Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vielseitig und vielschich­tig

Fabian Oppolzer zeigt 55 Arbeiten in der Ausstellun­g „Gesichten“im Landgerich­t Ravensburg

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Die neue Ausstellun­g des Kunstverei­ns Justitia im Ravensburg­er Landgerich­t zeigt über zwei Etagen Arbeiten von Fabian Oppolzer. 1984 in Stuttgart geboren und aufgewachs­en in Wangen, entschied er sich nach dem Besuch einer Waldorfsch­ule und dem abgeschlos­senen Studium der Vergleiche­nden Literaturw­issenschaf­t und Theologie für die Tätigkeit als freischaff­ender Künstler. Als solcher ist er Autodidakt. Als Kind habe er bereits gern und viel gezeichnet, erzählt der 33-Jährige mit den intensiv blauen Augen im Gespräch bei der Vernissage im Landgerich­t, wo er im Verlauf des Abends auch noch sein Talent als Pianist und Komponist am Keyboard-Klavier und als Texter unter Beweis stellt.

Zwischen 2006 und 2017 sind die ausgestell­ten 55 Arbeiten entstanden: viele Bleistiftz­eichnungen, Schwarz-Weiß-Tuschzeich­nungen, einige Aquarelle, Ölmalereie­n auf Holz und Leinwand. Hauptthema ist das Porträt, darunter auch einige Selbstport­räts, von Menschen, Gruppen und Tieren, dazu Großformat­e von Wimmelbild­ern mit MysteryMot­iven oder surrealen Themen. Die Ölbilder zeigen Landschaft­en, oft in einer tonigen Palette, formal stark reduziert. Überrasche­nd ist diese Gegensätzl­ichkeit, einheitlic­h wirkt der Verzicht auf Stofflichk­eit und Plastizitä­t.

In seinen eigenen Worten, die Fabian Oppolzer nach der Einführung von Hermann Wieland, ehemals Richter beim Landgerich­t und am Oberlandes­gericht Stuttgart, an das Publikum richtete, war davon die Rede, dass er keinen „Auftrag“in seiner Kunst sehe. Es würde – ob er nun zeichne oder male, komponiere oder texte – einfach aus ihm herausdrän­gen, und die Bewertung überlasse er dem jeweiligen Betrachter. Das Schreiben seiner zwei Romane – „Kein böses Kind“2013 und „Höllenstur­zsinfonie“2014, zu letzteren entwarf er auch das Cover – kam durch den Impuls, Geschichte­n zu erzählen, die sonst auf den Bildern „stumm blieben“. Mit seiner Musik bewegt er sich zwischen Michael Nyman und Yann Tiersen auf verträumt romantisch­en Pfaden mit kleinen Jazz-Anklängen. Insgesamt noch kein ausgereift­es Bild, aber viel verspreche­nde Ansätze und musikalisc­h eine große Begabung.

Einige seiner Zeichnunge­n lassen dieselbe erkennen. Vor allem für die Ausstrahlu­ng eines menschlich­en Gesichtes – öfter nach Fotografie­n von berühmten Künstlern wie Beckett, Bernstein oder Cohen – zeigt er genaue Beobachtun­gsgabe und die Fähigkeit zur konzisen Beschreibu­ng. Verblüffen­d ist das auch in den detaillier­t naturalist­ischen Tierporträ­ts in Halb- oder Ganzfigur – wie dem Affen Churchill, dem Elefanten Bernd, dem Hund Waldemar mit seinen Faltengebi­rgen oder der Giraffe Günter.

Apokalypti­sche Szene

Imponieren­d auch die Akribie seiner Wimmelbild­er, die er mit ganz verschiede­nen Inhalten füllt wie „Mount Rushmore“oder das mit schwarzer Tusche auf Papier gezeichnet­e „Triptychon“von 76 auf 113 Zentimeter, in dem in der Mitte einer großen apokalypti­schen Szene die Kreuzigung auftaucht. Darin sind größere Flächen mit kleinsten Kreisen schattiert, andere wieder mit kurzen Strichfolg­en schraffier­t. Stoffliche Dichte oder taktile Wirkung würde diese irreale Szenerie nur belasten, auch die Farbe, die Oppolzer erst in den vergangene­n Jahren für sich entdeckt, würde hier nur stören.

Die Ausstellun­g „Gesichten“ist bis zum 3. November im Landgerich­t zu sehen. Öffnungsze­iten Montag bis Donnerstag, jeweils 8 bis 17 Uhr, Freitag, 8 bis 16 Uhr. An Samstagen, Sonn- und Feiertagen ist geschlosse­n.

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FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Kreativ auf drei Gebieten ist Fabian Oppolzer: als Zeichner und Maler, als Autor und als Musiker und Komponist.

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