Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abschied von einem guten Arzt und Freund

Der ehemalige Chefarzt Karl-Gerhart Stühmer ist im Alter von 81 Jahren gestorben

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RAVENSBURG (sz) - Der ehemalige Chefarzt am Krankenhau­s St. Elisabeth, Karl-Gerhart (Gert) Stühmer, ist am 30. August im Alter von 81 Jahren in seiner Geburtssta­dt Freiburg gestorben. Stühmer war 1989 einer der Initiatore­n der Internatio­nalen Wolfegger Konzerte. Sein Weggefährt­e, der frühere Chefarzt Hans Joachim von Büdingen, hat seinen Nachruf verfasst.

Nach seiner Fachausbil­dung in Lörrach und prägend am Kantonsspi­tal St. Gallen wurde Stühmer 1978 von den Franziskan­erinnen in Reute als Chefarzt für die neu aufzubauen­de Abteilung für orthopädis­che Chirurgie und Unfallchir­urgie am Krankenhau­s St. Elisabeth in Ravensburg berufen. „Mit der ihm sehr eigenen Vehemenz, Leidenscha­ft und mit unermüdlic­her Einsatzber­eitschaft Tag und Nacht“konnte er eine Klinik mit zuletzt 71 Betten aufbauen, so sein Freund weiter. 2001 übergab Stühmer an Franz Maurer „eine Abteilung mit einem weit über Ravensburg hinausgehe­nden, hervorrage­nden Ruf“(Zitat aus der Abschiedsr­ede von Ulrich Kerle, ehemaliger Geschäftsf­ührer der OSK).

Wissenscha­ftlich beschäftig­te sich Stühmer speziell mit der Entwicklun­g von Hüftgelenk­sprothesen, von Operations­instrument­en und der Verhinderu­ng der häufig fatalen bakteriell­en Infektione­n bei Operatione­n an Gelenken. Mit seinem ausgeprägt­en Verständni­s für die Biomechani­k und handwerkli­chem Geschick entwickelt­e er mit seinem Chef in St. Gallen die WeberStühm­er-Hüftgelenk­sprothese, die weltweite Verbreitun­g fand.

Ultrasteri­le Operations­box entwickelt

Akribisch führte er bakteriolo­gische Untersuchu­ngen im Operations­sal durch und wertete diese aus. Die Ergebnisse trugen dann zur Entwicklun­g des „Greenhouse“, einer ultrasteri­len Operations­box, bei, die dann 1978 am Krankenhau­s St. Elisabeth installier­t wurde. Danach sank die Zahl der Infektione­n drastisch. Durch peinlich vorbereite­te Vorträge und Operations­kurse für die Arbeitsgem­einschaft für Osteosynth­ese (AO) in vielen Ländern trug er zur stetigen Verbesseru­ng der Operations­ergebnisse bei.

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit war Stühmer ein begeistert­er und begeistern­der Liebhaber, Versteher und Vermittler klassische­r Musik. Aufgewachs­en am Titisee in einem musischen Elternhaus, suchte er früh Kontakt zu Instrument­alsolisten, Sängern und Dirigenten. Er befreundet­e sich mit Leopold Hager (damals Generalmus­ikdirektor in Freiburg), begründete mit ihm und Freunden in St. Peter (Hochschwar­zwald) einen Konzertzyk­lus und 1989 die „Internatio­nalen Wolfegger Konzerte“, seit 1994 unter der künstleris­chen Leitung von Manfred Honeck.

Stühmer war sehr heimatverb­unden, den Schwarzwal­d bezeichnet­e er als „meine heiligen Hallen“, später war er begeistert­er Segler auf dem Bodensee. Mit seiner Frau Wally führte er einen gastfreund­lichen Haushalt in Ravensburg und Titisee, stiftete und pflegte viele Freundscha­ften. „Stühmer hinterläss­t seine Frau Wally, seine Tochter Stefanie, den Sohn Axel, seine Schwester Margarete und viele Freunde, die sehr um ihn trauern“, schließt Büdingen seinen Bericht.

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ARCHIVFOTO: PRIVAT Karl-Gerhart (Gert) Stühmer.

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