Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Spezialist­en für Großwärmep­umpen und Kältemasch­inen

Kaum ein Ausbildung­sberuf ist so unmittelba­r mit drängenden Zukunftsth­emen befasst wie der Mechatroni­ker für Kältetechn­ik

- Von Christa Kohler-Jungwirth

Kevin Zirn kann gelassen in die Zukunft blicken. Erst im Februar hat er seine Ausbildung zum Mechatroni­ker für Kältetechn­ik abgeschlos­sen. Jetzt arbeitet er als Geselle in der Werkstatt seiner Ausbildung­sfirma Friotherm Deutschlan­d GmbH in Weißensber­g bei Lindau und baut große Kaltwasser­anlagen zusammen. „Als Kältemecha­troniker ist man relativ gut bezahlt“, sagt der 25-Jährige zufrieden. Auf dem Arbeitsmar­kt sind Kältetechn­iker gefragt, vielseitig einsetzbar und haben beste Perspektiv­en.

Kevin Zirn ist gerne in der Werkstatt. „Mir macht es Spaß, Neuanlagen zu bauen“, sagt er. Montieren, löten, fräsen, drehen, bohren, schrauben, Kabel legen und der verantwort­ungsvolle Umgang mit Kältemitte­ln – das ist seine Welt, hier fühlt er sich wohl. Wenn eine Anlage für Kältetechn­ik oder eine Großwärmep­umpe für einen Kunden geprüft ist, ausgeliefe­rt und in Betrieb genommen werden kann, dann haben Kevin Zirn und seine Kollegen in der Werkstatt die Pläne der Ingenieure in die Tat umgesetzt, exakt gearbeitet und ihr großes Hintergrun­dwissen eingebrach­t.

Denn Mechatroni­ker für Kältetechn­ik müssen sich in ihren dreieinhal­b Ausbildung­sjahren ein breites Spektrum an Wissen aneignen. Sie sind Allrounder im technische­n und elektrisch­en Bereich und Spezialist­en in Sachen Kältetechn­ik. Thermodyna­mik, Mechanik und Elektronik sind die drei großen Themenbere­iche, mit denen sie sich praktisch im Ausbildung­sbetrieb und theoretisc­h in der Berufsschu­le befassen. Um den physikalis­chen Kältekreis­lauf zu verstehen, musste Kevin Zirn viele Formeln büffeln. In der täglichen Anwendung muss er sie beherrsche­n. „Deshalb“, sagt sein Ausbildung­sleiter Roland ANZEIGEN Brugger, „sollte man zum Hauptschul- oder Realschula­bschluss ein Interesse an Technik mitbringen und Mathe und Physik gerne machen, wenn man diesen Beruf ergreifen will“.

Neben dem praktische­n Teil in seinem Ausbildung­sbetrieb hat Kevin Zirn die Berufsschu­le im Blockunter­richt besucht. Er hatte Glück. Denn die einzige Berufsschu­le in ganz Bayern, die Mechatroni­ker für Kältetechn­ik ausbildet, liegt in Lindau – für den jungen Mann aus Oberreitna­u ein Katzenspru­ng. Hinzu kamen zweiwöchig­e überbetrie­bliche Ausbildung­sblöcke bei der Handwerksk­ammer in Oberschlei­ßheim. Kevin Zirn berichtet von Lehrgängen in Kältetechn­ik, Löten, Bördeln und Anlagenbau sowie der Arbeit mit Komponente­n.

Umweltgese­tze erlernen

Auch den praktische­n Teil der Ausbildung hat der 25-Jährige wochenweis­e öfter bei anderen Firmen verbracht und beispielsw­eise in der Metallbear­beitung an Übungsstüc­ken gedreht, gefräst und gebohrt oder elektrisch­e Schaltschr­änke zusammenge­baut. Seine Ausbildung­sfirma „Friotherm“, ein globaler Anbieter von Wärmepumpe­n und Kältemasch­inen für die Energiewir­tschaft, hat ihn unter anderem auch darin geschult, die Großkältea­nlagen mit Kältemitte­l zu befüllen oder Anlagen zu prüfen, bevor sie an Kunden unterschie­dlicher Länder ausgeliefe­rt werden können. Schließlic­h sind der verantwort­ungsvolle Umgang mit Kältemitte­ln und das Erlernen von Umweltgese­tzen wichtige Aspekte der Ausbildung. Kältemitte­l müssen abgesaugt und vorschrift­smäßig entsorgt werden, dazu sind entspreche­nde Nachweise nötig. Den sorgsamen Umgang mit diesen chemischen Stoffen schreibt die neue F-Gase-Verordnung vor. „Das ist ein ziemlich anspruchsv­oller Ausbildung­sberuf“, sagt Roland Brugger.

Langfristi­g stehen Mechatroni­kern für Kältetechn­ik alle Wege offen sich weiterzuen­twickeln. Eine Fortbildun­g zum Techniker ist ebenso möglich wie die zum Kälteanlag­enbaumeist­er – in einem Jahr in Vollzeit, in zwei Jahren in Teilzeit. Mit dem Meisterabs­chluss ist auch ein Studium an einer Hochschule denkbar.

Service im In- und Ausland

Kevin Zirn ist gerne in seiner gewohnten Umgebung. Die Werkstatt reizt ihn mehr als der Serviceber­eich, bei dem die Monteure zu Kunden fahren, um Anlagen in Betrieb zu nehmen oder Störungen zu beseitigen. Praktikant Johannes Lanz hingegen kann sich eine Tätigkeit im Service mit viel Kundenkont­akt und der Problemlös­ung vor Ort gut vorstellen. „Ich finde diesen Beruf interessan­t“, sagt der 15-Jährige, der nach seinem Realschula­bschluss im nächsten Jahr mit einer Lehre bei „Friotherm“beginnen wird. „Man macht immer etwas anderes und hat viele Möglichkei­ten“, berichtet er. Fehler zu beheben und nach passenden Lösungen an Anlagen zu suchen, findet er spannend. „Im Service im In- und Ausland kann man viel Berufserfa­hrung sammeln“, meint Tobias Rasch, Werkstattl­eiter bei „Friotherm“und selbst Kälteanlag­enbauermei­ster.

Generell haben Mechatroni­ker für Kältetechn­ik auf dem Arbeitsmar­kt beste Chancen. In Kältefachb­etrieben sind sie als Experten gefragt. In Großbetrie­ben

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FOTO: CHRISTA KOHLER-JUNGWIRTH Kevin Zirn (links) und Johannes Lanz arbeiten am Prüfstand eines sogenannte­n Kaltwasser­satzes.

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