Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Damit weniger Essen im Müll landet
Foodsaver aus dem Landkreis Ravensburg stellen in Altshausen ihre Arbeit vor
ALTSHAUSEN - Es sind bedrückende Zahlen: Jeder achte Mensch weltweit wird niemals richtig satt. Gleichzeitig werden pro Jahr vier Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Dass das nicht einfach so hingenommen werden muss und es Möglichkeiten gibt dies einzuschränken.
„Rund 500 000 Lastwagen-Ladungen an Lebensmitteln landen in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll“, sagt Johannes Löffler, der sich als „Foodsaver“in der FoodsharingGruppe aus Ravensburg/Weingarten engagiert. Von den englischen Bezeichnungen „Foodsaving“und „Foodsharing“lässt sich ableiten, worum es geht: nämlich Lebensmittel, die noch genießbar sind, zunächst zu retten, um sie danach mit anderen zu teilen. Konkret heißt das: Händler, Produzenten, aber auch Privatleute geben übrig gebliebene Lebensmittel an die Foodsaver weiter. Und die sorgen dafür, dass diese an bestimmten Verteilerplätzen abgeholt werden können – und im Magen landen statt auf der Müllhalde.
Das Prinzip ähnelt dem der Tafelläden. Aber nur auf den ersten Blick. Die Foodsaver – sie tun das allesamt ehrenamtlich – verschenken die Lebensmittel, während sie in den Tafelläden zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises verkauft werden. Und: Die von den Foodsavern eingesammelten Lebensmittel sind für jeden zugänglich, unabhängig von der finanziellen Situation. Von einer Konkurrenzsituation könne man trotzdem nicht sprechen. „Wir sehen uns als Ergänzung“, sagt Johannes Löffler und betont, dass es der Foodsharing-Gruppe zuvorderst darum geht, dass genießbare Lebensmittel nicht auf der Müllkippe landen.
Doch wo liegen die Ursachen für diese Misere? Die Industrie würde, so Löffler, „ganz bewusst“so viel produzieren. Aber auch die Verbraucher würden mit ihrer Anspruchshaltung ihren Teil dazu beitragen, wenn sie etwa am Abend beim Bäcker eine große Brotauswahl erwarten. Die Händler würden sich der Initiative gegenüber sehr offen zeigen, nicht zuletzt auch des „Imagegewinns“wegen. Nachhaltiges Wirtschaften läge schließlich im Trend. Die rührige Gruppe sieht ihr Engagement auch im globalen Kontext.
„Wir versuchen, gerade auch mit Blick auf die stetig wachsende Weltbevölkerung, ein Teil der Lösung zu sein“, sagen Johannes Löffler und seine Mitstreiterin Annika Thelen. Nicht weniger als ein Fünftel der Treibgase könnten vermieden werden, wenn der Umgang mit Lebensmitteln besser wäre. Andere Länder sind da teils schon weiter. In Frankreich etwa ist es großen Supermärkten ab einer Fläche von 400 Quadratmetern nicht erlaubt, genießbare Lebensmittel in den Müllcontainer zu werfen.
Um einen schonenderen Umgang mit Lebensmitteln ging es auch im zweiten Teil des Abends. Siegbert Gerster stellte die Prinzipien einer solidarischen Landwirtschaft (abgekürzt: Solawi) am Beispiel der Solawi Bad Waldsee vor, die ihre Heimat auf dem Biohof Wild in Unterurbach hat. Mehrere Privathaushalte haben sich zusammengetan, zahlen monatlich einen bestimmten Betrag und erhalten im Gegenzug regelmäßig einen Ernteanteil. Das Einkommen des Landwirts ist gesichert, und die Mitglieder wissen, woher die Lebensmittel stammen.
Informationen gibt es im Internet: www.solawi-bad-waldsee.de www.foodsharing-ravensburgweingarten.de