Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Tag auf dem Rahlenhof
Anita und Christopf Schaaf laden Behinderte zur Kartoffelernte ein
RAVENSBURG – Auf Einladung von Anita und Christof Schaaf an die St. Jakobus Behindertenhilfe konnten fünf Frauen und drei Männer einen Tag auf dem Rahlenhof im Raum Ravensburg miterleben.
Der Arbeitstag beginnt auf der grünen Wiese mitten im Rahlenhof. Schon auf dem Weg dahin haben die Besucher vorsichtig in die verschiedenen Stallungen gelugt, freilaufende Hühner gestreichelt und am Heu auf dem Wagen im Hof geschnuppert. Andere sind an der Technik interessiert, begutachten die Sämaschine, die schon mit Saatgut beladen ist. „Das ist Gründüngung und wird später untergepflügt“, informiert Christof Schaaf. Jeder darf mal in das Saatgut greifen und der Biobauer erklärt den Unterschied zwischen einer Erbse und den Samen der Sommerwicken. Vögel zwitschern und Christof Schaaf fordert die Gäste auf, nach oben zu schauen. Auf dem Rahlenhof sind Turmfalken und Mehlschwalbenpaare zuhause. Unmittelbar hinter dem Hof führt ein schmaler Fußweg zu einer grünen Wiese. Für die Gäste im Rollstuhl beginnt ein abenteuerlicher Weg. Doch die Neugierde siegt. Das Ehepaar Schaaf macht Mut: „Wir schaffen das!“Sie unterstützen, helfen und schieben.
Grüne, leicht verwelkte Stauden stehen auf dem Kartoffelacker. Beim Ausgraben der roten Kartoffeln ist die Mutterknolle noch zu erkennen. „Diese Sorte heißt Rosara“, erklärt Anita (vorne 2.v.r.) und Christof Schaaf (rechts) haben junge Erwachsene der St. Jakobus Behindertenhilfe (TheresiaHecht-Stiftung) eingeladen, einen Tag auf dem Rahlenhof zu erleben. Die Kartoffelernte gehört auch dazu. Der Demeterbetrieb im Raum Ravensburg ist ein zertifizierter „Lernort Bauernhof“des Landes Baden-Württemberg.
Christof Schaaf. Zwischen den Kartoffelstauden entdecken die Gäste den duftenden Dill und den blau blühenden Borretsch für den Kräuterquark. Andere sammeln die Kartoffeln ein und genießen den frischen, herben Geruch. Jede Knolle wird berührt, betrachtet und von der Erde befreit. Stolz und zufrieden mit der eigenen Ernte wird der Heimweg angetreten. Für die Rollstuhlgäste ist
der schmale Feldweg leicht bergauf eine Herausforderung. Christof Schaaf improvisiert, knotet ein Seil an den Rollstuhl, zieht von vorne, der Betreuer schiebt. Die Rollstuhlfahrer sind im Glück. Die anderen auch.
Im Garten wird die Ernte geschrubbt und gewaschen. Während die Kartoffeln auf dem Herd kochen, gehen sie die Tiere füttern. Die entspannten Pferde wirken beruhigend auf die noch ängstlichen Gemüter. Nebenan im Hühnerstall sammeln sie frische Eier aus den Legenestern und im Schatten der Bäume entdecken sie die Küken der freilaufenden Hühner. Nach getaner Arbeit genießen sie zusammen mit Familie Schaaf die gekochten Kartoffeln mit buntem Kräuterquark. Die Besucher sind begeistert: „Zur nächsten Ernte kommen wir wieder.“