Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten feiert sein Stadtfest
Fassanstich sitzt, Wetter passt: Vom Kinderflohmarkt bis zu Tanzeinlagen kommt alles an
WEINGARTEN - Es scheint fast ein bisschen so, als gebe es momentan an beinahe jedem zweiten Wochenende eine Veranstaltung in Weingarten. Zu den traditionellsten Festen gehört auf jeden Fall das Weingartener Stadtfest, das wie immer von den örtlichen Vereinen ausgerichtet wird. Es spricht Flohmarkt- und Musikliebhaber ebenso an wie Jung und Alt. Außerdem hat das Wetter gepasst, und so kamen am Samstag und Sonntag tausende Besucher in die Innenstadt.
Oberbürgermeister Markus Ewald tauscht hier und da noch einen Händedruck und nette Worte, wirft einen raschen Blick auf seinen Spickzettel, und dann klettert er auf die Bühne vor dem Rathaus, bereit, pünktlich am Samstag um 11 Uhr das Stadtfest mit dem Bierfassanstich zu eröffnen. An Ewalds Seite: Stadtfestausschuss-Vorsitzender Adolf Mayer-Rosa. Der übernimmt die einleitenden Worte, würdigt die Helfer und Macher der Veranstaltung. Und das so ausgiebig, dass Ewald irgendwann scherzhaft unterbricht: „Geht das noch länger?“. Beim Fassanstich trieb er dann unter dem Hallo der vielen Zuschauer den Zapfhahn mit einem einzigen, gekonnten Schlag in den Bauch des Fasses. Bierfontäne inklusive.
Für Kinder und Heimwerkerker
Dass diesem würdigen Auftakt ein erfolgreiches Stadtfest folgt, ist quasi ein Muss. Und so empfinden es die meisten der Besucher auch. Bereits um sieben Uhr sind die besten Standplätze auf dem Kinderflohmarkt im Stadtgarten besetzt: Von hölzernen Puppenhäusern über pinkfarbene Barbie-Busse über kaum getragene Schwimmflossen und Matchbox-Autos bis hin zu Fellboots und Fahrrädern gibt es wirklich alles fürs Kind. Und so wie sich die Mütter und Kinder durch den Stadtgarten arbeiten, auf Schnäppchenjagd, so dicht gedrängt geht es auch auf dem angrenzenden Flohmarkt zu.
An vielen Ständen wird dort gefeilscht. Um wunderbare RetroWerkstatt-Hocker und hübsche Grünglaslampen beispielsweise. Ein Anbieter hat seinen Hobbykeller geräumt und offeriert vom Phasenprüfer bis hin zum Mehrfachstecker alles, was das Heimwerkerherz höher schlagen lässt. Ein Anderer macht total reinen Tisch und will gar seine Kaffeemaschine mit dem Vermerk „defekt“los werden. Obligatorisch sind die Stände mit Schaffellen oder jene, die Hosenträger und Kunstledergeldbeutel verkaufen.
Vereine bekochen Besucher
Und natürlich lebt das Stadtfest so richtig durch die knapp zwei Dutzend Vereine, die allerhand Schmankerl unter die Leute bringen. Bei den Plätzlern zischen mediterrane Schupfnudeln in der Pfanne, bei der Kolpingfamilie kann man die armenische Spezialität „Skoda“probieren – und aus dem Bauchladen der angehenden Braut Bianca aus Kißlegg könnte man sogar ein Glas Nutella erstehen.
So bunt wie es auf den Straßen hergeht, so vielfältig ist auch das Bühnenprogramm: Die Rocksox haben auf der Hauptbühne bereits zum Soundcheck um 18.30 Uhr am Abend zahlreiche Zuhörer angelockt; auf der KJC-Bühne performen „Lakeside“, bevor gegen 20 Uhr die KaraokeSänger um den größten Applaus wetteifern und das Original-Bodensee-Trio auf der Bühne in der Kirchstraße unterhält. Die Boogie-Woogie-Tänzer begeistern einmal mehr auf dem Tanzboden in der Kirchstraße – und das nicht nur am Samstag sondern am Sonntag gleich noch einmal. Und zwar mit derart großem Erfolg, dass einige sich vom OldschoolTanzfieber anstecken lassen: Familie Burwitz aus Bayern ist nämlich eigentlich der beiden kleinen Söhne wegen auf den Kinderflohmarkt gekommen.
„Schee isch“
Aber begeistert vom Schwung der Petticoats und den scharfen Rock’n’Roll-Rhythmen wollen sie nach dem Campingurlaub in Oberschwaben Zuhause dann unbedingt auch einen Boogie-Woogie Kurs belegen. Wie das Weingartner Stadtfest bei der Familie aus Bayern so ankommt? „Na, schee isch“, sagt Mama Burwitz.