Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Liberaler wünscht sich mehr PR für Europa
Die Youngsters der politischen Parteien im Porträt – Heute: Niklas Kornel (17) von der FDP
RAVENSBURG - Niklas Kornel hält nichts von Datenspeicherung und Totalüberwachung. Der 17 Jahre alte Vorsitzende der Jungen Liberalen (Julis) im Kreisverband Ravensburg-Bodensee ist der Ansicht, dass der Staat nicht alles kontrollieren sollte. Er beschreibt das so: „Täglich fallen Wassergläser runter und gehen kaputt, und trotzdem werden weiterhin Gläser benutzt.“Wenn etwas passiere, passiere es.
Niklas Kornel wohnt mit seinen Eltern in Immenstaad, direkt am Bodensee. Er besucht die zwölfte Klasse des Karl-Maybach-Gymnasiums in Friedrichshafen. In seiner Freizeit spielt er leidenschaftlich Volleyball. Seit 2014 ist Kornel bei den Julis, seit Mai in der FDP. Ob ihn der desaströse Wahlausgang für die FDP bei der vergangenen Bundestagswahl nicht abgeschreckt hat? „Man muss nach vorne gucken“, sagt der 17-Jährige. Zudem biete jede schwächelnde Phase den Mitgliedern gleichzeitig eine Chance, die Ausrichtung der Partei mitzugestalten. Die Julis hätten dabei als der „Stachel im Fleisch“einen guten Einfluss auf die Mutterpartei gehabt. Kornel: „Es war an der Zeit, die FDP zu entkrusten.“
Von Anfang an sei es der liberale Grundgedanke gewesen, der ihm imponiert habe, meint der Gymnasiast. „Wir brauchen Freiheit und ein System, das Freiheit garantiert“, beschreibt er. Diese Liberalität betreffe die eigene persönliche Entwicklung genauso wie die freie Marktwirtschaft, das legale Surfen im Internet oder die Entwicklung innovativer Geschäftsideen. Und was ist dann die Aufgabe des Staates? „Er muss die passenden Strukturen schaffen“, sagt Kornel. „Er sollte Unterstützer und nicht Gegenspieler sein.“Laut Kornel müsse der Staat dafür sorgen, dass es allen Menschen in einer Gesellschaft möglichst gut gehe und sie ihre Stärken einsetzen können.
Kornels Vater hat sich mit zwei Freunden eine eigene Firma im Bodenseekreis aufgebaut. Sie spezialisierten sich auf Hard- und Softwarelösungen. Niklas Kornel ist mit der Start-upMentalität aufgewachsen. Er selbst würde später gern Wirtschaftsingenieurwesen studieren. „Ich bin schon immer interessiert an Innovationen“, erzählt er. An der FDP gefällt ihm, dass sie genau das unterstütze. Dass sie sich für Bildung und Förderung ausspreche – und vor allem für Europa. Kornel: „Die FDP sieht die Chancen und schaut nach vorne.“
„Die EU ist wichtig“, meint der Schüler, „aber sie könnte ein bisschen mehr PR und Marketing gut gebrauchen.“Denn momentan würde ein großer Teil der Europäer sich von der EU abwenden, weil diese für sie undurchschaubar sei. Sie würden sich fragen, was sie die EU eigentlich angehe. „Dieses Auseinanderdriften ist gefährlich“, so Kornel.
Dennoch übt er auch Kritik an der FDP. „Sie könnte manchmal ein bisschen mehr Distanz zu großen Betrieben haben“, meint der 17-Jährige, „auch wenn das schon besser geworden ist.“Wenn es nach ihm gehe, sollte die Wirtschaft in Sachen Dieselskandal zur Verantwortung gezogen werden.
Kornels Vorbilder sind Schmidt und Genscher
Als politische Vorbilder führt Niklas Kornel neben dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und dem Ex-Bundesinnenminister HansDietrich Genscher (FDP) den ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika an: George Washington. „Er hat eine Menge geleistet, wenn man bedenkt, was er bei der Gründung der USA alles hätte falsch machen können“, sagt Kornel voller Hochachtung. „Er hat klug und selbstlos gehandelt, ohne sich zu bereichern.“
Mit welchem Requisit Niklas Kornel beschreibt, wofür er und seine Partei stehen, sehen Sie in einem Clip unter www.schwaebische.de/ politikyoungsters-fdp