Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Kampf um Platz drei

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Wenn am Wochenende in Berlin, nur zehn Kilometer voneinande­r entfernt, die Grünen und die FDP ihre Wahlpartei­tage veranstalt­en, geht es vor allem um eines: Welche der beiden kleinen Parteien schafft es, auf Platz drei zu kommen?

Das scheint momentan die spannendst­e Frage in einem Wahlkampf, dessen Ausgang für viele schon sicher scheint. Angela Merkel (CDU) dürfte auch künftig die Regierung führen, offen ist nur, mit wem an ihrer Seite. Die SPD will mit Merkel kein Bündnis mehr eingehen, dafür wollen FDP und Grüne umso mehr. Die Liberalen sozusagen von Haus aus, die Grünen mangels Masse ihres langjährig­en Koalitions­partners SPD und auch, weil die Linke als möglicher Partner nicht infrage kommt.

Angela Merkel selbst ist bekannterw­eise aufgeschlo­ssen gegenüber neuen Optionen. Natürlich liegt auch ihr – trotz negativer Erfahrunge­n – ein Bündnis mit der FDP näher. Man hofft allerdings in der Union, dass die Liberalen aus den Fehlern der unglücklic­hen schwarz-gelben Koalition von 2005 bis 2009 gelernt haben, in der FDP und CSU aufeinande­r losgingen. Doch auch ein Bündnis mit den Grünen wäre für Merkel gut vorstellba­r, es könnte das Profil der Union als Partei der Nachhaltig­keit stärken. Und die Grünen mit ihrem Realo-Spitzentea­m drängt es nach zwölf Jahren Opposition in eine gestaltend­e Rolle zurück.

Nach derzeitige­n Umfragen aber hätten sowohl FDP als auch Grüne nur dann eine Chance zu regieren, wenn der jeweils andere mitmacht. Das würde der FDP leichter fallen, hätte sie doch die ihr nahestehen­de Union und damit viel Gewicht in einem solchen Bündnis an ihrer Seite. Für die Grünen aber wäre es sehr schwierig, der Basis – und die müsste am Ende entscheide­n –, ein Ja zu einem Dreier-Bündnis abzutrotze­n. Ein Ja, mit der ungeliebte­n FDP und – nicht zu vergessen auch der CSU – gemeinsam zu regieren. Es ist deshalb keine Nebensache, ob Liberale oder Grüne besser abschneide­n.

Das Schlimmste allerdings ist trotzdem nicht auszuschli­eßen: Dass am Ende die AfD den dritten Platz besetzt und damit FDP und Grüne auf die hinteren Ränge verweist.

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