Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bewegung bei Schuler

Der Pressenher­steller hat in Weingarten zahlreiche Stellen ausgeschri­eben.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Pressenher­steller Schuler bietet am Standort Weingarten wieder Arbeitsplä­tze im Bereich der Fertigung an. So sind aktuell zwei Posten als „Zerspanung­smechanike­r Frästechni­k“und „Zerspanung­smechanike­r Drehtechni­k“öffentlich ausgeschri­eben. Wer nun denkt, Schuler hätte es sich anders überlegt und wolle den Produktion­sstandort in Weingarten nun doch beibehalte­n, der irrt. Denn die einzustell­enden Mechaniker sollen nicht im Pressenbau, sondern im Werkzeugba­u eingesetzt werden. Das teilt der Konzern auf Nachfrage mit. Und doch ist jede Menge Bewegung bei Schuler-Arbeitsplä­tzen in Weingarten.

So sind aktuell 14 Stellen am Standort Weingarten ausgeschri­eben. Davon fallen einzig die beiden Mechaniker-Posten in den gewerblich­en Bereich. Allerdings werden diese neu aufgebaut. Laut Schuler war es in den Jahren 2015 und 2016, als entschiede­n wurde, dass die Produktion in Weingarten geschlosse­n wird und das 231 Arbeitsplä­tze kostet, noch nicht absehbar. „Wo ein interner Wechsel zum damaligen Zeitpunkt möglich war, haben wir ihn den Beschäftig­ten angeboten, um die Zahl der Betroffene­n so gering wie möglich zu halten“, schreibt Pressespre­cher Simon Scherrenba­cher in einer Stellungna­hme. Dies sei mit ein Grund gewesen, warum am Ende weniger Beschäftig­te gehen mussten als eigentlich geplant, „auch wenn wir natürlich den Weggang eines jeden Einzelnen bedauern“, wie Scherrenba­cher schreibt.

Ob mittlerwei­le alle Mitarbeite­r, mit denen ein Auflösungs­vertrag ausgehande­lt wurde, gegangen sind, hat Schuler auf zweimalige Anfragen nicht beantworte­t. Gleiches gilt für die Frage, ob der Konzern einen Auflösungs­vertrag auch rückgängig machen würde, um die ehemaligen Mitarbeite­r in anderen Bereichen einzusetze­n. Doch dafür sendet der Pressenher­steller bei den aktuell ausgeschri­ebenen Stellen positive Signale. „Selbstvers­tändlich können auch sie sich auf die Ausschreib­ungen bewerben, die Türe zu Schuler bleibt offen“, schreibt Scherrenba­cher.

Besondere Konstellat­ion

Mit Ausnahme der beiden Mechaniker-Posten handelt es sich bei den 14 ausgeschri­ebenen Stellen um Wiederbese­tzungen. Ob die Stellen frei geworden sind, weil einige Mitarbeite­r zum direkten Konkurrent­en Aida gewechselt sind, wurde vonseiten von Schuler ebenfalls nicht beantworte­t. Doch ist die Konstellat­ion auf dem Arbeitsmar­kt im Bereich der Pressenher­steller in Weingarten ohnehin schon speziell. Schließlic­h hat sich im August des vergangene­n Jahres der weltweit zweitgrößt­e Pressenher­steller und damit größte Schuler-Konkurrent Aida in Weingarten angesiedel­t. Erst im Juli wurde die Niederlass­ung mit aktuell rund 20 Angestellt­en, deren Zahl bis Ende 2018 auf 50 ansteigen soll, feierlich eröffnet.

Dass bei der Aida-Entscheidu­ng für den Standort Weingarten auch der Mitbewerbe­r eine Rolle spielte, ist kein Geheimnis. So hat Aida ehemalige Schuler-Mitarbeite­r, die durch die Umstruktur­ierungen ihren Job verloren hatten, übernommen. Zwar seien die Entwicklun­gen bei Schuler nicht die Hauptursac­he gewesen, sagte Aida-Vizepräsid­ent Klaus Rothenhage­n Ende Juli 2016, „aber das hat die finale StandortEn­tscheidung schon etwas getriggert. Wir wollen den Leuten eine neue Heimat geben.“Auch AidaPräsid­ent Kikikazu Aida meinte bei der Eröffnung ein Jahr später: „Weingarten hat all diese Leute, die wollten. Hier sind die talentiert­en Leute und die Technik, also mussten wir nach Weingarten kommen.“Oberbürger­meister Markus Ewald ging damals sogar noch einen Schritt weiter und dankte Aida: „Ihnen ist es gelungen, den Mitarbeite­rn in Weingarten wieder eine Perspektiv­e zu geben.“

Aufbau in anderen Bereichen

Klammert man den Bereich der Schließung des Produktion­sstandorte­s und den damit verbundene­n Wegfall von 231 Arbeitsplä­tzen aus, baute Schuler in Weingarten das Engagement im vergangene­n halben Jahr sogar ein wenig aus. Bei der Jahrespres­sekonferen­z im März erklärte Stefan Klebert, Vorstandsv­orsitzende­r von Schuler, dass man in Weingarten fünf bis zehn neue Arbeitsplä­tze schaffen wolle. Außerdem plante der Konzern, einen niedrigen Millionenb­etrag in die Modernisie­rung der Bürogebäud­e in Weingarten zu investiere­n. Der Vorstandsv­orsitzende wollte das seinerzeit als Signal zur Stärkung des Standortes verstanden wissen. Und so sieht man das beim Pressenher­steller auch noch heute. „Aufgrund der Produktion­sschließun­g haben wir primär im gewerblich­en Bereich Personal abgebaut und werden es dort auch nicht wieder aufbauen“, schreibt Scherrenba­cher. „Wir bauen Personal in anderen Bereichen auf, z.B. Engineerin­g, Projektman­agement, Vertrieb, etc. – und das sind gute Nachrichte­n für Weingarten.“

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ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R
 ?? ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R ?? Schuler ist einer der wichtigste­n Arbeitgebe­r der Stadt Weingarten.
ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R Schuler ist einer der wichtigste­n Arbeitgebe­r der Stadt Weingarten.

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