Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das „Gewissen der Demokratie“will mehr Gerechtigkeit
Die Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Porträt – Heute: Klaus Wirthwein, Freie Wähler
KREIS RAVENSBURG - „Die anständige Alternative“: Mit diesem Slogan gehen die Freien Wähler in die Bundestagswahl. Ihr Direktkandidat im Wahlkreis Ravensburg heißt Klaus Wirthwein. Der 60-jährige Landesvorsitzende aus Achberg wirbt für eine wertkonservative, liberal-humanistische Politik, die keinen Fraktionszwängen unterworfen ist: „Wir sind die Mitte – mittendrin.“
Vor zehn Jahren kam Klaus Wirthwein aus seiner südhessischen Heimat nach Achberg, mit der Bürgermeisterkandidatur dort begann 2013 seine politische Aktivität. Nachdem er über ein Viertel der Stimmen erhielt, gründete er mit den „Mündigen Bürgern Achberg“eine eigene Liste und zog damit ein Jahr später in den Gemeinderat ein. Dann wurden die Freien Wähler auf ihn aufmerksam. „Bei der ersten Anfrage habe ich gesagt, dass ich eigentlich ein schlechter Politiker bin, weil ich sage, was ich denke“, erinnert sich der 60-jährige Metzgermeister und selbstständige Fleischhändler. „Dann haben die gesagt: Wir haben keinen Fraktionszwang, du bist genau der Richtige für uns.“
Es folgte ein schneller Aufstieg: 2016 wurde Wirthwein zum Landesvorsitzenden gewählt und vergangenen Sommer im Amt bestätigt. Er steht auf Platz eins der Landesliste und wäre sicher im Bundestag, falls die Freien Wähler (nicht zu verwechseln mit den in Baden-Württemberg kommunal in Vereinen organisierten Freien Wählern) im Bund mindestens fünf Prozent oder drei Direktmandate gewinnen. „Wir wollen bei der Bundestagswahl insgesamt drei Prozent erreichen“, sagt Wirthwein. Dafür gibt er im Wahlkampf Gas und hat zusätzlich 150 Plakate mit der Aufschrift „Das Gewissen der Demokratie“neben seinem Konterfei aufhängen lassen. „Das soll nicht anmaßend klingen“, sagt Wirthwein. „Aber ich bin ein gerecht denkender Mensch, und ich meine schon, dass ich da ein Gewissen einbringe in den politischen Dialog.“
Zu seinen Hauptforderungen gehören die finanzielle Besserstellung von Familien mit Kindern und Alleinerziehenden (Familien- statt Ehegatten-Splitting) sowie mehr Geld für die Bildung samt einem „grundsätzlichen Ja zum neunjährigen Gymnasium“. Außerdem will Wirthwein gegen den „ausufernden Lobbyismus in Berlin“und für eine kostenlose, vom Bund bezahlte Kinderbetreuung ab drei Jahren kämpfen. Vor dem Hintergrund des Pflegeheim-Streits in Achberg setzt sich der Direktkandidat der Freien Wähler auch für den Erhalt „kleiner, bestens geführter Einrichtungen“ein: „Die Landesheimbauverordnung muss toleranter ausgelegt werden.“Wie das laut Wirthwein alles finanziert werden soll? Mit der Einführung einer Transaktionssteuer auf Börsengeschäfte sowie einer Abkehr von einer „komplett verfehlten Entwicklungshilfepolitik“.