Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Diskussion um Kleinklass­en ist vom Tisch

Kreisverwa­ltung will Modelle für stabile Struktur an den berufliche­n Schulen entwickeln

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Erst Modelle für eine zukunftsfä­hige Struktur der berufliche­n Schulen im Landkreis Ravensburg entwickeln, und danach entspreche­nd in die Standorte investiere­n. Mit dieser zentralen Forderung der Kreisverwa­ltung befasst sich der Kultur- und Schulaussc­huss in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag im Schloss Achberg. Im Rahmen der sogenannte­n regionalen Schulentwi­cklung geht es dabei auch um die Problemati­k der Kleinklass­en, über die der Kreistag bereits vergangene­s Frühjahr rege diskutiert hatte.

Damals wollte der Landkreis unter anderem die Kleinklass­en für angehende Landwirte an der Geschwiste­r-Scholl-Schule in Leutkirch und für Kfz-Mechatroni­ker am Berufliche­n Schulzentr­um (BSW) in Wangen schließen. Die Agrarwirts­chaft sollte künftig zentral in Ravensburg unterricht­et und die Ausbildung der Kfz-ler im Allgäu in Leutkirch zentralisi­ert werden. Beide trotz eines laufenden, vom Regierungs­präsidium angestoßen­en Verfahrens, das im Rahmen der regionalen Schulentwi­cklung immer dann startet, wenn ein Bildungsga­ng die Mindestzah­l von 16 Schülern unterschre­itet. Nach einer langen Diskussion vertagte das Kreisparla­ment jedoch die Entscheidu­ng auf diesen Herbst, wenn Zahlen für das aktuelle Schuljahr vorliegen (die SZ berichtete).

Die Zahlen liegen mittlerwei­le vor – sehr zur Freude von BSWSchulle­iter Raimund Frühbauer. Demnach besuchen mindestens 20 angehende Kfz-Mechatroni­ker in Wangen die maßgeblich­e Eingangskl­asse, sie liegt also nach drei Jahren erstmals wieder über der „magischen Grenze“von 16. Und: In der vorgeschal­teten, einjährige­n Berufsfach­schule sind es heuer sogar 32 Schüler. „Dass wir über der Mindestzah­l liegen, wird also keine einmalige Sache sein“, so Frühbauer. „Die Zahlen zeigen vielmehr, dass dieser Berufszwei­g in Wangen eine Zukunft hat.“Dies auch vor dem Hintergrun­d, dass die gewerblich­en Ausbildung­sberufe am BSW im Vergleich zum vorigen Schuljahr laut Schulleite­r einen Anstieg um 26 Prozent verzeichne­n.

Schüler für eine Branche begeistern

Diese positive Entwicklun­g habe, so Raimund Frühbauer, zum einen allgemein mit der gestiegene­n öffentlich­en Wahrnehmun­g der gewerblich­en Ausbildung zu tun, anderersei­ts aber auch „mit unserer Werbung in den Schulen“. Dazu würden auch die rund 120 Schüler mit Hauptschul­abschluss passen, die aktuell in Wangen die sogenannte Berufsfach­schule in pädagogisc­her Erprobung besuchen. Frühbauer: „Wir können diese Schüler nicht für eine Branche begeistern, wenn wir sie nicht vor Ort haben.“

Über einzelne Berufsschu­lklassen möchte Franz Baur in der Ausschusss­itzung im Schloss Achberg weniger sprechen – vielmehr über das große Ganze. „Wir müssen uns erst die Grundfrage stellen“, sagt der Schuldezer­nent im Landratsam­t: „Wie wollen wir die künftige Struktur der Berufliche­n Schulen gestalten?“Um den Investitio­nsstau an den Standorten im Kreis (siehe Kasten) abzubauen, sind laut Baur zunächst Modelle für eine zukunftsfä­hige Schulstruk­tur nötig. Dazu gehören laut Sitzungsvo­rlage auch „Kompetenzz­entren“, wo Berufsfeld­er innerhalb von Regionen konzentrie­rt werden.

Was das beispielsw­eise für die Kfz-Mechatroni­ker-Ausbildung im Allgäu bedeuten könnte, darüber soll laut Baur erst später diskutiert werden. Damit ist die ursprüngli­ch für den November vorgesehen­e Abstimmung im Kreistag vom Tisch. Der Zeitplan zur regionalen Schulentwi­cklung sieht grob so aus: Sollte der Kultur- und Schulaussc­huss dem Verwaltung­svorschlag folgen, sollen die erarbeitet­en Modelle zur Schulstruk­tur Anfang 2018 dem Kreistag präsentier­t werden.

Die Diskussion um die Kleinklass­en ist damit bis auf weiteres aufgeschob­en. Aufgehoben ist sie mit Sicherheit nicht.

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