Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Carsharing und Bürgerbusse im Test
In Grünkraut, Bodnegg, Waldburg und Schlier sollen Carsharing und Bürgerbusse getestet werden
Wie man ohne eigenes Auto auf dem Land mobil sein kann.
GRÜNKRAUT - Die Fahrt zur Arbeitsstelle, der Besuch bei Freunden oder ein Einkauf im Supermarkt: Wer in ländlichen Gebieten wohnt, weiß, dass die Wege lang sein können. Ohne eigenes Auto ist man da oft aufgeschmissen. Wie man auf dem Land mobil sein und trotzdem umweltbewusst handeln kann, das wollten zwei Studentinnen herausfinden. Das Ergebnis ihrer Studie im Gemeindeverwaltungsverband Gullen: In Grünkraut, Bodnegg, Waldburg und Schlier könnte die Einführung von Bürgerbussen und Carsharing sinnvoll sein.
Die Studentinnen Sandra Kretz und Sonja Miller hatten in den vier Gemeinden Fragebogen verteilt und ausgewertet, um herauszufinden, ob die Einwohner Interesse an ressourcenschonenden Mobilitätsformen haben. „Anfangs waren wir skeptisch, ob den Bürgern dieses Thema wichtig ist, aber dann wurden wir positiv überrascht“, berichten sie. Denn aus den ausgefüllten Fragebogen geht hervor, dass es in allen vier Orten genügend Interessierte gibt, um ein Carsharing-Modell einzuführen. Auch einen Bürgerbus können sich einige gut vorstellen.
Schlechte Busverbindungen
„Es gibt großen Unmut wegen der Busverbindungen“, sagt Sandra Kretz. Und Sonja Miller zeigt eine Grafik, die das Problem auf den Punkt bringt: Direkte Linien existieren nur zwischen Grünkraut und Bodnegg sowie zwischen Schlier und Waldburg. Alle anderen Verbindungen zwischen den vier Gemeinden führen über Ravensburg, mit Umstiegen und entsprechend langen Fahrzeiten.
Ehrenamtliche Fahrer melden sich
Hier könnten Bürgerbusse zumindest teilweise Abhilfe schaffen. Da es in jeder der Kommunen bereits einen gemeindeeigenen Bus gibt, der von Vereinen oder Privatpersonen gebucht werden kann, könnten diese Fahrzeuge relativ einfach zu Bürgerbussen werden, erklären Sandra Kretz und Sonja Miller. Auf den Fragebogen hätten sich ausreichend Personen bereit erklärt, als ehrenamtlicher Fahrer zu fungieren. Die Bürgerbusse könnten dann zum Beispiel an bestimmten Wochentagen zu einem festen Fahrplan Ziele wie Supermärkte anfahren, sagt Sandra Kretz. An anderen Tagen könnten sie als Rufbus funktionieren, also nach Bedarf genutzt werden, um etwa Arzttermine wahrzunehmen. In Waldburg wurde das Interesse an einem Bürgerbus auf Wunsch der Gemeindeverwaltung in der aktuellen Studie nicht abgefragt.
Auch Carsharing, also Autos, die von mehreren Personen genutzt werden, ist eine Möglichkeit, Lücken im öffentlichen Nahverkehr zu schließen. Im ländlichen Gebiet werde Carsharing derzeit kaum angeboten, schreiben die beiden Studentinnen in ihrer Studienarbeit. Trotzdem haben sie Beispiele gefunden, wo solche Modelle erfolgreich installiert wurden. So zum Beispiel in Heimenkirch, einer Gemeinde mit 3700 Einwohnern im Landkreis Lindau.
Carsharing interessiert Bürger
Interesse ist auch in Grünkraut, Bodnegg, Waldburg und Schlier vorhanden, wie die Umfrageergebnisse zeigen: In jeder dieser Gemeinden gaben mindestens neun Haushalte an, bei einem solchen Projekt mitmachen zu wollen. Eine ausreichende Grundlage, wie Sandra Kretz und Sonja Miller sagen.
Ein Problem könne jedoch die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Carsharing-Auto sein, fügen sie hinzu, da die Interessierten in verschiedenen Teilorten der Gemeinden wohnen. „Natürlich bietet sich als Standort das Zentrum an, aber da müssen Interessierte aus den Teilorten dann auch erst hinkommen, wenn sie das Auto nutzen wollen.“
Testläufe geplant
Die Studentinnen schlagen sowohl beim Carsharing als auch bei den Bürgerbussen eine Testphase vor, um zu klären, ob und wie die Angebote angenommen werden und ob sie weitergeführt werden sollen. „Wir sind gespannt, wie’s weitergeht“, sagen sie. Das kann ihnen Corinna Tonoli wahrscheinlich im Herbst berichten. Sie ist Klimaschutzmanagerin des Gemeindeverwaltungsverbands Gullen und hatte das Thema Mobilität als Studienarbeit vorgeschlagen. „Wir werden uns mit dem örtlichen CarsharingAnbieter zusammensetzen und überlegen,