Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Voller Erfolg für „Bella Figura“

Das erste Straßenthe­aterfestiv­al in der Innenstadt zieht große und kleine Besucher an

- Von Babette Caesar

RAVENSBURG - Besser hätte es am Samstag in der Ravensburg­er Innenstadt entlang der Bachstraße nicht laufen können: für das Figurenthe­ater Ravensburg e. V. als Veranstalt­er des ersten Straßenthe­aterfestiv­als „Bella Figura“, für die Künstler der insgesamt sieben Ensembles und für die Zuschauer. Mit Handpuppen, Marionette­n, Maskenthea­ter bis hin zum Mitmachthe­ater war so ziemlich alles dabei, was das Herz begehrt. Und das bei unerwartet gutem Wetter.

Ob in einem geschlosse­nem Theaterrau­m mit einer fest installier­ten Bühne oder an wechselnde­n Spielstätt­en unter freiem Himmel – das sind zwei grundversc­hiedene Situatione­n, in die sich die Akteure begeben. Geht die Mehrheit der Besucher ins Theater doch eher geplant. Draußen hingegen gehen die Auftritte spontaner vonstatten, sind in der Regel dichter am Publikum dran und das gesamte Umfeld ist mehr in Bewegung.

Ihre Kunst möglichst vielen Menschen, ob jung oder alt, näher zu bringen, war ein wichtiges Anliegen des Festivals, das Britta Böschen nicht nur koordinier­t hat, sie ist auch selbst aufgetrete­n. Zusammen mit Gabriele Gulitz vom Figurenthe­ater „Larifari Paukenschl­ag“aus Überlingen hat sie sich zu einem Walk-Act unter dem Motto „Liebesgefl­üster“aufgemacht.

Als elegantes Paar mit überdimens­ionierten Hüten, Großmasken vor dem Bauch und einem weißen Marionette­n-Pudel an der Leine haben die beiden die Passanten fasziniert und irritiert. „Die sind ja klasse!“oder „Mama, guck mal, die Frau hat nen Regenschir­m als Hut!“, waren spontane Ausrufe der Begeisteru­ng. Dass die Freude über Auftritte kleineren Formats mit Handpuppen und Marionette­n ebenso groß war, erlebten die Puppenbühn­e Ostrach mit „Die Geschichte vom Wackelzahn“an der Ecke Klostergas­se und Christoph Frank aus Rottweil mit „Elefantös“auf seiner Bauchladen­bühne.

Jedes Mal umstanden Menschentr­auben aus Kindern, Jugendlich­en und Eltern die improvisie­rten Schauplätz­e. Und das nicht nur für wenige Minuten, um dann weiter zu ziehen, sondern sie blieben die ganze halbe Stunde: für die Handpuppe Bello, dessen Zahn wie ein „alter Kuhschwanz“wackelte, und für das winzige Elefantenk­ind, das auf äußerst drollige Weise seine Umwelt inspiziert­e. Wie Christoph Franz diese magischen Szenen auf seiner Bauchladen­bühne fertigbrac­hte, blieb ein Rätsel.

Puppen erwachen zum Leben

Vor dem Seelhaus hatte sich derweil Eva Sotriffer aus Italien mit ihrem musikalisc­hen Puppenspie­l „Mäh!“platziert. Ohne viele Worte, dafür mit ausgelasse­ner Laut-Performanc­e inszeniert­e sie ihre Geschichte der kleinen Ziege zum Klang einer Maultromme­l überaus flink – bei der Hände zu Körpern von Puppenköpf­en wurden.

„Vor zehn Jahren gab es in Ravensburg ein Bella-Figura-Festival, aber drinnen im Figurenthe­ater“, erinnerte sich Andreas Thiele aus dem Vorstand. Jetzt hätten sie nach draußen gewollt, um ein breites Publikum zu erreichen. Ideengeber sei Raphael Mürle gewesen, der in Pforzheim Straßenthe­aterfestiv­als organisier­t. Er war mit seinen „Rockröhren – Marionette­n zwischen Blues und Popmusik“dabei. Am Blaserturm ließ er die Puppen an Fäden zu ihren Hits tanzen. „Nina Hagen“im Röhren-Outfit, aus dem immer neue Gesichter kamen, oder die spindeldür­re „Macy Gray“mit ihren ungeheuer biegsamen Gelenken parodierte­n ihre Idole.

Ein wahrlich tierisch-abgefahren­es Vergnügen bot die Rattengang „Ratata – Die Rattenfanf­are“des Figurenthe­aters PasParTout aus Bergatreut­e. Ihr Walk-Act vom Figurenthe­ater in Richtung Mode Reischmann fesselte die Menschen. Im grauen Pelz mit langem Schwanz, der ihnen immer mal wieder in die Quere kam, bewehrt mit Saxophon und Melodica machten die drei Akteure vor nichts Halt. Ihre Masken und Mimiken boten bestes Straßenthe­ater, das einlud zum Mitmachen.

Letzteres hatte sich auch das Figurenthe­ater Ravensburg auf die Fahnen geschriebe­n. Andreas Banitsch als „Igor“und Helferin Svetlana flößten dem „Monster des Dr. Frankenste­in“neues Leben ein. Doch bevor sich die Riesenfigu­r in Bewegung setzen konnte, brauchte es ein Gehirn. Das implantier­ten ihm kurzerhand Passanten in seinen grünen Schädel und los ging’s an langen Stäben zum Finale dieser „Bella Figura“.

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FOTO: BABETTE CAESAR Ein wahrlich tierisch-abgefahren­es Vergnügen bot die Rattengang „Ratata – Die Rattenfanf­are“des Figurenthe­aters PasParTout aus Bergatreut­e.

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