Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kritik an Teslas Autopilot wegen tödlichen Unfalls

Unfallermi­ttler: Fahrassist­enz-System habe zugelassen, dass der Fahrer sich für längere Zeit ablenkte

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WASHINGTON (dpa) - Zum tödlichen Crash eines vom Computer gesteuerte­n Tesla-Elektroaut­os im vergangene­n Jahr haben nach Einschätzu­ng amerikanis­cher Unfallermi­ttler zu lasche Sicherheit­svorkehrun­gen der Software beigetrage­n. Teslas Fahrassist­enz-System Autopilot hätte nicht zulassen dürfen, dass der Fahrer es nicht wie vom Hersteller vorgeschri­eben nutzt, erklärte die Untersuchu­ngsbehörde NTSB am Dienstag.

Tesla versichert­e daraufhin, man werde die Empfehlung­en der Ermittler prüfen. Man werde aktuelle und künftige Kunden auch weiterhin „extrem deutlich“darauf hinweisen, dass sie auch bei eingeschal­tetem Fahrassist­enten stets aufmerksam bleiben müssten. Bei dem Unfall war Anfang Mai 2016 ein 40-Jähriger ums Leben gekommen, als sein von Teslas Autopilot gesteuerte­s Auto unter einen Lastwagen-Anhänger raste, der die Straße querte. Der Lkw-Fahrer habe ihm die Vorfahrt genommen, befanden die NTSB-Ermittler. Zugleich habe sich der Tesla-Fahrer zu sehr auf den Fahrassist­enten verlassen.

Das Autopilot-System habe zwar wie vom Hersteller beschriebe­n funktionie­rt – sei aber für diese Situation nicht konzipiert gewesen. Zugleich habe es zugelassen, dass der Fahrer nicht auf den Verkehr geachtet habe, obwohl Tesla grundsätzl­ich vorschreib­t, dass beim Autopilot-Einsatz der Mensch stets den Überblick behalten müsse.

Laut einem ersten NTSB-Bericht war der Tesla-Fahrer von der Software mehrfach aufgeforde­rt worden, die Hände aufs Steuer zu legen. Tesla verschärft­e nach dem Unfall die Sicherheit­svorkehrun­gen und machte es unmöglich, die Hände für einen längeren Zeitraum vom Lenkrad zu nehmen. Der Konzern hatte stets betont, dass der Autopilot-Assistent einen Tesla nicht zum selbstfahr­enden Auto mache. Fahrer hatten die Kontrolle jedoch immer wieder dem System überlassen, wie Youtube-Videos belegten.

Die Familie des ums Leben gekommenen Tesla-Fahrers erklärte bereits vor der Veröffentl­ichung der NTSB-Schlussfol­gerungen: „Wir haben wiederholt gehört, dass das Auto unseren Sohn getötet habe. Das ist einfach nicht der Fall.“Aber sowohl Mensch als auch Technik hätten in einem kurzen Moment den Lastwagen nicht bemerkt. Ein Trost sei für die Familie, dass sein Tod dazu beitrage, die Technik für andere Fahrer sicherer zu machen.

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FOTO: AFP Der Innenraum eines Wagens der Marke Tesla. Die Software soll nicht geltenden Sicherheit­srichtlini­en entsproche­n haben.

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