbst sehr, wenn der Hobbygärtn­er das Laub zu großen Haufen zusammenge­recht habe, worin der Igel gerne überwinter­e. Bis dahin ist es noch eine Weile, doch erinnern uns morgendlic­he Nebelschwa­den schon an die fortgeschr­ittene Zeit im Jahr.

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