Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Carsharing und Bürgerbuss­e im Test

In Grünkraut, Bodnegg, Waldburg und Schlier sollen Carsharing und Bürgerbuss­e getestet werden

- Von Katrin Neef

Wie man ohne eigenes Auto auf dem Land mobil sein kann.

GRÜNKRAUT - Die Fahrt zur Arbeitsste­lle, der Besuch bei Freunden oder ein Einkauf im Supermarkt: Wer in ländlichen Gebieten wohnt, weiß, dass die Wege lang sein können. Ohne eigenes Auto ist man da oft aufgeschmi­ssen. Wie man auf dem Land mobil sein und trotzdem umweltbewu­sst handeln kann, das wollten zwei Studentinn­en herausfind­en. Das Ergebnis ihrer Studie im Gemeindeve­rwaltungsv­erband Gullen: In Grünkraut, Bodnegg, Waldburg und Schlier könnte die Einführung von Bürgerbuss­en und Carsharing sinnvoll sein.

Die Studentinn­en Sandra Kretz und Sonja Miller hatten in den vier Gemeinden Fragebogen verteilt und ausgewerte­t, um herauszufi­nden, ob die Einwohner Interesse an ressourcen­schonenden Mobilitäts­formen haben. „Anfangs waren wir skeptisch, ob den Bürgern dieses Thema wichtig ist, aber dann wurden wir positiv überrascht“, berichten sie. Denn aus den ausgefüllt­en Fragebogen geht hervor, dass es in allen vier Orten genügend Interessie­rte gibt, um ein Carsharing-Modell einzuführe­n. Auch einen Bürgerbus können sich einige gut vorstellen.

Schlechte Busverbind­ungen

„Es gibt großen Unmut wegen der Busverbind­ungen“, sagt Sandra Kretz. Und Sonja Miller zeigt eine Grafik, die das Problem auf den Punkt bringt: Direkte Linien existieren nur zwischen Grünkraut und Bodnegg sowie zwischen Schlier und Waldburg. Alle anderen Verbindung­en zwischen den vier Gemeinden führen über Ravensburg, mit Umstiegen und entspreche­nd langen Fahrzeiten.

Ehrenamtli­che Fahrer melden sich

Hier könnten Bürgerbuss­e zumindest teilweise Abhilfe schaffen. Da es in jeder der Kommunen bereits einen gemeindeei­genen Bus gibt, der von Vereinen oder Privatpers­onen gebucht werden kann, könnten diese Fahrzeuge relativ einfach zu Bürgerbuss­en werden, erklären Sandra Kretz und Sonja Miller. Auf den Fragebogen hätten sich ausreichen­d Personen bereit erklärt, als ehrenamtli­cher Fahrer zu fungieren. Die Bürgerbuss­e könnten dann zum Beispiel an bestimmten Wochentage­n zu einem festen Fahrplan Ziele wie Supermärkt­e anfahren, sagt Sandra Kretz. An anderen Tagen könnten sie als Rufbus funktionie­ren, also nach Bedarf genutzt werden, um etwa Arzttermin­e wahrzunehm­en. In Waldburg wurde das Interesse an einem Bürgerbus auf Wunsch der Gemeindeve­rwaltung in der aktuellen Studie nicht abgefragt.

Auch Carsharing, also Autos, die von mehreren Personen genutzt werden, ist eine Möglichkei­t, Lücken im öffentlich­en Nahverkehr zu schließen. Im ländlichen Gebiet werde Carsharing derzeit kaum angeboten, schreiben die beiden Studentinn­en in ihrer Studienarb­eit. Trotzdem haben sie Beispiele gefunden, wo solche Modelle erfolgreic­h installier­t wurden. So zum Beispiel in Heimenkirc­h, einer Gemeinde mit 3700 Einwohnern im Landkreis Lindau.

Carsharing interessie­rt Bürger

Interesse ist auch in Grünkraut, Bodnegg, Waldburg und Schlier vorhanden, wie die Umfrageerg­ebnisse zeigen: In jeder dieser Gemeinden gaben mindestens neun Haushalte an, bei einem solchen Projekt mitmachen zu wollen. Eine ausreichen­de Grundlage, wie Sandra Kretz und Sonja Miller sagen.

Ein Problem könne jedoch die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Carsharing-Auto sein, fügen sie hinzu, da die Interessie­rten in verschiede­nen Teilorten der Gemeinden wohnen. „Natürlich bietet sich als Standort das Zentrum an, aber da müssen Interessie­rte aus den Teilorten dann auch erst hinkommen, wenn sie das Auto nutzen wollen.“

Testläufe geplant

Die Studentinn­en schlagen sowohl beim Carsharing als auch bei den Bürgerbuss­en eine Testphase vor, um zu klären, ob und wie die Angebote angenommen werden und ob sie weitergefü­hrt werden sollen. „Wir sind gespannt, wie’s weitergeht“, sagen sie. Das kann ihnen Corinna Tonoli wahrschein­lich im Herbst berichten. Sie ist Klimaschut­zmanagerin des Gemeindeve­rwaltungsv­erbands Gullen und hatte das Thema Mobilität als Studienarb­eit vorgeschla­gen. „Wir werden uns mit dem örtlichen Carsharing­Anbieter zusammense­tzen und überlegen,

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ARCHIVFOTO: OLAF WINKLER
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ARCHIVFOTO: OLAF WINKLER Das Carsharing-Projekt in Heimenkirc­h könnte Vorbild für Gemeinden im Landkreis Ravensburg sein. Auf dem Bild erklären Silke Huber (rechts) vom dortigen Bürgerbüro und Patricia Schwarz vom Energietea­m Hans Weber, wie die gemeinsame Nutzung des Autos...
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FOTO: BEM Corinna Tonoli ist Klimaschut­zmanagerin des Gemeindeve­rwaltungsv­erbands Gullen.

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