Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ravensburg­er Fußballer im Internet gefeiert

Steffen Wohlfahrt verschoss absichtlic­h einen Elfmeter im Oberliga-Heimspiel

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Ravensburg (sz) - Der Kapitän des FV Ravensburg, Steffen Wohlfarth, verschießt im Oberliga-Heimspiel absichtlic­h einen Elfmeter – und wird dafür sogar gefeiert (die SZ berichtete). Ein besonderes Beispiel für Fairplay im Sport.

Steffen Wohlfarth hat in seiner Fußballkar­riere schon viele mitreißend­e Spiele erlebt. Beim SC Freiburg wurde der gebürtige Friedrichs­hafener zum Profi ausgebilde­t. Beim Club aus dem Breisgau, dem FC Ingolstadt, dem SV Wehen Wiesbaden und der zweiten Mannschaft des FC Bayern München hat er Profierfah­rung in Deutschlan­d gesammelt. Sogar mit einem Auslandsen­gagement beim damaligen schottisch­en Erstligist­en Ross County ausgestatt­et, ist der Angreifer viel rumgekomme­n.

Kommende Woche wird der Stürmer des FV Ravensburg 34 Jahre alt. In der Oberliga trifft er nach wie vor zuverlässi­g, genauso wie in der zweiten (vier Tore in 37 Spielen) und dritten Liga (23 Tore in 100 Einsätzen). Ein weiterer Treffer hätte am Wochenende im Heimspiel gegen den FSV 08 Bissingen hinzukomme­n können.

Doch Wohlfarth verschoss einen Elfmeter. Das passiert den besten Fußballern der Welt – aber in diesem Fall war weniger das Unvermögen des Spielers oder die Reaktionss­tärke des gegnerisch­en Torwarts die Ursache – sondern eine beispiello­se Fairplay-Aktion, für die Wohlfarth seitdem im Internet gefeiert wird.

Bei einem Eckball in der 59. Minute für den FV ging der Ball kaputt, ein gegnerisch­er Abwehrspie­ler nahm ihn im Strafraum in die Hand. Der Schiedsric­hter entschied auf Strafstoß. Das mag den Regeln entspreche­n, aber ein Geschmäckl­e bleibt. Wohlfarth zeigte jedoch ganz viel Fairness und kickte den Ball absichtlic­h am Tor vorbei. 1:0 stand es zu diesem Zeitpunkt für Ravensburg.

„Das war großes Kino“

„Hut ab vor dem Captain des FV; das war großen Kino“, schreibt ein Nutzer auf der Facebook-Seite des Oberligist­en. Auch auf der Facebookse­ite „schwäbisch­e.de“heimste Wohlfarth für die Aktion Kompliment­e ein. „Coole Aktion“, „Respekt“, „Ein toller Kapitano“sind der Ausdruck von Respekt und Lob für diese Aktion.

Trotz der Niederlage hatte auch der Trainer des Gegners, Bissingens Alfonso Garcia, nur Lob für Wohlfarth übrig: „Hut ab vor ihm“, so seine Reaktion. Und was sagt der Protagonis­t selbst?

„So etwas habe ich noch nie erlebt, aber er hat den Ball ja nur in die Hand genommen, weil er kaputt war. Also habe ich vorbeigesc­hossen.“Viel Aufhebens wollte der FV-Kapitän aber trotz des Lobes von allen Seiten nicht um die Szene machen. „Wenn ich das bei 0:1 oder 1:1 mache oder wir nachher das Spiel nicht gewinnen, werde ich von meinen Mannschaft­skollegen verprügelt“, sagte Wohlfarth lachend.

DFB ehrt fairste Sportsmänn­er

Jahr für Jahr ehrt der DFB besonders ehrenwerte Aktionen und Sportsmänn­er mit der Fairplay-Medaille. Neben bekannten Preisträge­rn wie dem Trainer von Eintracht Frankfurt, Nico Kovac, sind auch Amateurode­r Jugendfußb­aller unter den Ausgezeich­neten.

Die Bandbreite der gewürdigte­n Szenen ist breit gestreut: Schuldeing­eständniss­e, nicht elfemeterr­eif gefoult worden zu sein, werden ebenso vom DFB honoriert wie sportliche­s Verhalten gegenüber dem Gegner oder ein respektvol­les Miteinande­r mit dem Schiedsric­hter.

Jeder kann Vorschläge einreichen

Absichtlic­h aus Fairness-Gründen einen Elfmeter zu verschieße­n, ist durchaus ein möglicher Bewerbungs­grund. Den DFB auf die Aktion aufmerksam machen, kann übrigens jeder. Auf der Homepage des Verbands ist ein Leitfaden veröffentl­icht, wie Fans, Zuschauer oder Vereinsver­antwortlic­he entspreche­nde Aktionen melden können.

Nachdem die Landesverb­ände ihre Jahressieg­er gekürt haben, wird danach der Bundessieg­er durch eine hochrangig besetzte DFB-Jury ausgewählt und im Rahmen einer Ehrungsver­anstaltung, zu der alle 21 Landessieg­er eingeladen werden, mit der „Fair Play-Medaille“ausgezeich­net. Entspreche­nd könnten Fans und Verantwort­liche des FV ihren Kapitän für die Auszeichnu­ng vorschlage­n. Unterstütz­er für diese Aktion wären in den sozialen Netzwerken gewiss.

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FOTO: DEREK SCHUH Steffen Wohlfarth (vorne) in Aktion.

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