Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gestacheltes Schweinchen
Zu den schönsten Augenblicken im Leben eines Hobbygärtners gehört im Herbst der Anblick eines Igels im Garten. Hinter dem alten Komposthaufen war am helllichten Tag plötzlich ein so heftiges Schnauben und Grunzen zu hören, dass schon zu befürchten war, es sei ein Wildschwein aus dem nahen Maisfeld in den Garten eingewandert. Nach vorsichtiger Annäherung stellte sich das gestachelte Schweinchen als Igel heraus. Er sei ein Segen, sagte die Nachbarin zur Linken, fresse er sich doch hoffentlich ausreichend Fett zum Überwintern an, indem er die Schnecken aller umliegenden Gärten vernichte. Die Nachbarin auf der anderen Seite hätte dem noch recht schlanken Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) am liebsten ein Schälchen mit Milch hingestellt, doch musste sie sich vom hinzugekommenen Briefträger belehren lassen, dass man Igel wegen ihrer Laktoseintoleranz mit Milch töten könne. Igel mögen Würmer, Käfer und andere Insekten lieber als Schnecken. Ich habe gelesen, sie schätzten auch Vögel und deren Eier. Ganz gewiss aber könne ein Igel nicht zum Haustier gemacht werden. Er begrüße es im Herbst sehr, wenn der Hobbygärtner das Laub zu großen Haufen zusammengerecht habe, worin der Igel gerne überwintere. Bis dahin ist es noch eine Weile, doch erinnern uns morgendliche Nebelschwaden schon an die fortgeschrittene Zeit im Jahr.