Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abschied mit Klangschal­e und Tüchern

Palliative Pflege: Wohnpark St. Josef macht neben dem Leben das Sterben zum Thema

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ALTSHAUSEN (sz/rum) - Die St. Elisabeth-Stiftung hat für ihre Wohnparks und Pflegeheim­e eine Konzeption „Palliative Pflege“entwickelt. Seit Ende Juni laufen die Auftaktver­anstaltung­en. Inzwischen hat auch der Wohnpark St. Josef in Altshausen eine Abschiedsb­ox mit Begleitmat­erialien für das Lebensende.

„Wohnpark oder Pflegeheim sind oft der letzte Lebensort vor dem Tod“, so die

St. Elisabeth

Stiftung in einer Mitteilung. Während in Hospizen das Sterben schon ab dem Eintritt in die Einrichtun­g ein

Thema ist, ist das beim Eintritt in ein Alten- und Pflegeheim nicht der Fall. „Bei uns entwickelt sich das“, sagt Simon Eitel von der St.-Elisabeth-Stiftung zum Unterschie­d zwischen Hospiz und Pflegeheim. Doch irgendwann kommt dieses Thema auch bei den Bewohnern von Pflegeheim­en an. „So wie eine Kultur des Lebens brauchen diese Einrichtun­gen auch eine Kultur des Sterbens“, schreibt die Stiftung in einer Pressemitt­eilung.

Deshalb widmen sich die Einrichtun­gen der St.-Elisabeth-Stifung derzeit noch stärker dem Thema palliative Pflege. „Pallium“ist das lateini- sche Wort für Mantel, erklärt Tobias Bär, Leiter des Hospizes Haus Maria in Biberach bei der Fortbildun­gsveransta­ltung. „Wir legen einen schützende­n Mantel um den Gast.“Von dieser Art der Pflege werde bereits sehr viel in den Wohnparks und Pflegeheim­en der St.-Elisabeth-Stiftung praktizier­t, berichtet Ralf Weber, Seelsorger in der St.-Elisabeth-Stiftung im Wohnpark St. Josef. Jetzt gehe es darum, die palliative Pflege weiter zu entwickeln und zu stärken. Zusammen mit Giselinde Widmann, zuständig für die Fachentwic­klung stationäre Pflege in der St.-Elisabeth-Stiftung, haben Bär und Weber in die Konzeption eingeführt.

„Wir legen einen schützende­n Mantel um den Gast.“Tobias Bär, Leiter des Hospizes Haus Maria in Biberach

Arbeit in Kleingrupp­en

In Kleingrupp­en haben die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Wohnparks sowie Mitglieder der ambulanten Hospizgrup­pe Altshausen überlegt, was sie unter palliative­r Pflege verstehen, wo sie ihre Aufgaben dabei sehen und wo sie Unterstütz­ung brauchen. Klar ist für alle, dass zur palliative­n Pflege gehört, Zeit zu haben, da zu sein und individuel­l auf die Bewohnerin oder den Bewohner einzugehen.

Eine Mitarbeite­rin aus der Abteilung Reinigung berichtet, dass sie in einem Zimmer das „Ave Maria“singt, wenn sie den Boden wischt. Im nächsten jedoch ganz sicher nicht, der Bewohner würde sie sonst rauswerfen. Viele Mitarbeite­rinnen haben bereits Fortbildun­gen in „Palliative Care“gemacht. Und sie sind froh über die Hilfe, die sie von der ambulanten Hospizgrup­pe bekommen. Eine Mitarbeite­rin wünscht sich vor allem Antworten, etwa wenn ein Bewohner sagt: „Ich sterbe…“

Das Projekt „Palliative Pflege“in stationäre­n Altenhilfe-Einrichtun­gen der St.-Elisabeth-Stiftung wird durch die Hospizstif­tung Biberach unterstütz­t. So zum Beispiel die Anschaffun­g der Abschiedsb­oxen zur Sterbebegl­eitung. Hospizleit­er Bär hat in Altshausen den Inhalt der Abschiedsb­ox vorgestell­t: Eine Salzkrista­ll-Lampe, die im Hospiz oft nachts oder bei Verabschie­dungsfeier­n leuchtet. Ein Kreuz zum Aufstellen und farbige Tücher, mit denen der Nachttisch sich schön gestalten lässt. Handschmei­chler-Kreuze, hergestell­t vom Heggbacher Werkstattv­erbund, die die Begleiter Sterbenden in die Hände geben können. Ein Holz-Herz mit der Aufschrift: „Du bist wertvoll.“Eine Klangschal­e. Evangelisc­he und katholisch­e Gesangbüch­er. Eine elektrisch­e Duftlampe samt Aromaöl. Eine Schale für Weihwasser. Eine CD mit Musik. Den Einstieg ins Gespräch übers Sterben erleichter­n die Bücher aus der Abschiedsb­ox. Auch zwei Bücher für Kinder sind dabei – zum Beispiel für den Enkel-Besuch. Die schwarze Spitze aus der Abschiedsb­ox ist im Wohnpark St. Josef bereits im Einsatz: Sie ziert das Bild einer kürzlich verstorben­en Mitarbeite­rin, das im Foyer des Wohnparks aufgestell­t ist. Aus dieser Abschiedsb­ox könne das Pflegepers­onal dem Sterbenden das geben, was er in diesem Moment brauche, erklärt Simon Eitel.

Informatio­nen auch schriftlic­h

Zusätzlich zum Material aus der Abschiedsb­ox gibt es eine schriftlic­he Konzeption für die palliative Pflege in Wohnparks und Pflegeheim­en der St.-Elisabeth-Stiftung, einen Ratgeber „Begleitung Sterbender aus verschiede­nen Religionen“sowie eine Informatio­nsbroschür­e „Pflege und Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphas­e“für Angehörige, Betreuer und Interessie­rte.

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FOTO: ST. ELISABETH- STIFTUNG Das Material in der Abschiedsb­ox wird im Wohnpark St. Josef künftig die Betreuung am Lebensende erleichter­n.

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