Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hilfloser
Mitch McConnell ist ein Mensch, dem man die Härte des Lebens in der politischen Arena deutlich ansieht. Ein Politiker, dessen traurige Miene an einen Leichenbestatter denken lässt, so jedenfalls wird er gern von US-Karikaturisten gezeichnet. Jemand habe ihn gefragt, wie das so sei, als Mehrheitsführer im Senat zu wirken, erzählte jetzt der 75-Jährige und beantwortete die Frage: „Es ist ein bisschen, als wäre man Friedhofswärter. Alle sind unter dir, aber keiner hört dir zu.“
Der Fraktionschef der Republikaner versucht, dem Dilemma der „Grand Old Party“mit Leichtigkeit zu begegnen, dem Dilemma einer Partei im Zenit ihrer Macht, der aber nichts gelingt. Die Republikaner stellen nicht nur den Präsidenten, sie geben auch in beiden Parlamentskammern den Ton an. Trotzdem ist es ihnen sieben Monate nach dem Amtsantritt Donald Trumps nicht gelungen, auch nur ein einziges ihrer Vorhaben in Gesetze zu gießen. Keine Steuersenkungen, kein Infrastrukturprogramm, die Abwicklung der Gesundheitsreform Barack Obamas ist gescheitert.
Während sich McConnell in Galgenhumor flüchtet, lässt Trump seinen Zorn an ihm aus. An einem Meister des Taktierens, dem man nachsagt, dass er jeden Verfahrenstrick kennt. Das Problem mit Mitch McConnell sei, dass er versagt habe, nachdem man sieben Jahre lang gehört habe, Obamacare müsse ersetzt werden, polterte der Staatschef in einem Tweet.
Trump erweckt den Eindruck eines Konzernchefs, der schnell aufbraust, sobald etwas nicht nach seinem Willen geht. McConnell seinerseits gab ihm ungeschminkt zu verstehen, dass im Parlamentsbetrieb andere Regeln gelten als in einem Unternehmen. Er mache diese Arbeit schon lange, sagte der Jurist, der seit 33 Jahren im Kongress sitzt, und schob einen Satz hinterher, der sich anhörte wie Nachhilfe für einen Amateur: „Unser neuer Präsident hat übertriebene Erwartungen, wie schnell etwas im demokratischen Prozess passiert.“Frank Herrmann