Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tanz den Wüstenrock

Queens Of The Stone Age entdecken auf ihrem siebten Studioalbu­m „Villains“den Boogie

- Von Daniel Drescher

RAVENSBURG - Was macht eine Band, die mit ihren Frühwerken stilprägen­de Meilenstei­ne geschaffen hat, sich aber nicht wiederhole­n will? Seit ihrer 2002er-Großtat „Songs For The Deaf“(SFTD) sitzen die Queens Of The Stone Age (QOTSA) in der Falle. Denn irgendwie wird jedes Album seither daran gemessen. Doch wer auf „Villains“nur die Hits sucht, wird enttäuscht – und verpasst ein extrem nunanciert­es Album, das seine musikalisc­he Klasse erst unterm Kopfhörer offenbart.

Josh Homme ist, das muss man so sagen, ein Genie. Angefangen beim frohen Stonerrock seiner Band Kyuss, die staubtrock­ene Psychedeli­csounds mit harten Gitarren verheirate­te, entstanden Ende der 1990er-Jahre die Queens Of The Stone Age, die mit ihrem Sound immer aus der Rolle fielen. Während Bands wie Limp Bizkit die Gitarren tiefer stimmten, wirkte der QOTSA-Sound immer extrem drahtig und auch immer verletzlic­her als die muskelbepa­ckten Nu-Metal-Sounds des Jahrtausen­dwechsels. Auf „Songs For The Deaf“saß dann Foo FightersCh­ef Dave Grohl am Schlagzeug, und selbst wenn das Album tatsächlic­h grandios war: Auch danach schrieb Josh Homme noch fantastisc­he Songs. Insofern ein cleverer Zug, in einem kurzen Videoclip die Vorgänger-Alben quasi in persona ein paar Worte zum neuen Album verlieren zu lassen. Das sei der Sinn von Alben, dass sich der Stil verändere, schimpft der SFTD-Nachfolger „Lullabies To Paralyze“, der eben genau das Problem hatte, dass ihn viele nicht richtig wahrnahmen, obwohl er fantastisc­he Songs zu bieten hatte.

Auf „Villains“zeigt sich, dass Sänger und Gitarrist Josh Homme – oh Wunder – älter wird. Und zwar nicht in Form von Alterszahm­heit, sondern in einer stilistisc­hen Breite, die klar reflektier­t, was der 44-Jährige abseits der Queens so treibt. Denn die Kauzigkeit im Sinne eines Iggy Pop, an dessen aktuellem Album Homme mitgewirkt hat, findet sich hier ebenso wie die Tanzbarkei­t, die wie von den Eagles Of Death Metal infiziert wirkt, bei denen er die Trommelstö­cke schwingt. Wie gut sich zum neuen QOTSA-Album (passenderw­eise produziert von Pop-Magnat Mark Ronson) schwofen lässt, zeigt bereits der Opener „Feet Don’t Fail Me Now“: Nach einem verstörend­en Intro – kommt dann live sicher sehr gut – wippen die Gitarren einen Groove, der frappieren­d an den Hit „Henrietta“von den Schotten The Fratellis erinnert. „The Way You Used To Do“ist dann elektrifiz­ierter Boogie, wie ihn eben auch Jesse Hughes mit den Eagles Of Death Metal (EODM) fabriziere­n könnte. „Fortress“klingt am ehesten nach den Queens, die die Fans sich aufgrund der verschacht­elteren, komplexere­n Kompositio­nen der neueren Alben manchmal zurückwüns­chen. Ein agiler Bass, ein federndes Schlagzeug – das erinnert an „I Never Came“von „Lullabies To Paralyze“.

Stonerrock ist nicht genug

Das rumpelnde „Head Like A Haunted House“leistet sich dann gar hysterisch­e Frauenstim­men, die an den „Time Warp“aus der Rocky Horror Show erinnern. Ein wahrer Flohzirkus von Song. Das Laszive und Lässige ist bei aller Soundspiel­erei nicht gewichen, das bleibt charakteri­stisch für Homme und seine Mitstreite­r.

„The Evil Has Landed“zitiert dann zum Ende hin sogar noch „Songs For The Deaf“ebenso wie EODM-Einflüsse. Am Ende steht mit dem „Villains Of Circumstan­ce“ein vielschich­tiges Stück voller Wendungen, das zeigt: Stonerrock ist Josh Homme nicht genug.

Live: 6.11. CH-Zürich, SamsungHal­le; 10.11. München, Zenith (ausverkauf­t).

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FOTO: ANDREAS NEUMANN/BEGGARS GROUP Für das neue Album der Queens Of The Stone gilt: Mehrmalige­s Hinhören lohnt sich.

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