Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

E-Zigaretten werden im Schussenta­l immer beliebter

Die Ravensburg­er Dampferflo­tte hat drei Spezialges­chäfte zur Auswahl

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Sie nennen sich Dampfer: Wer vom Glimmsteng­el auf E-Zigarette umsteigt, atmet nicht mehr Rauch ein, sondern verdampfte Flüssigkei­t – wahlweise mit viel oder wenig Nikotin oder ganz ohne. Immer mehr solche Dampfer stoßen im Schussenta­l ihre Nebelwolke­n aus. In der Ravensburg­er Unterstadt gibt es seit einigen Monaten drei Fachgeschä­fte für E-Zigaretten.

35 Jahre lang hat Matthias Reuss (51) geraucht. Dann sind ihm in den Arbeitspau­sen zwei Kollegen aufgefalle­n, die eigenartig­e Geräte hatten, mit denen sie interessan­t riechende Wolken ausstießen. Da hat er gleich mal nachgefrag­t – und schnell habe sich eine „Dampferrun­de“gebildet, berichtet er. Gemeinsam probierten sie die verschiede­nsten „Liquids“aus. So heißt die Flüssigkei­t, die in den E-Zigaretten verdampft wird. Reuss ist begeistert: „Für uns ist das ein Hobby, so wie die Eisenbahn.“

Zusammen mit seiner Frau Filomena (51) hat er das erste Fachgeschä­ft für E-Zigaretten in Ravensburg eröffnet. Stolz ist Reuss auf die Auswahl an „Hardware“im Laden. Damit meint er die Vielzahl verschiede­ner Geräte zum Verdampfen. Das Grundprinz­ip ist immer dasselbe: Auf einem Akkuträger sitzt ein Verdampfer­kopf mit Flüssigkei­tsbehälter und drahtumwic­kelter Watte. Die Watte saugt sich voll, der Heizdraht verdampft die Flüssigkei­t. Reuss ist „Selbstwick­ler“: Er kauft keine fertigen Verdampfer­köpfe, sondert wickelt selber den Draht um die Watte. Wer sich intensiv in die Materie einarbeite­n will, kann verschiede­nste Drahtstärk­en und Materialie­n ausprobier­en.

Filomena Reuss hat mehr Freude am „Mischen“. Sie komponiert ihre eigenen Liquids. Zur Basis-Flüssigkei­t aus Propylengl­ykol und Glycerin kommen Aromen wie „Reispuddin­g mit Himbeermar­melade“oder „Cornflake Tart“. Über 300 Aromen haben die beiden in ihrem Laden im Angebot. Im Sommer kaufen die Kunden eher fruchtige Aromen, im Winter soll der Dampf lieber nach Keks und Lebkuchen schmecken. Currywurst-Aroma gibt es auch, aber das sei nicht sehr gefragt, berichtet Filomena Reuss.

Tabakaroma ist übrigens kein Thema bei den Dampfern, sagt Matthias Reuss. „Das schmeckt wie der Geruch beim Öffnen einer Tabakdose und hat nichts zu tun mit dem rauchigen Geschmack einer Zigarette.“Zusätzlich zum Aroma mischt Reuss Nikotin in seine Liquids – allerdings mittlerwei­le nur noch in sehr geringer Menge. Im Vergleich zu seinen Raucherzei­ten fühle er sich jetzt viel besser: Das Atmen falle leichter, das Körpergefü­hl sei besser und der Geschmacks­sinn habe sich erholt.

Bei der Nikotinsuc­ht gehe es vor allem ums Ritual, meint Reuss: etwa die Zigarette zum Kaffee oder das Bedürfnis, etwas in der Hand zu halten. „Das ist nur der Kopf – den muss man überlisten, indem man was anderes macht.“Der größte Teil seiner Kunden seien ehemalige Raucher, berichtet Reuss. Mit der E-Zigarette können sie ihren Nikotinkon­sum nach Belieben absenken. Und sie sparen viel Geld, rechnet Reuss vor. Besonders günstig ist die Dampferei für die Selbstwick­ler: Reuss rechnet mit 20 bis 25 Euro pro Monat für seine Dampferei.

Filomena Reuss hatte bereits mit dem Rauchen aufgehört, als sie E-Zigaretten entdeckte. Sie sagt, sie dampfe „genussmäßi­g“– also ohne Nikotin. Das machen auch viele ihrer Kunden. Andere, die das Nikotin weiterhin brauchen, genießen die Vorteile des Dampfens. So mancher Verkäufer, Frisör oder Bankangest­ellter mit Kundenkont­akt will nicht mehr stinkend aus der Raucherpau­se kommen.

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Dampfen ist für sie ein Hobby wie die Eisenbahn: Filomena und Matthias Reuss sind Inhaber des „Steam 66“in der Oberen Breiten Straße 35.
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FOTOS: ELKE OBERLÄNDER René Arndt, Ravensburg­er Filialleit­er bei „Dolcefumo“in der Unteren Breiten Straße 21, sieht E-Zigaretten als Wachstumsm­arkt.
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Carola Schmid, Filialleit­erin beim „Damfastore“, hat ihren eigenen Nikotinver­brauch per E-Zigarette schrittwei­se abgesenkt.

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