Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Konservativer
Er twittert auf Latein und sorgt mit seinen Äußerungen über Homo-Ehen und Abtreibungen in Großbritannien für Befremden. Kann der 48-jährige Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg sogar Premierministerin Theresa May gefährlich werden?
Rees-Mogg hatte in einem Interview die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner und Abtreibungen kategorisch abgelehnt. Selbst Schwangerschaften nach einer Vergewaltigung und bei Inzest dürften nicht abgebrochen werden. Rees-Mogg ist sechsfacher Vater.
Auf scharfe Kritik nicht nur von Politikern an seinen Ansichten reagierte Rees-Mogg am Samstag in der „Mail Online“: „Das ist ein freies Land und jeder kann seine Meinung äußern.“Er rücke niemals von seinen Ansichten ab. „Vergewaltigung ist ein großes Übel und ein schreckliches Verbrechen, aber das wird nicht davon besser, dass man das ungeborene Kind abtreibt“, erklärte er.
Der reiche Rees-Mogg gilt als Kauz, der nicht nur mit seinen Ansichten, sondern auch mit seinem Äußeren mit Nickelbrille und tiefem Scheitel wie ein Politiker aus dem 20. Jahrhundert wirke. Der OxfordAbsolvent twittert oft auf Latein und gab an, noch nie gekocht oder seinen Kindern die Windeln gewechselt zu haben. ReesMogg hat eine Tochter und fünf Söhne. Das jüngste Kind kam im Juli auf die Welt und heißt Sixtus Dominic Boniface Christopher.
Umso größer war die Überraschung, als der EU-Kritiker trotz seines exzentrischen Verhaltens in einer Umfrage auf einer konservativen Webseite (Conservative Home) auf den zweiten Platz als Mays potenzieller Nachfolger kam. Die Premierministerin hat seit der Neuwahl im Juni, bei der die Konservativen die Mehrheit im Parlament verloren, einen schweren Stand. Sie will ihre Amtszeit ausschöpfen. ReesMogg erklärte öffentlich, dass er überhaupt keine Ambitionen habe, Premierminister zu werden. Nach Angaben britischer Medien soll er unter Freunden aber andere Andeutungen gemacht haben. Silvia Kusidlo, dpa