Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Demonstrat­ion bleibt friedlich

Rund 60 Menschen beteiligen sich an Protesten gegen die AfD vor dem Kuko in Weingarten

- Von Maximilian Kroh www. schwäbisch­e. de/ protest- weingarten

WEINGARTEN - „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“, skandieren die rund 60 Demonstran­ten am Mittwochab­end vor dem Kulturund Kongressze­ntrum (Kuko) in Weingarten. Anlass dafür ist eine Veranstalt­ung des Ravensburg­er Kreisverba­nds der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) im Alamannens­aal. Die Polizei ist mit erhöhter Präsenz vor Ort. Alles in allem bleibt es aber im friedliche­n Rahmen.

Gegen halb sieben versammeln sich die ersten Leute vor dem Kuko. Plakate der Marxistisc­h-Leninistis­chen Partei Deutschlan­d (MLPD) und ein „Oberschwab­en ist bunt“Banner werden aufgestell­t, mehr geschieht zunächst nicht. Kaum 30 Leute sind zu dieser Zeit da, nur ein Mal wird es kurz laut: Zwei ältere Herren, die auf dem Weg ins Kuko zur AfD-Veranstalt­ung sind, rufen den Demonstran­ten Aussagen wie „strafbare Handlung“zu. Vonseiten der Demonstran­ten kommen ebenso laute Aussagen zurück. Das ist vorerst alles. Bis 18.50 Uhr haben sich dann um die 60 Menschen am Kuko eingefunde­n. Allerdings sind alle grob auf dem Gelände verteilt, viele wirken, als wollen sie bloß mal gucken.

Trotzdem formieren sich einige kritische Stimmen. „AfD geht gar nicht“, sagt etwa Made Höld von der Organisati­on „Oberschwab­en ist bunt“. Der 20-jährige Can B., der sei- nen Nachnamen nicht nennen will, ergänzt: „Wir wollen zeigen, dass es in Weingarten keinen Platz für die AfD und Menschen gibt, die solches Gedankengu­t verbreiten.“Und Sylvia Schmid vom Kreisvorst­and der Linken fügt hinzu: „Je mehr Leute da sind, desto besser können wir zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerun­g nicht rassistisc­h ist.“

Nicht nur Politik in der Kritik

Doch nicht nur die Politik der AfD steht im Zentrum der Kritik der Demonstran­ten, auch die Stadt Weingarten erregt einigen Unmut. „Ein Unding“findet etwa Made Höld, dass er erst am Dienstag aus der Presse von der Veranstalt­ung erfahren hat. „Die Stadt wusste es schon viel früher und hat die Informatio­nen zurückgeha­lten“, behauptet Höld. „So hatten wir nicht genug Vorlaufzei­t für eine vernünftig­e Demonstrat­ion.“Dem schließt sich auch Sylvia Schmid an: „Wir konnten auf die Schnelle nicht mehr so viele Leute mobilisier­en. Und es war nicht mehr möglich, eine De- monstratio­n anzumelden. Dafür braucht man 48 Stunden Vorlauf.“

Rein rechtlich gesehen, handelt es sich vor dem Kuko also nicht um eine Demonstrat­ion, sondern nur um eine spontane Versammlun­g. Die ist natürlich mit der Polizei abgesproch­en, Bedingunge­n seien lediglich ein friedliche­r Verlauf der Veranstalt­ung und Abstand zu den Besuchern gewesen. „Andere Städte machen das anders“, meint Höld. „Da werden Parteien, Organisati­onen und Bürger an einen Tisch geholt und alle Möglichkei­ten besprochen. So hat man dann auch genug Vorlaufzei­t für eine Demo.“

Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald reagiert auf die Vorwürfe folgenderm­aßen: „Die Stadt Weingarten musste die Veranstalt­ung im Kuko genehmigen. Es ist aber nicht Aufgabe der Stadtverwa­ltung, Hinweise auf einzelne Veranstalt­ungen zu geben. Das gehört zu den Aufgaben der Parteien.“Zudem bestätigt die Stadt Weingarten auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass laut Versammlun­gsgesetz Demonstrat­ionen mit einer Vorlaufzei­t von 48 Stunden angekündig­t werden müssen. Nach Ablauf dieser Frist bestehe aber die Möglichkei­t, eine Eilversamm­lung anzumelden. Eine derartige Anfrage sei nicht bei der Stadtverwa­ltung eingegange­n.

Ungefähr 90 Zuhörer sind da

Im Alamannens­aal selbst, wo AfDBundest­agskandida­t Martin Hess aus Ludwigsbur­g zum Thema „Innere Sicherheit“spricht, bekommt man von den Demonstrat­ionen außen kaum etwas mit. Knapp 90 Menschen hören Hess zu und verhalten sich, abgesehen von einigen kritischen Blicken in Richtung Presse, ruhig. „Demonstran­ten sind wir ja gewohnt“, sagt die Sprecherin des AfD-Kreisverba­nds Ravensburg, Rosemarie Neher. „Aber es war alles sehr human. Niemand wurde belästigt, alles war friedlich.“

Auch die Polizei zieht ein positives Fazit. Drei Streifen, also sechs Beamte, sind vor Ort, Zwischenfä­lle gibt es keine. Das bestätigt Weingarten­s Revierleit­er Harald Wanner: „Alles lief wie erwartet friedlich ab. Gegen 21 Uhr war die Veranstalt­ung vorbei und unser Einsatz beendet.“

„Wir konnten auf die Schnelle nicht mehr so viele Leute mobilisier­en. Und es war nicht mehr möglich, eine Demonstrat­ion anzumelden. Dafür braucht man 48 Stunden Vorlauf.“Sylvia Schmid hätte gerne eine Gegendemon­stration organisier­t.

Ein Video zur Demonstrat­ion finden Sie unter:

 ?? FOTO: MAXIMILIAN KROH ?? Rund 60 Demonstran­ten haben sich am Mittwochab­end vor dem Kultur- und Kongressze­ntrum in Weingarten versammelt.
FOTO: MAXIMILIAN KROH Rund 60 Demonstran­ten haben sich am Mittwochab­end vor dem Kultur- und Kongressze­ntrum in Weingarten versammelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany