Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Puschel und Benny verbreiten Freude
Besuchsgruppe der Malteser Sanitätsreiterstaffel ist auf dem Riesenhof im Einsatz
RAVENSBURG - Puschel ist auf dem Riesenhof sehr beliebt. Einmal im Monat kommt die schwarze Stute zu Besuch und lässt sich streicheln, tätscheln, füttern und auch mal am Schweif ziehen. Bei den psychisch kranken Menschen, die im Reha-Bereich der Bruderhausdiakonie leben, hat sie viele Freunde gefunden. Die geduldige Friesenstute ist Mitglied der Malteser Sanitätsreiterstaffel aus Kißlegg.
„Da kommt Puschel!“Christa springt auf und streicht dem Pferd liebevoll über die Schnauze. Eine Kiste Möhren und eine Kiste Äpfel stehen schon für den Gast bereit. Gerhard hält der Stute einen Apfel hin. Aber Puschel interessiert sich zunächst mehr für den Klee im Rasen. Gerhard lässt nicht locker. Und siehe da: Als er dem Pferd die ganze Kiste vor die Schnauze hält, beginnt Puschel genüsslich, die Äpfel zu zermalmen. Derweil kommen noch mehr Leute und klopfen dem Pferd auf Mähne und Hinterteil.
„Normal darf man sich einem Pferd nicht von hinten nähern“, erklärt Elke Schneider, Leiterin der Malteser Sanitätsreiterstaffel. Aber bei ihrem eigenen Pferd sei das kein Problem. Puschel ist ein „Friese“, eine eher ruhige Pferderasse. „Und dann ist es bei den Pferden wie bei den Menschen“, sagt Schneider: „Die einen sind hyperaktiv und die anderen eher phlegmatisch.“Puschel würde nicht einmal dann erschrecken, wenn jemand in nächster Nähe einen Schuss abfeuert. Trotzdem bleibt Yasmin Bussjäger ständig an Puschels Seite. Die 16-jährige Nachwuchs-Reiterin der Malteser Sanitäter ist bei den Besuchen auf dem Riesenhof immer dabei.
Am Anfang waren manche Bewohner ängstlich
„Wo ist denn der Benny geblieben?“, fragt plötzlich eine Frau. Der kleine Chihuahua-Hund gehört auch zur Besuchsgruppe. Er heißt „Ben Hur“, kurz „Benny“oder auch „Mini“. Gleich als Puschel und Benny um die Ecke kamen, hat Otto sich die Leine gegriffen und ist mit Benny Gassi gegangen. „Der Mini ist ein prima Therapiehund“, sagt Schneider. Weil er so klein ist, kann ihn jeder leicht auf den Schoß nehmen. Dass Benny die Zuwendung genießt, ist ihm deutlich anzusehen. Gerade kuschelt er sich in Annes Arme und schließt dabei entspannt die Augen.
Vanessa Zelzer bringt eine große Schüssel Wasser für Pferd und Hund. Die Heilerziehungspflegerin der Bruderhausdiakonie organisiert und betreut Puschels und Bennys Besuche auf dem Riesenhof. Am Anfang, vor rund vier Jahren, waren manche Riesenhof-Bewohner noch ängstlich und vorsichtig, erinnert sich Malteser-Reiterin Schneider. Eine Frau mit Demenz-Erkrankung glaubte, das Pferd sei böse und würde sie beißen. Einige Zeit später kam sie bereits die Treppe heruntergerannt, wenn Puschel sich näherte, und wollte die Stute zum Schmusen für sich allein haben.
Die kleine Besuchsgruppe der Malteser ist ehrenamtlich unterwegs: Mit Schneiders Pferde-Lastwagen kommen die beiden Frauen, Pferd und Hund von Kißlegg angefahren. „Auf dem Heimweg denke ich dann oft daran, wie sehr sich die Leute vom Riesenhof über die Besuche freuen“, sagt Schneider. „Dann weiß ich, wofür ich das mache.“