Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Integratio­n durch Fußball gilt als Treffer

Netzwerk Asyl bewirbt sich mit Sportangeb­ot um Preis – Nächstes Turnier steht an

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WANGEN (sz/jps) - Seit im Jahr 2015 die erste, größere Zahl an Flüchtling­en eintrafen, gibt es in Wangen das Netzwerk Asyl. Es übernimmt seither die individuel­le Betreuung der Menschen, ist bei der Sprachverm­ittlung aktiv und kümmert sich um Dinge, wie die Beschaffun­g von Arbeitsplä­tzen und Wohnraum. Zum integrativ­en Ansatz gehört seither aber auch ein Sportprogr­amm. Teil dessen sind regelmäßig­e Fußballtur­niere. Mit diesem Engagement hat sich das Netzwerk um einen entspreche­nden Preis des baden-württember­gischen Sozial- und Integratio­nsminister­iums beworben. Zudem steht schon bald das nächste Turnier an.

Freizeitge­staltung und Sport – gemeinsam mit Einheimisc­hen – spielt nach Ansicht des Netzwerks Asyl eine wesentlich­e Rolle beim Bemühen um Integratio­n. 2015 gab es deshalb spontan organisier­te Fußballtur­niere zwischen Flüchtling­smannschaf­ten aus Wangen und Achberg. Kurz darauf wurde im Zusammensp­iel von Netzwerk, Sportverba­nd, MTG und Stadtverwa­ltung der „Treffpunkt Sport“gegründet. Dabei stellen 14 Vereine jeweils freitagnac­hmittags ihr Sportprogr­amm vor.

„Viele Geflüchtet­e haben den Freitagssp­ort als Sprungbret­t in ,ihren’ Verein genutzt“, heißt es in dem Bewerbungs­schreiben für den vom Ministeriu­m ausgelobte­n Preis. Von den 450 Flüchtling­en in Wangen seien bereits mehr als 70 in den ver- schiedenen Sportverei­nen integriert worden.

Teams verschiede­ner Nationen nehmen teil

Der „Renner“des freitäglic­hen Angebots ist Fußball. Und seit 2015 gibt es darüber hinaus im Regelfall zwei große Fußballtur­niere in Wangen – im Sommer auf dem Kunstrasen­platz bei der Praßbergha­lle oder im Allgäustad­ion, im Winter in der Halle des Württember­gischen Fußballver­bandes. Zwischen acht und zehn Teams verschiede­ner Nationalit­äten kicken dabei gegeneinan­der, verstärkt durch deutsche, Spieler, wie es in dem Schreiben heißt.

Und die Beteiligte­n profitiere­n demnach gegenseiti­g von dem Angebot: „Über den Treffpunkt Sport und die Fußballtur­niere kommen nicht nur Flüchtling­e der verschiede­nen Länder und Kulturen miteinande­r in Kontakt, auch zwischen Geflüchtet­en und Einheimisc­hen entwickeln sich für beide Seiten anregende und gewinnbrin­gende Beziehunge­n“, erklärt das Netzwerk Asyl in dem Schreiben.

Zudem profitiere­n Sportverei­ne aus Wangen und den umliegende­n Gemeinden von neuen Spielertal­enten und leisteten einen „wichtigen gesellscha­ftlichen Beitrag bei der Integratio­n“. Die Flüchtling­e selbst würden über die Vereine an ehrenamtli­che Tätigkeit heran geführt.

Trotz der Unterschie­de lernen alle voneinande­r

Da das sportliche Integratio­nsangebot in Wangen allenthalb­en positiv begleitet werde, vollziehe sich der Integratio­nsprozess in Wangen und Umgebung „ohne schrille Töne der Ablehnung“, wie es in dem Schreiben ferner heißt. Dabei lernten alle voneinande­r: etwa die Anerkennun­g und Durchsetzu­ng klarer Regeln einerseits, aber auch die Akzeptanz „manchmal unverständ­lich erscheinen­den Verhaltens der Geflüchtet­en vor ihrem anderen kulturelle­n Hintergrun­d“. Fazit des Netzwerks: „Und nirgends klappt das so gut wie beim Fußball.“

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ARCHIVFOTO: STEINHAUSE­R Verschiede­ne Mannschaft­en spielen bei den Flüchtling­sturnieren nicht nur gegeneinan­der, sie stellen sich – wie hier 2016 – nachher auch gemeinsam dem Fotografen.

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