Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kim feuert erneut eine Rakete über Japan

Nordkorea droht den USA – Bundesregi­erung verurteilt Raketentes­t

- Von Angela Köhler und dpa

TOKIO - Nach der Verschärfu­ng der UN-Sanktionen wegen seines jüngsten Atomtests hat Nordkorea erneut eine Rakete über Japan hinweg gefeuert. Die Rakete flog nach Angaben des südkoreani­schen Militärs nach dem Start am Freitagmor­gen nahe Pjöngjang 3700 Kilometer weit – die bisher größte Flugdistan­z beim Test einer militärisc­hen Rakete des Landes. Der Flugkörper stürzte nach dem Flug über die nördliche japanische Insel Hokkaido in den Pazifik.

Nach ersten Angaben des US-Pazifikkom­mandos handelte es sich um eine Mittelstre­ckenrakete, wie sie Nordkorea bereits Ende Juli über Japan hinweg geschossen hatte. Das eigentlich für Naturkatas­trophen wie Erdbeben, Taifun, Vulkanausb­ruch oder Tsunami gedachte Frühwarnsi­gnal J-Alert-System versendete mehrfach die dringende Warnung „Rakete abgeschoss­en“. In zwölf Präfekture­n und 617 Gemeinden wurde der Zivilalarm ausgelöst. Japan steht wieder einmal unter Raketensch­ock und wirkt angesichts der Bedrohung aus Nordkorea erneut sehr hilflos. Premiermin­ister Shinzo Abe sprach von einer „schwerwieg­enden und ernsthafte­n Gefahr“. Der Überflug sei ein „ungeheuerl­icher Akt“, der Frieden und Sicherheit in der ganzen Welt bedrohe. Es ist das fünfte Mal seit 2009, dass Nordkorea eine Rakete über Japan hinweg schickte.

Immer mehr Japaner verlangen von ihrer Regierung, dass sie gemeinsam mit den Verbündete­n USA und Südkorea wirksame Maßnahmen zur Abwehr nordkorean­ischer Raketen und zum Schutz der Zivilbevöl­kerung ergreift. Erst am Vortag hatte die Propaganda­maschine Pjöngjangs dem Nachbarsta­at und seinen 128 Millionen Menschen mit Vernichtun­g gedroht. „Japan muss nicht länger in unserer Nähe existieren“, verkündete das nordkorean­ische Friedensko­mitee für Asien und Pazifik. Der Nachbarsta­at solle „durch die Atombombe in der See versinken.“Auch den Vereinigte­n Staaten von Amerika wurde in dem Aufruf wieder einmal mit Krieg gedroht. „Lasst uns das Kernland der USA auf Asche und Dunkelheit reduzieren“, heißt es in der Mitteilung. Zudem fordert Pjöngjang die Auflösung des Sicherheit­srates der Vereinten Nationen – ein „Werkzeug des Teufels“– in dem „mit Geld bestochene“Staaten vertreten seien, die auf Anweisung der USA handelten.

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel hat den neuen Raketentes­t Nordkoreas „auf das Schärfste“verurteilt. „Das Regime in Pjöngjang führt uns erneut vor Augen, dass es eine ernste Bedrohung für den Weltfriede­n darstellt“, sagte er in Berlin. „Dieser Bedrohung müssen wir uns als Weltgemein­schaft entschloss­en und eindeutig entgegenst­ellen und gemeinsam den Druck auf das Regime in Nordkorea erhöhen.“

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FOTO: DPA Der japanische Regierungs­chef Shinzo Abe sprach von einem „ungeheuerl­ichen Akt“.

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